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ETH-Bibliothek: «blättern und browsen»

Die grösste Bibliothek der Schweiz: Verbuchungsstelle in der ETH-Bibliothek Zürich. (Bildarchiv ETH-Bibliothek, Zürich) Bildarchiv ETH-Bibliothek, Zürich

In ihrer 150-jährigen Geschichte hat sich die ETH-Bibliothek vom Ein-Mann-Betrieb zum mittleren Unternehmen mit Millionen Dokumenten entwickelt.

Die Ausstellung «blättern & browsen» im Stadthaus Zürich stellt die Geschichte der Bibliothek mit zeitgenössischen Objekten und multimedialen Inszenierungen dar.

Alles begann in einem kleinen Zimmer in der Zürcher Altstadt, im Jahr 1855. Dort betreute ein einziger Bibliothekar eine bescheidene Sammlung von Büchern – ein paar wissenschaftliche Schriften, ein gedruckter Katalog.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieb die Bibliothek der im gleichen Jahr gegründeten Eidgenössischen Polytechnischen Schule – 1911 erhielt sie den Namen Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) – von bescheidener Grösse.

Stürmische Entwicklung nach 1960

Seit den 1960er-Jahren nahmen die Bestandeszahlen jedoch zu. «Im globalen Umfeld der wissenschaftlichen Kommunikation hat sich sehr viel verändert», sagt Margit Unser von der ETH-Bibliothek. Sie ist für deren Marketing verantwortlich.

«In dieser Zeit wurde sehr viel publiziert, damals natürlich noch gedruckt», so Unser gegenüber swissinfo. Zu jener Zeit sei auch viel Geld vorhanden gewesen, so dass die von den Professoren und Studierenden gewünschten Bücher auch angeschafft werden konnten.

Dauerte es mehr als 100 Jahre bis zum millionsten Buch, vergingen danach lediglich jeweils etwa sieben Jahre, bis wieder eine Million zusätzlicher Dokumente gezählt werden konnten. Entsprechend schnellten Personalbestand und Budget in die Höhe. Und die Bibliothek breitete sich auch räumlich stetig aus.

Vom Buch zum elektronischen Medium

Auch die Bestände haben sich gewandelt. Längst können nicht mehr nur vergilbte Bücher ausgeliehen werden. Das Wissen ist auch in elektronischer Publikationsform erhältlich und mittlerweile der Öffentlichkeit via Internet zugänglich.

Heute ist die ETH-Bibliothek eine öffentliche Bibliothek, die der gesamten Bevölkerung zur Verfügung steht. Sie spielt zugleich die Rolle einer technischen Landesbibliothek. Auf elektronischem Weg können rund um die Uhr Dokumente gesucht und bestellt werden.

Die mittlerweile grösste Bibliothek der Schweiz mit mehreren Standorten bietet eine breite Palette unterschiedlichster Dienstleistungen an: vom gedruckten Buch aus dem 15. Jahrhundert bis hin zu elektronischen Zeitschriften und Datenbanken aus allen Wissensgebieten.

«Der Bestand verlagert sich aber immer mehr auf die elektronischen Medien», erklärt Margit Unser. «Seit einigen Jahren erscheinen auch die Dissertationen der Studierenden elektronisch. Von daher geht es schon in Richtung E-Library.»

Personal immer internationaler

Das Personal der ETH-Bibliothek ist in den letzten beiden Jahrzehnten immer internationaler geworden. «Das hängt damit zusammen, dass sich die Schweiz immer mehr der Welt öffnet, und so Fachpersonal die Möglichkeit hat, in die Schweiz zu kommen und hier zu arbeiten», sagt Unser.

Die ETH-Bibliothek beschäftige auch Leute aus Indien, Sri Lanka und China. «Wir sind wirklich sehr international hier, wir haben Beschäftigte aus 22 Nationen», so Unser.

Sind Bibliotheken noch zeitgemäss?

Gegenwärtig befinde sich die ETH-Bibliothek in einer Umbruchphase, erklärt Unser. Neue Medien, neue elektronische Publikationsformen, ein zunehmend unüberschaubares Informationsangebot veränderten die Aufgabenstellung und das Bild der Bibliothek. Ebenso die Anforderung, Angebote und Dienstleistungen permanent zu optimieren.

«Bibliotheken sind aber auch im Internet-Zeitalter immer noch zeitgemäss», sagt Unser. «Es muss ja jemanden geben, der diese Informationsflut in geordnete Bahnen lenkt, der diese Sachen ordnen, strukturieren kann, der entsprechend Auskunft geben kann, wo man diese Informationen findet. Das ist eine Zukunftsaufgabe der Bibliothek und auch der Bibliothekare.»

swissinfo, Jean-Michel Berthoud, Zürich

«blättern & browsen» – 150 Jahre ETH-Bibliothek
Ausstellung im Stadthaus Zürich: 23. September bis 11. November 2005
Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr, Sa und So geschlossen, Eintritt frei
Publikation zur Ausstellung: «blättern & browsen» – 150 Jahre ETH-Bibliothek (Hrg.: ETH-Bibliothek, 2005, Fr. 29.-)

Die ETH-Bibliothek ist die grösste Bibliothek der Schweiz. Einerseits ist sie zentrale Hochschulbibliothek für die ETH Zürich, andererseits nimmt sie die Aufgaben eines nationalen Zentrums für naturwissenschaftliche Information wahr.

Sie verfügt über einen Bestand von 6,4 Millionen Einheiten, einschliesslich Karten, alte Drucke, audiovisuelle Dokumente, Zeitschriften, Datenbanken und vieles mehr. Die ETH-Bibliothek beschäftigt rund 150 Personen.

Besondere Schwerpunkte liegen im Bereich des elektronischen Informationsangebotes für Hochschulangehörige und in den innovativen Dienstleistungen.

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