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Fettleibigkeit fordert Lebensversicherer

Fettleibigkeit weitet sich fast epidemisch aus. Keystone

Die stark zunehmende Fettleibigkeit wirkt sich auf die Sterblichkeitsrate aus und könnte zu höheren Versicherungs-Prämien führen.

Das ist das Fazit einer Analyse der Swiss Re, einem der grössten Lebensversicherer der Welt.

Fettleibigkeit tritt immer häufiger auf und stellt die Lebensversicherer vor eine neue Herausforderung. Eine eben veröffentlichte Studie von Swiss Re, einem der weltweit grössten Lebens- und Rückversicherer, befasste sich mit dem Einfluss der Fettleibigkeit auf die Entwicklung der Sterblichkeits-Raten.

Dabei kommt Swiss Re zum Schluss, dass die Sterblichkeitsrate in den letzten Jahrzehnten – infolge medizinischer Fortschritte, dem Rückgang der Herzerkrankungen und des Tabak-Konsums – sank, während sich die Fettleibigkeit fast epidemieartig ausbreitet.

Gemäss der Studie muss davon ausgegangen werden, dass die Sterblichkeitsrate weiter gesunken wäre, hätte sich die Fettleibigkeit stabilisiert.

Das ist jedoch nicht der Fall – im Gegenteil: Der Anteil der Fettleibigen in den Industrie-Staaten beträgt laut jüngsten Schätzungen zwischen 10 und 25%. Vor allem junge Menschen sind von diesem Problem betroffen.

Eine Folge des Lebensstils

In der Schweiz ist dies nicht anders: Die Zahl der übergewichtigen Kinder hat sich gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie der ETH Zürich in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht, jene der fettleibigen Knaben und Mädchen beinahe versechsfacht. Gründe für diese Entwicklung sind falsche Ernährung sowie Bewegungsmangel.

Für Swiss Re ist die Bewältigung der Fettleibigkeit heute eine dringliche Aufgabe, vergleichbar mit der Bekämpfung des Rauchens. Gefordert seien nun alle: Regierungen, Ärzte, Nahrungsmittel-Produzenten und Konsumenten, insbesondere auch Eltern.

«Wenn dieser Trend nicht unter Kontrolle gebracht werden kann, werden die Konsumenten die effektiven Kosten tragen. Nimmt der BMI-Wert (Body Mass Index) der Versicherungsnehmer weiter zu, werden sich auch ihre Prämien erhöhen», sagte Ronald Klein, Global Head of Pricing der Life & Health Business Group von Swiss Re.

«Als Rückversicherungs-Gesellschaft schreiben wir unseren Klienten, den Lebensversicherern, nicht vor, wie sie mit ihren Produkten umzugehen haben. Wir schlagen ihnen lediglich vor, sie sollten künftig die Zunahme der Fettleibigkeit in ihrer Preispolitik berücksichtigen», betonte Stuart Collins, Swiss Re-Sprecher gegenüber swissinfo.

Keine höheren Krankenkassen-Prämien für «Dicke»

Auch Yves Seydoux von santésuisse, dem Branchenverband der Krankenversicherer, zeigt sich gegenüber swissinfo beunruhigt über die immer häufiger auftretende Fettleibigkeit. Eine Erhöhung der Prämien für die Betroffenen sei jedoch von Gesetzes wegen nicht erlaubt.

«Die Krankenversicherer haben nicht die Kompetenz, über höhere Prämien für jene Leute zu entscheiden, die ihre Gesundheit gefährden. Das gleiche gilt für Raucher. Um das zu ändern, braucht es einen politischen Entscheid.»

swissinfo

Gemäss einer ETH-Studie sind in der Schweiz 18% der Knaben zwischen 6 und 12 Jahren übergewichtig.
Bei den Mädchen sind es rund 20%.
Gemäss Schätzungen sind in den Industriestaaten 10–20% der Männer und 10–25% der Frauen fettleibig.
In den Entwicklungsländern beträgt die Verbreitung der Fettleibigkeit ca. 5%.

Gemäss einer Studie von Swiss Re könnte die zunehmende Fettleibigkeit weltweit zu höheren Prämien für die Kunden führen. Dies, sollte diese Entwicklung nicht unter Kontrolle gebracht werden. Swiss Re ruft Regierungen, Ärzte, Nahrungsmittel-Produzenten und Konsumenten zum Handeln auf.

Swiss Re ist einer der grössten Lebensversicherer der Welt und in über 30 Ländern präsent.

Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO besteht Fettleibigkeit ab einem BMI-Wert von über 30.

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