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Flugwetter für Schweizer Manager

Häufiger Wechsel an der Spitze von Ascom: Juhani Anttila (rechts) gab Anfang Juli die Konzernleitung an Finanzchef Rudolf Hadorn (links) ab. Keystone

Kaum je wurden so viele Spitzenkräfte der Wirtschaft ausgewechselt wie seit Jahresbeginn. Die schlechte Konjunktur lässt die Köpfe rollen.

Bei «soliden» Konzernen sind Managerposten aber keine Schleudersitze.

Im vergangenen Jahr haben 10,2 Prozent aller CEOs von Top-Firmen im deutschsprachigen Raum ihren Job verloren oder verlassen. Das stellt das Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton in einer Untersuchung bei 2500 Firmen feststellt.

Im laufenden Jahr dürfte die Rate noch um einiges höher liegen. Global lag die Rate 2003 mit 9,5% erstmals etwas niedriger.

Häufiger als früher

«Die Managerwechsel häufen sich», bestätigt Christian Muggli, geschäftsführender Partner bei der Beratungsfirma Egon Zehnder International. Stockt die Konjunktur, könnten Management-Fehler nicht mehr so gut übertüncht werden wie in guten Zeiten.

«Bei Unternehmen, die nicht laufen, wird heute nicht mehr jahrelang zugesehen», sagt Muggli. Stimme die Leistung nicht, werde die Spitze heute schneller ausgewechselt. «Es ist richtig, dann zu handeln und einen Schlussstrich zu ziehen.»

Problemfälle

Wegen unbefriedigender Ertragslage wechselten etwa Forbo, SIG, Lonza und Loeb ihre Führung aus. Forbo-CEO Werner Kummer wurde nach sechs Jahren vor die Tür gestellt. Lonza-Chef Markus Gemünd zog die Konsequenzen aus einem Gewinneinbruch. SIG-Chef Roman Boutellier wurde für den Konzernverlust von 2003 verantwortlich gemacht.

Nach François Loebs Rückzug aus der operativen Leitung des gleichnamigen Warenhauses Ende Juni 2000 schieden mit Robert Scherz und Martin Bühler zwei seiner langjährigen Weggefährten mehr oder weniger freiwillig aus.

Keine Schleudersitze

Managersitze sind dennoch keine Schleudersitze. Bei «soliden» Konzernen wie Nestlé, Roche oder Novartis etwa sind Wechsel selten. Die Gründe für Rochaden sind vielfältig. Oft steht ein Wechsel auch am Ende einer Restrukturierungsphase.

Jüngste Beispiele sind ABB und die CS Group. Bei der CS Group wurde die Doppelspitze nach anderthalb Jahren wieder abgeschafft. John Macks Vertrag wurde nicht verlängert, Oswald Grübel wurde als alleiniger CEO eingesetzt, nachdem die beiden Co-Chefs die Bank wieder auf Kurs gebracht hatten.

Bei ABB konzentriert sich Jürgen Dormann auf das Präsidium des Verwaltungsrats, nachdem er den Konzern auch in der Funktion als Chef restrukturiert hat. Sein Nachfolger wird der 44-jährige Sulzer-Chef Fred Kindle.

Abgang aus Enttäuschung

Wie die ABB ist auch die Berner Ascom für häufige Wechsel an der Spitze bekannt. Anfang Juni gab Juhani Anttila die Konzernleitung an Finanzchef Rudolf Hadorn ab. Hadorn ist damit bereits der sechste Konzernchef seit Ende 1990. Anttila hat – wie Dormann – sein Doppelmandat als CEO und Verwaltungsratspräsident aufgegeben.

Wechsel gibt es auch aus Opportunitätsgründen. ABB-Finanzchef Peter Voser etwa hatte auf den obersten Sessel bei ABB aspiriert. Vier Monate nach Bekanntgabe der Wahl Kindles trat er zurück. Sein Frust wird sich in Grenzen halten: Per Anfang Oktober wird Voser Finanzchef und Konzernleitungs-Mitglied bei Royal Dutch/Shell.

Fallschirme und Bücher

Wie sind die Aussichten für entlassene Manager? Viele Fallschirme sind nach wie vor vergoldet. Die meisten Führungskräfte finden zudem schnell wieder einen Chefposten. So wurde der ehemalige Valora-Chef Reto Hartmann von der Feintool-Gruppe engagiert.

Doch es gibt auch Verlierer, wie Unternehmensberater Muggli sagt. Ex-Swissair-Chef Philipp Bruggisser habe beispielsweise etwas Mühe. Und Ex-Swiss-Chef André Dosé schreibe wie die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler halt ein Buch.

swissinfo und Alexa Clemenz Berger (sda)

2003: 10,2% aller CEOs von 2500 Firmen im deutschsprachigen Raum ausgewechselt

2004: Gemäss der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton dürfte die Rate noch steigen

Global lag die Rate 2003 mit 9,5% erstmals etwas niedriger

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten häufen sich die Wechsel an der Spitze von Top-Firmen.

Beratungsfirmen orten zwei Hauptgründe dafür:

Bei schlechter Konjunktur könnten Management-Fehler nicht so gut übertüncht werden wie in guten Zeiten. Und wenn die Leistung bei schlecht laufenden Firmen nicht stimme, werde die Spitze heute schneller ausgewechselt.

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