Mittelklasse-Hotels müssen kämpfen
Während die Sterne der Schweizer Luxus-Hotels strahlen, verlieren jene der Mittelklasse-Hotels an Glanz. Dies zeigt die Hotelklassifikation 2004.
Das Rezept heisst Spezialisierung, beispielsweise zu Seminar-, Familien- oder Golfhotels, empfiehlt der Verband hotelleriesuisse.
Nach den fetteren Jahren von Mitte 90er-Jahre bis 2000 befindet sich die Schweizer Hotellerie seither wieder auf Talfahrt. Doch davon sind nicht alle Hotelkategorien gleichermassen betroffen.
Die Schweizer Luxushotellerie beispielsweise ist auf dem Vormarsch und gehört in dieser Liga gar zur Weltspitze.
Dies ist ein Ergebnis der Hotelklassifikation 2004, welche hotelleriesuisse, der Branchenverband der Schweizer Hotellerie, am Dienstag bekannt gegeben hat.
Gesamthaft ist die Zahl der in der Schweiz klassierten Hotels innert Jahresfrist um 74 auf 2303 Betriebe zurückgegangen.
Bewegung bei den Luxus-Hotels….
Im Hochpreis-Segment ist die Anzahl Hotels praktisch unverändert geblieben. «Ausserdem sind viele Schweizer 4- und 5-Stern-Häuser in die absolute Weltspitze vorgedrungen», hiess es.
Diese Position verdanke die Spitzenhotellerie vor allem innovativen Projekten und umfangreichen Investitionen.
…und Spezialitäten-Hotels
Die zweite Gruppe, die sich behaupten konnte, sind diejenigen Unternehmen, die sich als Spezialitäten-Hotels positioniert haben.
So verzeichnet hotelleriesuisse seit 2001, als der Verband die Spezialitäten-Labels einführte, teilweise markante Zunahmen, namentlich bei den Seminarhotels (+43), Business-Hotels (+20), bei den Historischen Hotels (+16) sowie den Velo-/Bike-Hotels (+6).
«Mühe bekunden dagegen Hotels im Mittelklasse-Bereich mit einem ‹08.15-Angebot› für jedermann», sagt Isabel Garcia von hotelleriesuisse gegenüber swissinfo. «Deren Zeiten sind vorbei, sie haben auf mittlere Sicht keine Perspektive mehr.»
Kreativität entfalten
Diese Entwicklung verdeutlichen die Rückgänge bei den Dreistern-Hotels (-38) und den Zweistern-Häusern (-17) innert Jahresfrist.
Hier sei Kreativität gefragt, so Garcia. Denn auch für die Kategorie der Durchschnitts-Hotels heisse das Rezept eindeutig Spezialisierung.
«Im Mittelland beispielsweise laufen Seminarhotels nicht schlecht.» Empfehlenswert sei beispielsweise dort, wo eine entsprechende Anlage in der Nähe sei, die Richtung Golfhotel.
Modifikation angekündigt
Ab 2006 will hotelleriesuisse den Label-Zusatz «Superior» einführen, den Hotels der Kategorien 3-, 4- und 5-Sterne beanspruchen können.
Damit soll gegenüber der Mittelklasse eine zusätzliche Differenzierungs-Möglichkeit geschaffen werden. Pro Kategorie würden 10 bis 15% Superior-Betriebe angestrebt.
Diese Erweiterung kann als Reaktion auf die Ankündigung des Wirte- und Hotelierverband Gastrosuisse interpretiert werden, ab 2006 ein für seine Betriebe eigenes Qualitätslabel zu schaffen.
Bei hotelleriesuisse stossen solche Pläne auf keine Gegenliebe. «Zwei verschiedene Sterne-Systeme überfordern die Gäste», stellt Garcia fest, denn diese suchten in erster Linie Orientierung und Klarheit.
«Was dem Gast nicht dient, dient auch dem Hotel nicht.»
swissinfo und Agenturen
Der neue Hotelführer 2005 von hotelleriesuisse umfasst 2303 Hotels.
Dazu kommen 350 Restaurants und 40 Hotelgruppen.
Davon sind:
85 Fünf-Sterne-Hotels (gegenüber 2003 unverändert)
441 Vier-Sterne-Hotels (-3)
1045 Drei-Sterne-Hotels (-38)
334 Zwei-Sterne-Hotels (-17) und
77 Ein-Stern-Hotels (-2).
Das Sterne-System für die Hotel-Klassifikation führte hotelleriesuisse vor 25 Jahren ein.
Heute sind die Sterne internationaler Standard.
Seit 2001 gibt es zusätzlich ein Label für Spezialitäten-Hotels (z.B. Seminar-, Business, Familien- oder Golfhotel).
Knapp 2400 Hotels sind dem Branchenverband angeschlossen.
80% aller Hotelgäste in der Schweiz übernachten in Betrieben, welche die Sterne von hotelleriesuisse tragen.
Der Wirte- und Hotelierverband Gastrosuisse hat auf 2006 ein eigenes Qualitätslabel angekündigt.
Hotelleriesuisse modifiziert auf 2006 sein Sterne-Klassifikationssystem.
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