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Nationale Airline ja – neue Finanzspritze nein

Verkehrsminister Moritz Leuenberger tut für die Swiss was er kann. Keystone

Die Schweizer Bevölkerung will mehrheitlich eine nationale Fluggesellschaft. Sie soll aber nicht aus Steuerschatullen finanziert werden.

Bundesrat Moritz Leuenberger stellt sich indes hinter Swiss-Präsident Pieter Bouw.

Rund 52% der Schweizerinnen und Schweizer vertreten die Ansicht, die Schweiz brauche eine eigene nationale Airline. Dies zeigt eine Umfrage, die das Institut Isopublic im Auftrag der «SonntagsZeitung» und «Le Matin dimanche» bei 607 Personen durchgeführt hat. 42% sind gegenteiliger Meinung, 6% haben keine dazu.

Deutlich wenden sich die Befragten allerdings gegen eine weitere Unterstützung der Swiss durch den Fiskus. 78% wollen von einer Finanzspritze der öffentlichen Hand nichts wissen, nur 17% bejahen eine solche.

Nur gerade 28% der Befragten erklärten, sie würden die Swiss für eine Flugreise wählen. 40% gaben an, die Fluggesellschaft sei ihnen im Prinzip egal. 15% machten ihre Wahl vom Preis des Flugtickets abhängig. 14% der Befragten würden in jedem Fall ein anderes Unternehmen bevorzugen.

Wenig Rückhalt für Management

Das Swiss-Management geniesst laut der Umfrage keinen grossen Rückhalt. 42% der Befragten finden, die Swiss-Chefs müssten abtreten. 39% lehnen es ab, das Management der Airline auszuwechseln.

Immerhin weiss Verwaltungsrats-Präsident Pieter Bouw den Schweizer Verkehrsminister hinter sich. «Solange er im Amt ist, geniesst er per se unser Vertrauen», sagte Bundesrat Moritz Leuenberger in einem im «Blick» vom Samstag erschienenen Interview. Bouw habe die internationale Erfahrung, um eine Airline zu führen.

«Eine Airline ist keine Fussballmannschaft, bei der man einfach den Trainer auswechselt», sagte Leuenberger weiter. Er verbarg nicht, dass er sich über den Widerstand der Swiss gegen das Luftverkehrsabkommen mit Deutschland «masslos» geärgert habe. Die Folgen dieser «Fehlleistung» seien «verheerend» gewesen.

Parteien an einen Tisch bringen

Hart ins Gericht ging Leuenberger mit einem Kritiker seiner Verhandlungen mit Deutschland: dem Zürcher SP-Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Dieser mache widersprüchliche und unwahre Aussagen, sagte der Verkehrsminister, dessen Verhandlungserfolg von vergangener Woche wegen der geplanten Südanflüge in Zürich für Missstimmung sorgen.

In der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS sagte Bundesrat Leuenberger, der Bund setze Südanflüge nicht zwangsweise durch. Zurzeit sei die Lage aber so, dass einzelne Flüge wohl nicht mehr in Kloten landen könnten, wenn man keine Südanflüge erlaube.

Ein richtiger Weg, um das Problem der Anflugsrouten zu lösen, sei, die verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bringen. Der Bund müsse hier zumindest den Anstoss geben. Momentan liefen aber noch keine Verhandlungen.

Schützenhilfe von Deiss

Der Bund will die angeschlagene Swiss stützen, wie Leuenberger im «Blick» sagte. Allerdings müsse er alle Unternehmen rechtsgleich behandeln. Zudem habe er den Beschluss zu respektieren, dass keine weiteren Steuergelder in die Airline fliessen sollen.

Die finanzielle Beteiligung des Bundes zum Aufbau der Swiss sei nach dem Zusammenbruch der Swissair richtig gewesen, sagte Bundesrat Joseph Deiss in einem im «SonntagsBlick» erschienenen Interview. Es sei damals darum gegangen, eine «regelrechte Schockwelle» zu vermeiden.

Der Wirtschaftsminister liess die Kritik an seinem Kollegen Leuenberger nicht gelten. Dieser habe erreicht, dass die katastrophalen Massnahmen, die auf den 10. Juli hätten in Kraft treten sollen, aufgeschoben wurden.

Angebot von Lufthansa?

Eine Zusammenarbeit der Swiss mit der deutschen Lufthansa bleibe auch nach der Redimensionierung der Schweizer Airline ein Thema. Dies berichtete die «SonntagsZeitung».

Eine Partnerschaft mit der deutschen Fluggesellschaft sei nach Insider-Informationen auch im Bundesratsausschuss diskutiert worden. Es hätten jedoch «noch nicht genügend Fakten» zur Verfügung gestanden, um gegenüber der Swiss-Führung eine Beteiligungslösung zu forcieren.

Swiss-Abfuhr in Paris

Inzwischen ist die Swiss im Rechtsstreit mit der französischen Fluggesellschaft Air Lib vor dem Berufungsgericht in Paris abgeblitzt. Dieses lehnte am 21.Mai ein Begehren der Swiss ab, den Fall in der Schweiz gerichtlich verhandeln zu lassen.

Die Swiss ziehe ihre Foderung jetzt an das französische Kassationsgericht weiter, sagte Firmensprecherin Priska Spörri am Sonntag zu einem Artikel der Westschweizer Zeitung «Le Matin dimanche». Schliesslich befänden sich alle Angeklagten, darunter die Gesellschaften der ehemaligen Swissair Group, in der Schweiz.

Die konkursite Air Lib fordert 60 Mio. Euro, die ihr die Swissair Group noch geschuldet haben soll, als diese ihre Bilanz im Oktober 2001 deponierte.

swissinfo und Agenturen

Umfrage bei 607 Schweizerinnen und Schweizern:

52% für nationale Airline, 42% dagegen

78% gegen staatliche Finanzspritze, 17% dafür

42% für Rücktritt des Swiss-Managements, 39% dagegen

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