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Nestlé-Chef Brabeck droht mit Rücktritt

Soll kein Doppelmandat erhalten: Nestlé-CEO Peter Brabeck. Keystone

Konzernchef Peter Brabeck will zurücktreten, sollte er von den Aktionären nicht auch zum Verwaltungsrats-Präsidenten von Nestlé ernannt werden.

Auch der Verwaltungsrat (VR) will seinen Rücktritt geben, sollte der Antrag einer Anlagestiftung gegen das Doppelmandat angenommen werden.

Am kommenden Donnerstag findet in Lausanne die Generalversammlung der Aktionäre des weltweit grössten Nahrungmittel-Konzerns statt. Konzernchef Brabeck will dann auch das Mandat des zurücktretenden VR-Präsidenten Rainer E. Gut übernehmen.

Gegen ein solches Doppelmandat läuft die Schweizer Anleger-Stiftung Ethos Sturm. Sie vertritt 83 Schweizer Pensionskassen und verwaltet deren Aktienvermögen – insgesamt 875 Mio. Franken – gemäss nachhaltigen Kriterien bezüglich Finanzen, Umwelt und Sozialem. Ethos ist gegen eine Machtkonzentration in den Händen eines einzelnen Mannes.

Unterstützung von US-Investoren

Geschäftigkeit in den Chef-Etagen von Nestlé hat allerdings nicht Ankündigung von Ethos hervorgerufen, sondern die Nachricht, dass auch mehrere internationale institutionelle Anleger deren Vorstösse unterstützen wollen.

Insbesondere die US-amerikanische Anleger-Organisation «Institutional Shareholder Services» (ISS) will gegen das Doppelmandat stimmen. ISS vertritt über 1000 institutionelle Anleger mit Nestlé-Aktien.

CEO und Verwaltungsrat drohen mit Rücktritt

Sollte das Doppelmandat nicht abgesegnet werden, droht jetzt Brabeck mit dem Rücktritt, wie Nestlé-Sprecher François-Xavier Perroud gegenüber der «Sonntagszeitung» sagte: «Das ist eine offizielle Aussage Peter Brabecks: Wenn Ethos mit ihren Anträgen an der Generalversammlung durchkommt, dann tritt Brabeck als Nestlé-Chef zurück.» Auch der gesamte Verwaltungsrat von Nestlé werde in diesem Fall zurücktreten.

Die Sonntagspresse berichtete auch von Treffen und Gesprächen des abtretenden Nestlé-VR-Präsidenten Gut mit Investoren, um ihre Unterstützung für Brabeck zu sichern. Er soll Gespräche mit dem Präsidenten des AHV-Ausgleichsfonds, mit dem Chef der Zürcher Kantonalbank sowie mit dem Anlage-Ausschuss der Post-Pensionskasse geführt haben.

Ethos will ein Zeichen setzen

Experten gehen davon aus, dass Ethos mit ihrem Antrag nicht durchkommen wird. Die Stiftung selber auch nicht, wie Ethos-Chef Dominique Biedermann gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte: «Es reicht nicht für einen rechtlichen Sieg, aber es ist ein starkes Signal in Richtung Management.»

Wenn der Antrag einen Fünftel der Stimmen erhalte, würde die Zeit von Brabecks Doppelmandat sicher weniger als fünf Jahre dauern, sagte Biedermann. In fünf Jahren wird Brabeck voraussichtlich pensioniert.

swissinfo und Agenturen

Die Anlagestiftung Ethos wurde 1997 von zwei Genfer Pensionskassen gegründet und umfasst heute 83 Schweizer Pensionskassen.

Die Stiftung verwaltet ein Vermögen von 875 Mio. Franken nach finanziell, sozial und umweltgerecht nachhaltigen Kriterien.

Sie will keine Doppelmandate von Chefmanagern: Diese sollen nicht Konzernchef und Verwaltungsrat-Präsident gleichzeitig sein dürfen.

Ethos und fünf Schweizer Pensionskassen vertreten Nestlé-Aktien mit einem Nominalwert von 100 Mio. Franken.

Ihr Vorstoss wird von ISS unterstützt, einer Anlegerorganisation, die über 1000 institutionelle US-Anleger vertritt.

Der Deutsche Helmut Maucher hatte das Doppelmandat von Konzernchef (CEO) und Verwaltungsrats-Präsident von 1990 bis 1997 inne. Er ist heute Ehrenpräsident von Nestlé.

Seit 1997 ist Rainer E. Gut Präsident des Verwaltungsrats (VR). Die Rolle des CEO nahm jemand anders ein.

Der Österreicher Peter Brabeck trat 1968 bei Nestlé ein und wurde 1997 CEO.

Er wurde im Januar 2005 vorgeschlagen, um auch die Funktion des VR-Präsidenten zu übernehmen.

Er ist auch Vizedirektor des VR von Credit Suisse und VR-Mitglied von L’Oreal und Roche.

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