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Öffentlich-private Partnerschaft auch in der Entwicklungshilfe?

Dieser Mann hat dank der Schweizerisch-Südafrikanischen Initiative sein Textilatelier aufbauen können. Deza

Das Konzept der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Entwicklungsorganisationen und Privatunternehmen ist lange Zeit mit Skepsis betrachtet worden. Aber solche Partnerschaften sind im Trend.

Entwicklungshilfe orientiert sich vermehrt an der Dynamik der Privatwirtschaft. Umgekehrt nehmen Unternehmer auch ihre soziale Verantwortung vermehrt wahr.

Das Konzept der öffentlich-privaten Partnerschaft in der Entwicklung (Public-Private Partnership for Development, PPDP) wird schon seit längerem von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt.

Die Agentur des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) organisierte in Nottwil im Kanton Luzern ein dreitägiges Seminar zu diesem Thema.

Bei der DEZA ist man der Ansicht, dass die bisher bestehende Barriere zwischen öffentlich und privat, die im Bereich der Entwicklungshilfe in vielen Köpfen besteht, geöffnet werden muss, wenn man wirklich die hochgesteckten Entwicklungsziele der UNO erreichen will: Bis 2015 soll die Armut auf der Welt halbiert werden.

DEZA-Direktor Walter Fust sagt, dass viele Branchenleute vor dem PPDP-Risiko zurückschrecken oder nicht glauben, dass der private Wirtschaftssektor im Entwicklungsbereich hilfreich sein könne.

DEZA in Kooperation mit Zurich Financial Services

«Wir müssen lernen, dass wir uns als Entwicklungs-Akteure nicht in einem abgeschotteten Markt bewegen», so Fust gegenüber swissinfo. «wir müssen die anstehenden grossen Herausforderungen gemeinsam angehen, wenn wir die Armut bekämpfen wollen.»

Deshalb regte die DEZA letztes Jahr eine Mikroversicherungs-Partnerschaft mit Zurich Financial Services (ZFS) und dem International Labour Office (ILO) an.

Mikroversicherung bietet einer Kundschaft mit tiefen Einkommen Lebensversicherungen oder Risikoversicherungen gegen Naturkatastrophen an.

Die DEZA sieht die Mikroversicherung als Weg, einkommensschwache Familien bei ihrem Kampf gegen die Armut zu unterstützen. Sie finanziert deshalb die technische Assistenz der ILO für die Partnerschaft.

Gewinnstreben und Entwicklungshilfe

Laut Raymond Risler von ZFS gibt es gute Gründe für eine öffentlich-private Partnerschaft: «Für uns stellt dies eine einmalige Gelegenheit dar, gleichzeitig Märkte zu entwickeln und den Aktionären mehr Wert zu verschaffen.»

Zurich sieht den Hauptgewinn der Partnerschaft im Entwickeln des bisher noch nicht bestehenden Marktes, der Innovation und dem Aufbau eines guten Rufs.

Gegner finden jedoch, dass zwischen den Zielen der Geberorganisationen und jenen der Unternehmen eine zu grosse Kluft bestehe. Ausserdem bestehe das Risiko, dass Unternehmen von solchen oft mit öffentlichem Geld unterstützten Partnerschaften kommerziell profitieren.

Sowohl ZFS als auch DEZA anerkennen diese Einwände, da sowohl kommerzielle als auch entwicklungspolitische Ziele in solchen Partnerschaften eingeräumt werden müssen.

Erfolgsgeschichten

Weitere Projekte, die an der Konferenz in Nottwil zur Sprache kamen, scheinen aufzuzeigen, dass öffentlich-private Partnerschaften funktionieren können. Zum Beispiel die Swiss South Africa Cooperation Initiative (SSACI).

SSACI wird von einigen in Südafrika tätigen Schweizer Unternehmen wie Credit Suisse oder Nestlé unterstützt. Das Projekt unterstützt Arbeitsbeschaffungs- und berufliche Trainingsprogramme für schlecht ausgebildete junge Südafrikaner.

In Südafrika ist mehr als 50% der Jugend ohne Arbeit. Dies wiederum sei ein Grund für hohe Jugendkriminalität und andere soziale Probleme, wie SSACI-Chef Ken Duncan ausführt.

Im Rahmen dieses Programms sind knapp 5000 Jugendliche beruflich trainiert worden, wobei 90% die Ausbildung abgeschlossen und davon wiederum drei Viertel eine Arbeit gefunden haben.

Duncan gibt zu, dass es nicht immer einfach sei, einen gemeinsamen Nenner zwischen so vielen involvierten Partnern zu finden.

«Es braucht aber ein Fundament für Stabilität und ökonomische Entwicklung in Südafrika. Sonst gibt es für die dort aktiven Unternehmen keine Märkte, und all die Bemühungen der DEZA in Südafrika während der letzten 15 Jahre wären verloren.»

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Kooperations-Typen gemäss DEZA:

Public-Private Development Partnerships (PPDP): öffentlich-private Partnerschaften, basierend auf einigen gemeinsamen Werten, im Aufbau von Kompetenz, bei Infrastrukturprojekten oder anderen Projekten.

Corporate Social Responsibility (CSR): Verpflichtung von Privatunternehmen, Menschenrechte, soziale, ethische, umweltbezogene und arbeitsplatz-bezogene Standards zu respektieren und friedensfördernde Aktionen zu unterstützen.

Social Investment: Private Investitionsfonds mit sozialen Zielen und Vergaben an Entwicklungsprogramme.

Multi-Stakeholder Initatives: Initiativen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Handel und Entwicklung, zur Verfügung gestellt von Regierung, Zivilgesellschaft und privater Wirtschaft.

Mikrofinanz-Konzepte sind anwendbar in den Bereichen Kredit, Sparen, Versicherung, Geldüberweisungen und Ähliches für eine Kundschaft mit tiefen Einkommen.

Die Idee wurde 1976 zuerst in Bangladesh von Professor Muhammad Yunus eingeführt.

Die Bank Grameen nahm die Idee auf und expandierte damit in weitere arme Länder.

2006 erhielten Yunus und die Bank gemeinsam den Friedensnobel-Preis.

Bis 90% der Bevölkerung in Entwicklungsländern haben laut DEZA keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen.

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