Pick Pay landet im Gestell von Denner
Denner übernimmt von Rewe die Läden von Pick Pay: Die Nummer drei im Schweizer Detailhandel bestätigte entsprechende Zeitungsberichte.
Mit der Übernahme gehen bei Rewe Schweiz 250 Stellen verloren. Denner verfügt neu über 700 Läden in der Schweiz.
Der Name Pick Pay verschwindet aus der Schweizer Laden-Landschaft. Der Discounter wird 2006 komplett in Denner integriert, wie Denner am Montag bestätigte.
Der Deal umfasst 146 Pick-Pay-Niederlassungen und das Logistikzentrum in Egerkingen. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben.
Massiver Stellenabbau
Im Zuge des Verkaufs baut Rewe in der Schweiz 250 Arbeitsplätze ab. Ein Sozialplan sei vorgesehen, hiess es. Nähere Einzelheiten wurden keine bekannt. Die Wettbewerbskommission muss noch grünes Licht für die Übernahme geben.
Rewe Schweiz bietet ausserdem seinen gut 100 Franchise-Nehmern eine Zusammenarbeit mit La Valaisanne Holding an. Rewe zieht sich damit nach zwei Jahren operativ aus ihrem Schweizer Geschäft zurück. Präsent bleibt sie einzig über die Beteiligung an Transgourmet.
Pick Pay erzielte laut Rewe-Sprecherin Claudia Bürgler mit 1100 Angestellten im letzten Jahr einen Umsatz von mehr als 600 Mio. Franken. Zusammen mit den Franchise-Nehmern kam Pick Pay 2004 insgesamt auf einen Umsatz von 825,1 Mio. Franken.
Gegen französische Konkurrenz durchgesetzt
Neben Denner hatte sich auch ein französischer Detailhandels-Konzern um die Übernahme des Markenartikel-Discounters Pick Pay bemüht. Den Ausschlag für Denner gab letztlich der Migros-Konzern, wie der Chef von Rewe Schweiz, Alain Caparros, an einer Medienkonferenz in Zürich sagte. Rund zwei Drittel aller Pick-Pay-Läden sind Migros-Filialen angegliedert.
«Migros hat in den Verhandlungen über die Mietverträge Denner bevorzugt», sagte der Franzose und fügte mit Blick auf den französischen Mitbewerber an: «Die Verhältnisse im Schweizer Detailhandel sind sehr kompliziert. Ich wollte einen Franzosen nicht unglücklich machen.»
Die Migros wollte die Äusserungen von Caparros nicht kommentieren. Nicht zuletzt dank des Verkaufs von Alkohol und Tabak sei Denner aber eine ideale Ergänzung zur Migros, sagte Konzernsprecherin Monika Weibel auf Anfrage.
Es sei nicht anzunehmen, dass sich Denner mit Frischprodukten neben der Migros profilieren wolle. Zu konkreten von Denner abverlangten Sortiments-Restriktionen nahm die Sprecherin nicht Stellung.
Bankrotterklärung der Deutschen
Der Rückzug der Deutschen kommt einer Bankrotterklärung gleich. Zwei Jahre nach dem Einstieg und kurz vor der Ankunft von Aldi und Lidl zieht sich Rewe wieder aus der Schweiz zurück. Der drittgrösste Handelskonzern Europas hatte im Juni 2003 die Mehrheit an Bon appétit von Beat Curti übernommen und diese später in Rewe Schweiz umbenannt.
Zur Schweizer Gruppe gehörten damals der Discounter Pick Pay, die Ladenketten Primo und Visàvis sowie die Gastrogrosshändler Prodega und Howeg. Inzwischen hat sich Bon appétit wegen schrumpfender Umsätze von den Dorfläden Primo-Visàvis getrennt sowie den Grosshandel Howeg und Prodega in das Gemeinschafts-Unternehmen Transgourmet mit Coop geführt.
Migros sauer auf Rewe
Diese Allianz mit der Nummer zwei im Schweizer Detailhandel gefiel der Nummer eins, der Migros, keineswegs. Transgourmet sei von Rewe hinter dem Rücken der Migros mit deren Hauptkonkurrenten Coop gegründet worden, klagte Migros-Konzernchef Herbert Bolliger damals. «Unser Verhältnis zu Pick Pay ist getrübt. Auf Pick Pay und Rewe sind wir stinksauer.»
Das hatte Konsequenzen für Pick Pay. Der «orange Riese» wollte Pick Pay keine weiteren Flächen mehr zur Verfügung stellen und keine Mietverträge mehr erneuern.
swissinfo und Agenturen
Discounter in Zahlen:
Denner:
Gründung: 1860
Umsatz: 1,843 Mrd. Franken
Läden: 320
Franchise-Nehmer: 280
Angestellte: ca. 2000
Pick Pay:
Gründung: 1968
Umsatz: 825 Mio. Franken
Läden: 130
Partner: 100
Angestellte: 1300
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