Porta Alpina gestorben
Der Kanton Graubünden verzichtet auf den Bau der Porta Alpina, den unterirdischen Bahnhof im Gotthard-Basistunnel bei Sedrun, sagten Bündner Regierungsvertreter.
Die Risiken des 50-Millionen-Projektes seien ohne finanzielle Beteiligung des Bundes und klaren Zusagen der SBB weder für den Kanton, noch für die Region zu tragen.
Für die Trägerschaft sei der Bau des unterirdischen Bahnhofs mit geschätzten Kosten von 50 Mio. Franken zu einem «nicht verkraftbaren Risiko» geworden, sagte der Bündner Regierungsrat Stefan Engler am Donnerstag in Sedrun. Es gebe aber bei diesem Projekt weder Spielverderber noch Verlierer, betonte er.
Die Vorinvestitionen von rund 15 Mio. Franken für den Ausbruch der Wartehallen seien nicht verloren. Eine nächste Generation könne mit einem neuen, «vielleicht etwas grosszügigeren Konzept die Vision wieder aufleben lassen», sagte Engler.
Der Bundesrat hatte im Mai beschlossen, erst 2012 über den Finanzierungsbeitrag an die Hauptinvestitionen zu entscheiden. Dieser Beschluss führte dazu, dass der Anschluss frühestens drei Jahre nach Eröffnung des Gotthard-Bssistunnels hätte betrieben werden können. Damit hätte sich das Vorhaben stark verteuert.
«Völlig unwirtschaftlich»
Die Investitionen allein aus kantonalen Mitteln zu tätigen, kommt laut Engler nicht in Frage. Bis 2009 müssten dafür 29 Mio. Franken aufgebracht werden. Auch rechtlich gesehen hat der Kanton keinen Spielraum: Der vom Volk genehmigte Kredit von 20 Mio. Franken ist an die finanzielle Beteiligung des Bundes geknüpft.
Gegen die Porta Alpina spricht zudem die seit vergangener Woche vorliegende Stellungnahme der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zum Minimalangebot und zu den betrieblichen Risiken. Das Gutachten kommt gemäss Engler zum Schluss, ein minimales Angebot, welches den Betrieb des Basistunnels nicht einschränkt, sei völlig unwirtschaftlich.
Für die Zusatzzüge müssten den SBB 9 Mio. Franken pro Jahr abgegolten werden. Dies entspricht bei geschätzten 20’000 Gästen allein Grundkosten von 45 Franken pro Person.
Vision im Tiefschlaf
Das Aus für die Porta Alpina war am Donnerstag in Sedrun verkündet worden, um laut Regierungsrat Engler die «Vision sozusagen wieder in einen wohl längeren Tiefschlaf zu wiegen». Der Kanton Graubünden gebe aber die Hoffnung nicht auf, doch noch irgendwann einen Anschluss an die Neat zu finden.
Das Projekt der Porta Alpina ist seit dem Jahr 2000 in Diskussion und wurde auf politischer Ebene durch einen Vorstoss von SVP-Nationalrätin Brigitta Gadient vorangetrieben. Tatsächlich sind Vorstellungen eines Neat-Anschlusses im Bündner Oberland viel älter.
Die Idee der Porta Alpina stammt ursprünglich vom Basler Ingenieur und Verkehrsplaner Eduard Gruner (1905-1984). Er hatte schon 1947 den ersten Plan einer solchen Haltestelle skizziert.
Leuenberger bedauert und versteht
Der Schweizer Verkehrsminister Moritz Leuenberger äusserte Bedauern über das vorläufige Ende von Porta Alpina. Er könne den Entscheid der Bündner Regierung aber gut nachvollziehen.
Die Bündner Regierung sei zum gleichen Schluss gekommen wie der Bundesrat. Im Moment seien zu viele Fragen bezüglich Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Porta Alpina offen, als dass es verantwortbar wäre, weitere Investitionen zu tätigen.
«Ich hoffe, dass dies noch nicht das endgültige Ende dieses innovativen Projektes ist und dass nach der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels ein Weg gefunden wird, diese kühne Vision umzusetzen», sagte Leuenberger.
swissinfo und Agenturen
Im Dezember 2006 stimmten 71,6% der Bündner Stimmbürgerinnen und
Stimmbürger für den Bau der Porta Alpina.
Die Kosten waren mit 50 Mio. Franken veranschlagt, davon 20 Mio. zulasten des Kantons Graubünden.
Die Eidgenossenschaft hätte sich mit 25 Mio. beteiligen sollen.
Die Standort-Region Surselva hatte 5 Mio. zugesichert.
Die Porta Alpina sollte die Bergregion Surselva direkt an das europäische Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz anbinden.
Die Vision sah vor, 800 Meter unter der Erdoberfläche in der Mitte des Gotthard-Basistunnels einen Bahnhof zu bauen.
Mit der Porta Alpina hätte sich die Bahnreisezeit aus den Agglomerationen Zürich, Luzern, Lugano und Mailand nach Sedrun um die Hälfte reduzieren sollen.
Dies, obwohl der Zeitbedarf von der Ankunft des Zuges im Tunnelbahnhof bis zu den Skianlagen 20 Minuten betragen hätte.
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