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Private bezahlen Kaderleute besser als der Bund

Bundesrat Hans-Rudolf Merz in der Defensive. Keystone

Kaderleute beim Bund erhalten bis zu 60% weniger Lohn als ihre Kollegen in der Privatwirtschaft. Den Kürzeren ziehen sie auch bei der Pensionskasse.

Das zeigt eine Vergleichsstudie, die der Bundesrat in Auftrag gegeben hatte, um der hitzigen Debatte über Anstellungs-Bedingungen des Bundes Fakten zu liefern.

«Ich habe keine Angst vor einer Massenflucht», sagte Finanzminister Hans-Rudolf Merz am Montag bei der Präsentation der Vergleichsstudie, an der 14 grosse Privatunternehmen, drei bundesnahe Unternehmen und vier Kantone teilgenommen haben.

Die Konkurrenzfähigkeit des Bundes sei trotz diesem durchzogenen Befund nicht schlecht, so Merz weiter. Der Bund biete auch interessante Stellen, welche die Privatwirtschaft nicht offerieren könne.

Wer zu ihm komme, kenne die Verhältnisse. Laut Merz, der die Studie in Auftrag gegeben hatte, gilt es allerdings zu verhindern, dass der Bund gegenüber der Konkurrenz weiter an Boden verliert.

Das Eidgenössische Personalamt arbeite bis Sommer 2006 Empfehlungen dazu aus, wie die Anstellungsbedingungen mittelfristig auf konkurrenzfähigem Niveau gehalten werden könnten. Diese Vorschläge würden dann der Regierung (Bundesrat) vorgelegt.

Die Schere öffnet sich

Laut der Studie sind die Basislöhne der rund 34’000 Bundesangestellten mit jenen der Privatwirtschaft und der Kantone mehrheitlich vergleichbar. Bei den Boni und anderen variablen Lohnteilen hingegen ist der Bund klar im Hintertreffen, weil er den Erfolg nicht und die Leistung nur in geringem Mass berücksichtigt.

Dies wirkt sich vor allem auf der Stufe der Kader aus. Bis rund 120’000 Franken ist die Entlöhnung marktgerecht. Im mittleren Kader (150’000 Franken) öffnet sich die Schere: Hier liegen die Bezüge bis 20% tiefer als in der Privatwirtschaft. Beim höheren Kader (170’000 Franken) wächst der Rückstand auf bis zu 60% an.

Weniger Nebenleistungen

Die Lohn-Nebenleistungen sind beim Bund insgesamt leicht tiefer. Dies gilt insbesondere für Personalverpflegung, Pauschalspesen, Versicherungsleistungen und das Freizeitangebot.

Etwa gleichwertig sind die Treueprämien, die Unterstützung der Aus- und Weiterbildung sowie die Lohnfortzahlung bei Krankheit oder Mutterschaft.

Bei den Kinder- und Ausbildungszulagen hat der Bund – auch gegenüber den Kantonen – teilweise die Nase vorn, weil er mit landesweit einheitlichen Ansätzen das Gleichbehandlungsgebot respektiert. Dafür richtet die Hälfte der Vergleichsunternehmen zusätzlich eine Familienzulage aus, was der Bund nicht mehr tut.

Über dem Durchschnitt liegt der Bund mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 42 Stunden. Ab dem 50. Altersjahr gewährt er aber mehr Ferien. Mit 11 Ausgleichstagen sieht er zudem – auch dies eine Folge des Gleichbehandlungsgebots – etwas mehr bezahlte Feiertage vor als das Gros der andern Unternehmen.

Zweite Säule weniger attraktiv

Keine Lorbeeren holt sich der Bund mit der Zweiten Säule. Generell bezahlen seine Mitarbeitenden höhere Beiträge an die berufliche Vorsorge, während die Altersleistungen im Mittelfeld rangieren. An dem Vergleich der Pensionskassen nahmen zwei weitere Unternehmen teil.

Mit der Umstellung vom Leistungs- aufs Beitragsprimat bleiben zwar die Renten ab 65 praktisch gleich, nicht aber jene für Frühpensionierte.

Während die Privatwirtschaft den freiwilligen vorzeitigen Altersrücktritt grosszügig honoriert, wird der Bund die Renten mathematisch korrekt kürzen.

Für Jüngere werden die Beiträge an die Zweite Säule zudem leicht sinken, für Ältere aber bis zum Doppelten steigen. Die Arbeitgeberbeiträge des Bundes machen im Übrigen nur 58% aus – gegenüber 63% auf dem Vergleichsmarkt.

swissinfo und Agenturen

Mit der Erhebung der Vergleichsstudie beauftragte das Eidg. Finanzdepartement die Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers.

Diese hat die Anstellungs-Bedingungen beim Bund mit denjenigen in den Kantonen Genf, Waadt, Bern und Zürich sowie in 14 Privatunternehmen und 3 bundesnahen Betrieben verglichen.


Es wurden über 30 Funktionen mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen aller Hierarchieebenen in den Vergleich einbezogen.

Für den Lohnvergleich wurden insgesamt Datensätze von 31’000 Mitarbeitenden, darunter 4400 von Bundes-Angestellten, analysiert.

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