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Riri auf Kurs mit Alinghi

Riri-Boss und Segel-Fan Livio Cossutti. Riri

Der Reissverschluss-Produzent Riri aus dem Tessin sponsert das Schweizer Konsortium Alinghi, das ab 15.Februar im Final um den America's Cup segelt.

Das Millionen-Engagement soll den High-Tech-Zipper “Storm” und Riri als Brand bekannt machen.

Es ist schon ungewöhnlich: Neben Global Players wie UBS und der prestigereichen Uhrenmarke Audemars Piguet sponsert auch Reissverschluss-Hersteller Riri aus Mendrisio die Segeljacht Alinghi. Die Mannen um Skipper Russel Coutts tragen Windjacken mit Riri-Verschlüssen, der Schriftzug der Firma prangt unter dem Hauptsegel auf dem Grossbaum.

Riri-Präsident und Generaldirektor Livio Cossutti lässt sich den Spass einige Mio. Dollar kosten. Wieviele genau, will er gegenüber swissinfo nicht sagen.

Jedenfalls eine schöne Stange Geld – schätzungsweise zwischen drei und vier Mio. Dollar – für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 57 Mio. Franken. Doch er ist überzeugt, dass sich die Investition innerhalb von drei Jahren auszahlen wird. Mit herkömmlicher Werbung hätte die Firma nie so präsent sein können.

Insgesamt erhält Alinghi rund 35 Mio. Franken Sponsoren-Gelder.

Herz und Geschäft

Dank Sponsoring habe Riri Hunderte von Kunden nach Auckland bringen können, welche dort live das Rennen verfolgen. “Neben dem Spass geht es natürlich auch um Business”, scherzt Cossutti, selber ein begeisterter Segler.

Mit 14 Jahren hat er das erste Buch über den America’s Cup gelesen. Und inzwischen hat er das ganze Mittelmeer mit seiner eigenen Yacht befahren. Für Alinghi seien Herz und Geschäft zu je 50 Prozent beim Sponsoring dabei – eine Mischung aus Leidenschaft und Vernunft.

Überraschender Auftritt

Dass Riri in dieser Form auftritt, überrascht gleichwohl. Noch vor einigen Jahren machte das Unternehmen, das damals der englischen Investmentbank Schroeder gehörte, eine schwere Krise durch. 1994 wendeten die Arbeiter einen Liquiditätsengpass im letzten Moment ab, indem sie auf ihren 13. Monatslohn verzichteten.

“Auf dem Weltmarkt hat die Firma Riri kaum noch etwas zu bestellen. Die Produktionskosten sind zu hoch, es fehlt ein genialer Erfinder”, kommentierte das “NZZ-Folio” 1998 in einem Artikel über das Unternehmen und dessen Gründer Martin Othmar Winterhalter.

Neues Management, neue Ideen

1998 kam jedoch für Riri die Rettung: Der heute 43-jährige Cossutti, ein italienischer Ökonom, übernahm das Unternehmen im Auftrag einiger Privatinvestoren. Mit neuem Management und neuen Ideen schaffte er den Turnover.

“Wir sind heute Marktführer für Qualitäts-Reissverschlüsse, sozusagen der Rolls-Royce der Branche”, sagt Cossutti stolz. In Mendrisio werden Zipper für die Bekleidungs-, Leder- und Schuhindustrie hergestellt.

Noble Kundschaft…

Zu den Kunden zählen Edelmarken wie Prada, Hermès, Louis Vuitton und viele andere. Jeder einzelne Reissverschluss, der die Fabrik verlässt, wird von Hand kontrolliert. Die besonders Kostbaren werden sogar nur mit Handschuhen angefasst.

Cossutti zu swissinfo: “Wir ermöglichen sechs Millionen Kombinationen an Reissverschlüssen, das kann kein anderer; Preise sind bei unseren Kunden Nebensache.”

…und High-Tech

Als zweites Standbein hat sich Riri auf Reissverschlüsse aus Plastik spezialisiert, die in der Fabrik von Tirano (Italien) produziert werden. “High-Tech” lautet das Stichwort, denn diese Zippers müssen in ihren Anwendungen extreme Belastungen aushalten können.

Den entscheidenden Kick gab ein neues Patent für den wasserresistenten, luftdichten und temperaturbeständigen Reissverschlusss “Storm”, der von einer Forschungsabteilung der Fachhochschule der italienischen Schweiz (Supsi) entwickelt wurde. Dieser Reissverschluss, den die Alinghi-Crew trägt, ist die bisher bekannteste Anwendung.

Das Interesse an den High-Tech-Produkten, so Cossutti, ist grösser als erwartet. Denn die Anwendungen sind extrem vielfältig. Bei der Sportbekleidung, insbesondere im Outdoor-Bereich, liefert Riri bereits an Marken wie North Sales, Ellesse oder Bogner. Riri will hier versuchen, sich noch stärker als eigene Marke zu positionieren, sozusagen als Brand im Brand.

Feuerwehr, Polizei, Armee

Doch auch Feuerwehr und Polizei gehören zu den Abnehmern. Und natürlich die Armee. Soeben ist eine Lieferung an einen Kunden erfolgt, der Zelte für die deutsche Armee produziert. Zudem gibt es Projekte mit der US-Armee.

“Das Interesse ist gewaltig, da unsere Reissverschlüsse keine Viren oder Bakterien durchlassen.” Die Fabrik in Tirano konnte durch die neuen Produkte jedenfalls gerettet werden.

Neben dem Fashion-Bereich gehört somit dem High-Tech-Zipper die Riri-Zukunft. Was den Kreis zu Alinghi schliesst.

“Was ist mehr High-Tech und somit ein besserer Werbeträger für uns als solch eine Segelyacht”, schwärmt Cossutti. Riri könne stolz sein: “Wir steuern zum America’s Cup nicht nur Geld, sondern auch Technologie bei.”

swissinfo, Gerhard Lob

Riri-Gruppe: Rund 500 Beschäftigte, 300 in Mendrisio, 100 in Tirano (Italien), 100 in den Filialen (Mailand, München, Paris, New York, Hong Kong, Shanghai)

Umsatz: 57 Mio Franken

Produktion an Spitzentagen: 30 Km Reissverschlüsse

Riri ist vom St. Galler Fabrikanten und Juristen Martin Othmar Winterhalter gegründet worden. Er gab dem Unternehmen auch den einprägsamen Namen, der aus den ersten Silben der entscheidenden Teile eines Reisverschlusses besteht: Rippe und Rille (Riri).

Winterhalters erste Fabriken standen in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nazis kehrte er in die Schweiz zurück und gründete 1936 das Werk in Mendrisio.

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