Rote Zahlen bei Georg Fischer
Ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr rutschte der Industriekonzern in die Verlustzone.
Die Konjunkturflaute schwächte den Ertrag, der Rückzug aus dem Anlagenbau den Gewinn.
Georg Fischer (GF) habe schon manche Konjunktureinbrüche überlebt, dennoch habe er gewünscht, dass das 200-Jahr-Jubiläum in einem besseren wirtschaftlichen Umfeld hätte stattfinden können. Dies sagte der abtretende GF-Verwaltungsratspräsident Robert Jeker am Dienstag im firmeneigenen Klostergut in Schlatt (TG) den Medien.
Teures Sorgenkind
Das grösste Sorgenkind, die Mehrheitsbeteiligung am der im Anlagenbau tätigen Coperion, ist GF letztes Jahr zwar losgeworden – GF besitzt nur mehr rund 47% des Kapitals und 20% der Stimmen. Coperion hat aber das Konzernergebnis mit 44 Mio. Fr. stark belastet (19 Mio. Fr. Verlust und eine Wertberichtigung von 25 Mio. Franken).
Die Folge ist ein Konzernverlust von 20 Mio. Franken – letztmals schrieb GF 1993 rote Zahlen (-39 Mio. Fr.). Doch auch ohne Coperion ist der Konzerngewinn gegenüber dem Vorjahr massiv zurückgegangen, und zwar von 65 auf 24 Mio. Franken.
Die Flaute im Industriegüterbereich liess den Umsatz um 11% auf 3,417 Mrd. Fr. schrumpfen. «Wir waren auf Wachstum eingestellt und litten statt dessen unter Überkapazitäten», sagte Konzernchef Martin Huber, der kommenden Monat das Präsidium von Jeker übernimmt.
200 Stellen abgebaut
Die Ertragseinbusse konnte dank Kosteneinsparungen von rund 200 Mio. Fr. eingedämmt werden. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank von 156 auf 80 Mio. Franken. GF sparte mit dem Abbau von über 200 Stellen Personalkosten und beschäftigt heute noch 13’737 Mitarbeiter. Bei der
Fahrzeugtechnik stabil
Die drei verbleibenden Kernsparten litten unterschiedlich stark unter der Flaute: Am glimpflichsten kam der grösste Bereich Fahrzeugtechnik davon. Der Umsatz konnte bei 1,42 Mrd. Fr. gehalten werden. Für diese Sparte gab sich Huber sehr optimistisch: Dank gutem Auftragseingang und -bestand rechnet er mit einer positiven Umsatz- und Ertragsentwicklung für 2003.
Der Bereich Rohrleitungssysteme musste wegen der Zurückhaltung von Investitionen, besonders der Halbleiterindustrie, einen Umsatzrückgang von 8% auf 775 Mio. Fr. hinnehmen. Während die Haustechnik in Europa stagnierte, setzte sich hingegen in China laut Huber die positive Umsatz- und Ertragsentwicklung fort.
Er rechnet für diesen Bereich auch bei einem anhaltend schwierigen Marktumfeld 2003 mit einer deutlichen Umsatz- und Ertragsverbesserung aus eigener Kraft.
Nachfragerückgang bei Agie Charmilles
Am stärksten wirkte sich der Nachfragerückgang bei der in der Fertigungstechnik tätigen Tochter Agie Charmilles in Zug aus. Der Umsatz schrumpfte um 19% auf 1,01 Mrd. Fr. und der Gewinn brach um 94% auf 1,5 Mio. Fr. ein, wie am Montag bekannt gegeben.
GF hält zurzeit eine Mehrheit von 80% an Agie und möchte gerne 10% veräussern. Doch das sei zurzeit schwierig, so Huber. Agie sei dennoch ein wichtiger Pfeiler in der neuen Drei- Sparten-Strategie von GF. Der Markt für Werkzeug- und Formbau sei zwar sehr volatil, in guten Zeiten aber äusserst ertragsreich.
Finanziell solide
Finanziell stehe der Konzern solide da. Die Nettoverschuldung wurde um 54 Mio. Fr. abgebaut und die Eigenkapitalquote von 33 auf 34% erhöht. Das laufende Jahr werde dem neuen Konzernchef Kurt Stirnemann, bisher Chef von Agie Charmilles, dank neuen Aufträgen und Vorinvestitionen einen Wachstumsschub bringen, so die Prognose von Huber.
Der Konzern sei in einer viel besseren Verfassung als es die nackten Zahlen anzeigten, so Huber. Nach den Massnahmen auf der Kostenseite werde GF von einem Wirtschaftsaufschwung kräftig profitieren. Aber auch bei einer anhaltenden Flaute werde sich die Ertragslage verbessern.
Den Aktionären wird nach einer letztjährigen Ausschüttung von sieben Franken pro Aktie die Dividende für dieses Jahr dennoch gestrichen.
swissinfo und Agenturen
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