SBB wieder mit schwarzen Zahlen
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben 2003 einen Konzerngewinn von 25 Mio. Franken erzielt. Im Vorjahr hatte noch ein Verlust von 12 Mio. Franken resultiert.
Verantwortlich für die positive Entwicklung war unter anderem der Güterverkehr, wo die SBB Kosten gesenkt und Personal abgebaut hatten.
«Trotz weltweit gedrückter Wirtschaftsstimmung haben die SBB ein ordentliches Resultat vorzuweisen», sagte SBB-Verwaltungsratspräsident Thierry Lalive d’Epinay an der Bilanzmedienkonferenz vom Donnerstag.
Das positive Ergebnis kam aber nur dank des Verkaufs des letzten Aktien-Pakets der Sunrise-Muttergesellschaft TDC zu Stande, welcher den SBB 95,4 Mio. Franken einbrachte. Der Verkauf habe die SBB vor roten Zahlen bewahrt, so Generaldirektor Benedikt Weibel.
Mit dem Personenverkehr verdienten die SBB 93,4 Mio. Franken, womit die Einnahmen um 20,3 Mio. hinter dem Vorjahr zurückblieben. 2002 hatten die SBB dank der Landessausstellung Expo.02 beim Personentransport einen absoluten Spitzenwert erreicht.
Trendwende beim Gütertransport?
Im konjunkturabhängigen Cargo-Bereich gelang es den SBB, den Verlust gegenüber dem Vorjahr um zwei Drittel – von 96,1 auf 33,1 Mio. Franken – zu reduzieren. Verantwortlich dafür waren die Senkung der Kosten und der bereits 2002 eingeleitete Abbau im Personalbereich.
«Damit hat SBB Cargo eine wichtige Etappe erreicht», sagte Weibel. Ziel des Unternehmens sei es, im kommenden Jahr auch im Güterverkehr schwarze Zahlen zu schreiben. «Dafür ist aber der Erfolg auf der internationalen Nord-Süd-Achse durch die Alpen notwendig», so der SBB-Chef.
Krux liegt in Italien
Mit den in Deutschland und Italien gegründeten Tochterunternehmen befänden sich die SBB auf guten Wegen, sagte Stephan Appenzeller, Sprecher von SBB Cargo, gegenüber swissinfo. Ein wesentlicher Vorteil für die Kunden sei es, internationale Transporte bei ein und demselben Anbieter zu buchen.
«Der Schlüssel für den Erfolg auf der Nord-Süd-Achse liegt in Italien», konkretisiert er. Mit der seit vier Monaten operativen Gesellschaft Swiss Rail Cargo Italy streben die SBB vor allem eine Verbesserung der Qualität, sprich eine erhöhte Pünktlichkeit an.
Langer und kostenintensiver Prozess
Zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sind laut Appenzeller zwei Dinge entscheidend: Einerseits stabile Rahmenbedingungen durch die Politik, andererseits ein gutes Angebot der Schiene. «Mit unseren Tochtergesellschaften in Deutschland und Italien sind wir daran, ein internationales Angebot aufzubauen, welches punkto Pünktlichkeit und Geschwindigkeit Verbesserungen bringen soll.»
Die Verlagerung sei ein mehrjähriger komplexer Prozess, der hohe Investitionen erfordere, so der SBB-Sprecher weiter. «Letztendlich ist es die Wirtschaft, welche entscheidet, ob eine Verlagerung stattfindet oder ob der Transport weiter auf der Strasse stattfindet.»
Skepsis bei den Camionneuren
Beim Nutzfahrzeug-Verband Astag bleibt man skeptisch gegenüber dem Gütertransport via Bahn. «Unsere Mitglieder gehen davon aus, dass die Bahn nicht schnell und zuverlässig genug ist», sagte Astag-Sprecher Beat Keiser auf Anfrage.
Das Problem liege aber nicht in erster Linie bei den SBB, sondern den Bahnunternehmen in Deutschland und Italien. Keiser weist beispielsweise darauf hin, dass der Ausbau der Linie Basel-Karlsruhe auf vier Spuren nicht plangemäss fertiggestellt werde.
Das in der Schweizer Verfassung verankerte Verlagerungsziel, mit dem der Gütertransport auf der Strasse bis 2009 halbiert werden soll, erachtet Keiser als nicht sehr realistisch. Die Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (Neat), das dafür vorgesehene Instrument, müsse erst den Beweis antreten, dass sie funktioniere, so Keiser. Der Betrieb auf den Neat-Strecken durch den Lötschberg soll 2007 aufgenommen werden, derjenige durch den Gotthard im Jahr 2015.
swissinfo
Die SBB haben 2003 einen Gewinn von 25 Mio. Franken eingefahren.
2002 war es noch ein Defizit von 12 Mio.
Mit dem Personenverkehr verdienten sie 93,4 Mio. Franken (2002: 133,7 Mio.)
Der Verlust beim Güterverkehr betrug 33,1 Moi. (gegenüber 96,1 Mio. im Jahr 2002).
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