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Schweizer Verwaltungsräte sahnen ab

In Schweizer Verwaltungsratszimmern werden Spitzenlöhne und -honorare gezahlt. Keystone

Verwaltungsräte grosser börsenkotierter Schweizer Konzerne kassieren kräftig: Sie haben 2006 im Schnitt rund 230'000 Franken (140'000 Euro) verdient.

Das ist beinahe doppelt so viel, wie ihre europäischen Kollegen erhalten haben, nämlich rund 72’000 Euro.

Nicht nur die Löhne, auch die Honorare der Verwaltungsräte in der Schweiz sind beachtlich. Pro Sitzung erhält ein Verwaltungsrat durchschnittlich 10’476 Franken (6381 Euro), wie eine am Mittwoch publizierte Studie der Beratungsgesellschaft Heidrick & Struggles zeigt.

Zum Vergleich: In Schweden erhält ein Verwaltungsrat für eine Sitzung ein Honorar von gerade mal 1907 Euro. Das ist fast ein Drittel weniger als in der Schweiz. Der europäische Durchschnitt liegt bei 3267 Euro pro Sitzung.

Generell haben sich in Europa die Honorare für Verwaltungsräte in den letzten acht Jahren verdoppelt. Als Ursachen nennen die Autoren der Studie das Bestreben, hochkarätige Kandidaten anzuwerben und die grössere Verantwortung des Aufsichtsgremiums.

Mängel bei Offenlegung

Gleichzeitig diagnostizieren sie Mängel bei der Offenlegung der Gehaltspakete sowie deren Berechnung. Zudem publiziere nur jedes fünfte Schweizer Unternehmen die Aktienpakete ihrer Verwaltungsräte («level of share ownership»).

Moniert wird zudem, dass in nur 45% der Unternehmen der Präsident des Verwaltungsratsausschusses unabhängig sei. Allerdings liegt die Schweiz mit einem Anteil von 75% unabhängigen Verwaltungsratsmitgliedern um ein Fünftel über dem europäischen Mittel.

Hinsichtlich Transparenz habe die Schweiz seit der Einführung des Corporate Governance Codes im Jahr 2002 Fortschritte erzielt, heisst es weiter. Dennoch fiel die Schweiz diesbezüglich vom zweiten auf den dritten Platz. Grossbritannien und die Niederlande stehen besser da.

Geringer Frauen-Anteil

Grossen Nachholbedarf ortet die Studie bei den Frauen: Mit einem Anteil von 7,2% seien sie in Schweizer Verwaltungsräten weiterhin untervertreten. Im europäischen Durchschnitt beträgt der Frauen-Anteil 8,4%.

Die Studie zeigt auch, dass die Schweizer Verwaltungsräte älter sind als ihre europäischen Kollegen: Mit einem durchschnittlichen Alter von 59,4 Jahren liegt die Schweiz im europäischen Vergleich auf dem dritten Platz.

Schweizer Aufsichtsgremien sind im europäischen Vergleich kleiner. Sie zählen 9,8 Mitglieder, während es im europäischen Durchschnitt 12,8 sind. Sie treffen sich auch weniger oft als ihre europäischen Pendants, und zwar 7,3-mal, verglichen mit 8,7 jährlichen Treffen der europäischen Kollegen.

Die Zahl der Verwaltungsrats-Sitzungen nahm dagegen generell zu. In der Schweiz sind es 14,6 und im Europa-Durchschnitt 13,4 Sitzungen.

Hoher Ausländer-Anteil

Spitzenreiter ist die Schweiz mit ihrem Anteil von 45% Ausländern in den Verwaltungsräten. Der europäische Durchschnitt liegt bei 18%. Dies reflektiere die starke internationale Verflechtung der Schweizer Wirtschaft, heisst es in der Studie.

Am stärksten vertreten in Schweizer Verwaltungsräten sind die US-Amerikaner (27%), gefolgt von Deutschen (22%) und Briten (15%). Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass die Zahl der Verwaltungsräte aus Russland, Indien und China in absehbarer Zeit stark steigen werde.

Für die zum fünften Mal durchgeführte Studie wurden 294 Unternehmen in zehn europäischen Ländern ausgewertet. Die Auswahl der Unternehmen erfolgte aufgrund der Marktkapitalisierung gemäss nationalen Börsenindizes.

swissinfo und Agenturen

Die von der Schweizer Börse im Juli 2002 eingeführte Selbstregulierung verlangt von den Aktiengesellschaften einzig die Veröffentlichung des globalen Honorars für die Mitglieder des Verwaltungsrats.

2007 ist ein neues Gesetz in Kraft getreten, das die 300 börsenkotierten Unternehmen verpflichtet, die direkten und indirekten Saläre beziehungsweise Entschädigungen der Verwaltungsräte und ihrer Familienangehörigen mitzuteilen.

Mit diesen Vorschriften wollen die Bundesbehörden den Aktionären ein grösseres Kontrollrecht einräumen.

Doch der Prozess hin zu mehr Transparenz ist noch nicht beendet. Der Bundesrat wird bis Ende Jahr eine Botschaft für eine weitere Revision des Aktienrechts vorlegen.

Ausserdem läuft die Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative, die mit den «Abzockerlöhnen» aufräumen will.

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