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Schweizer Wirtschaft ist gesund, aber…

Die Konsumenten dürfen mit den Konjunkturprognosen zufrieden sein. Keystone

Die Ökonomen des Bundes zeichnen zum Jahresanfang ein aufgehelltes Konjunkturbild, allerdings ohne Euphorie.

Die OECD mahnt die Schweiz und sagt, sie müsse ihre Wirtschaft ankurbeln und die Sozialausgaben kontrollieren.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) ist im Einklang mit fast allen Konjunkturfachleuten zuversichtlicher als im letzten Herbst. Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes korrigierte die Wachstumsprognose für 2006 aber nur leicht nach oben und rechnet schon für 2007 wieder mit einem leicht gebremsten Aufschwung.

Die revidierten Werte für die Zunahme des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) lauten nun: 1,8% für 2005 und 2006 sowie 1,5% im kommenden Jahr.

Zuversichtlicher als die Bundesexperten für 2006 sind unter anderem die Nationalbank und die Grossbank UBS, die 2% Wachstum erwarten.

Eine weitere deutliche Wachstumsbeschleunigung sei wenig wahrscheinlich, schreiben die Bundesökonomen in ihrem Kommentar und verweisen auf die unerwartet rasche Erholung im zu Ende gegangenen Jahr.

Arbeitslosigkeit wenig verändert

Die Arbeitslosigkeit hat sich in der laufenden Aufschwungphase bisher viel langsamer zurückgebildet als in früheren Konjunkturzyklen. Dies macht auch die Dezemberstatistik deutlich.

Die Zahl der Arbeitslosen überschritt erstmals seit acht Monaten wieder die Schwelle von 150’000, und die Arbeitslosenquote erreichte mit 3,8% ebenfalls den höchsten Stand seit April 2005.

Immerhin war der für den Dezember übliche saisonale Anstieg weniger stark als vor Jahresfrist. Im Schnitt des ganzen Jahres 2005 ging die Arbeitslosenquote auf 3,8% zurück, nach 3,9% im Vorjahr.

Die vor Jahresfrist von den seco-Experten in Aussicht gestellte Verbesserung wurde damit aber klar verfehlt.

Junge am stärksten betroffen

Im Dezember am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen waren weiterhin die 20- bis 24-Jährigen. Hier liegt die Quote bei 6,2%. Eine Entspannung gab es bei 15- bis 19-jährigen Jugendlichen, wo die Zahl der Arbeitslosen leicht zurückging.

Markant sind die regionalen Unterschiede: In der Deutschschweiz liegt die Arbeitslosenquote für Dezember bei 3,3%. In der Romandie und dem Tessin dagegen bei 5,4%.

Wachstum muss über 2% liegen

Eine Wachstumsrate unter 2% stimuliere den Arbeitsmarkt kaum, sagte Délia Nilles vom Konjunktur-Institut Créa in Lausanne gegenüber swissinfo. Bei einer Rate von 1,8% bleibe die Arbeitslosigkeit bestenfalls stabil.

«Für Arbeitnehmer und Normalverbraucher ändern die Wachstumszahlen, wie sie vom seco oder der OECD jetzt verbreitet werden, kaum etwas. Das Wachstum müsste höher sein und vor allem länger andauern. Dann werden die Unternehmen die Produktion steigern, wieder Leute anstellen und wohl auch mehr Lohn bezahlen», sagt Nilles weiter.

Teuerung wird sinken

Wie das seco weiter mitteilte, wurden im Dezember 221’000 Stellensuchende registriert, über 4000 mehr als im Vormonat.

2006 soll sich der Arbeitsmarkt nun etwas deutlicher erholen: Die Bundesökonomen sagen einen Rückgang der Arbeitslosen-Quote auf 3,5% voraus.

Die Teuerungsprognose für dieses Jahr wurde von 1,3 auf 1,0% zurückgenommen. Auf diesem Niveau soll die Teuerung auf 2007 verharren. Entsprechend rechnet das seco auch nur mit einem gemächlichen Zinsanstieg.

OECD mahnt Reformen an

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD schreibt in ihrem Bericht 2006, dass die Schweiz zwar nach wie vor ein wohlhabendes Land sei. Doch weise sie seit einigen Jahren ein deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegendes Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens auf. Für 2006 prognostiziert die OECD ein solches von 1,7%.

Die OECS schreibt, dass es in der Schweiz struktureller Reformen bedürfe. Dazu gehörten die Revision des Binnenmarktgesetzes um Schranken auf regionalrer und kommunaler Ebene zu beseitigen.

Die Innovation müsse auf dem gegenwärtig hohen Niveau gehalten werden und zwar durch erhöhten Wettbewerb und Abbau der administrativen Massnahmen. Auch das Bildungssystem müsse verbessert werden.

Im OECD-Bericht steht auch, dass die Schweiz wieder eine bessere Kontrolle über die Ausgaben der öffentlichen Hand herstellen müsse. Die ungenügende Kontrolle der öffentlichen Ausgaben seit Beginn der 1990er-Jahre habe zu einem starken Anwachsen der öffentlichen Schulden geführt, schreibt die OECD.

swissinfo und Agenturen

Wachstumsprognosen 2006 für die Schweiz:
Seco: 1.8%
Nationalbank: 2.0%
UBS: 2.0%
CS Group: 1.7%
Konjunkturforschungsstelle KOF (ETH): 1.5%
Basel Economics (BAK): 1.8%
OECD: 1.7%

Arbeitslosenraten im Vergleich:

Schweiz: 3.8% (Dez.)
Irland: 4.3% (Nov.)
Grossbritannien: 4.8% (Sept.)
Österreich: 5.2% (Nov.)
Italien: 7.5% (Sept.)
EU-Durchschnitt: 8.3% (Nov.)
Frankreich: 9.2% (Nov.)
Deutschland: 9.3% (Nov.)
Polen: 17.4% (Nov.)

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