Swiss schliesst drei von vier Call Centers
Mit der Schliessung der Zentren in Zürich, Genf und Lugano will die Swiss jährlich 6 Mio. Franken einsparen. 140 Angestellte könnten ihre Stelle verlieren.
Die Gewerkschaften reagierten verärgert auf die Ankündigung der Swiss und warfen ihr unter anderem Wortbruch vor.
Die Fluggesellschaft habe sich aus finanziellen Gründen für den Ausbau des Basler Call Centers entschieden, erklärte Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel. Dort will die Airline 10 neue Arbeitsplätze schaffen. Das Gebäude in dem das Basler Zentrum logiere, gehört laut Donzel der Swiss. Die übrigen drei seien in Räumen eingemietet, was wesentlich höhere Kosten verursache.
«Für die Kunden hat die Schliessung keine Auswirkungen», sagte Donzel weiter. Auch weiterhin könnten rund um die Uhr telefonische Buchungen in deutsch, französisch, italienisch und englisch gemacht werden.
Swiss-Tochter Mindpearl übernimmt
Die Anrufe werden künftig von der auf solche Dienstleistungen spezialisierten Swiss-Tochtergesellschaft Mindpearl übernommen. Der weltweit tätige Anbieter für Call Center nimmt bereits heute ausserhalb der Schweizer Bürozeiten Anrufe entgegen.
Mindpearl betreibt gegenwärtig fünf Customer Call Centers in Südafrika, Australien, Grossbritannien, New York und Spanien. Sie beschäftigt rund 450 Personen und übernimmt Dienstleistungen für die Swiss und für externe Kunden. Die Firma wickelt heute schon die Telefondienstleistungen für nahezu alle weltweiten Swiss-Märkte ab.
Ticket Office in Bern wird geschlossen
Wie die Swiss weiter bekant gab, wird auch das Ticket Office am Berner Hauptbahnhof aufgegeben. Es wird per Ende Juni 2005 geschlossen. Die Schliessung der Call Centers in Zürich, Genf und Lugano erfolgt schrittweise im kommenden Sommer.
Gemeinsam mit den Betroffenen und den Personalverbänden will die Swiss nun «sozialverträgliche Transfermodalitäten» erarbeiten, wie es in der Mitteilung weiter hiess.
Fast nichts mehr in Genf
«In Genf sind rund 60 Mitarbeiter vom jüngsten Abbau-Entscheid der Swiss betroffen», erklärt Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel.
Nur ein kleiner Teil von ihnen könne auf eine andere Stelle bei der Swiss hoffen. «In Genf sieht die Swiss überhaupt keinen Ausbau vor», so Donzel weiter. Die Angestellten in Zürich hätten eher noch eine Chance auf eine der zehn neuen Stellen in Basel.
Entgegen der Abmachung
Die Gewerkschaften reagierten ungehalten auf die neue Massnahme der Airline. Für den Kaufmännischen Verband Schweiz (KV), der das Swiss-Bodenpersonal vertritt, ist sie völlig unverständlich und gefährlich.
Die Schliessung der Call Centers führe zu einer Verschlechterung der Qualität des Vertriebs und gefährde die Kundenbindung, teilt der KV Schweiz in einem Communiqué mit. Der Swiss drohten erhebliche Mindererträge, was die Einsparungen relativiere.
Zudem wirft der Verband der Swiss Wortbruch vor. Als sie vor drei Jahren von der öffentlichen Hand eine finanzielle Unterstützung von 2 Milliarden Franken erhalten hatte, sicherte sie der Schweiz zu, keine Arbeitsplätze ins Ausland auszulagern.
Laut der Bodenpersonalgewerkschaft GATA nützt der Ausbau von Mindpearl in Südafrika und Australien den 140 vor der Entlassung Stehenden wenig. Immerhin sichere die Swiss die Anwendung des geltenden Sozialplans zu, teilt GATA mit. Die bisher hohe Qualität der Call Centers dürfe nicht geschmälert werden, wolle die Airline Erfolg haben.
swissinfo und Agenturen
Am 18. Januar kündigte die Swiss die Streichung von mindestens 13 der insgesamt 62 Flugzeuge an.
Bis 2006 sollen 800 bis 1000 Stellen verloren gehen.
Die Regionalflotte besteht aus 7 Saab-, 19 Jumbolino- und 11 Embraer-Maschinen.
Laut der «Sonntags Zeitung» sollen alle Saab, zwei Jumbolino und 4 Embraer verschwinden.
Das wird 207 Regionalpiloten die Stelle kosten. 73 Langstreckenpiloten sollen ebenfalls ihre Stelle verlieren.
Am 31. März 2002 hob die Swiss erstmals ab. Sie war hervorgegangen aus der Swissair und der ehemaligen Regional-Fluggesellschaft und Swissair-Tochter Crossair.
Im dritten Quartal 2004 arbeitete die neue Airline erstmals Gewinn bringend. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 16 Mio. Fr. nach einem Verlust von 276 Mio. Fr. im Vorjahres-Quartal.
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