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Swiss schweigt zu Lufthansa-Fusionsgerüchten

Strategische Begegnung? Lufthansa und Swiss auf dem Flughafen Zürich. Keystone

Die Schweizer Airline sagt nichts zu den neu aufgeflammten Berichten, sie sei im Begriff, eine Verbindung mit der deutschen Lufthansa einzugehen.

“An jeder Pressekonferenz werde ich dazu befragt. Meine Antwort lautet wie immer: Kein Kommentar”, sagte Swiss-Chef Christoph Franz.

Franz sagte an der Swiss-Jahresmedien-Konferenz, eine mögliche Allianz sei erst in der Zukunft möglich. Zuerst müsse die Swiss profitabel werden und beweisen, dass sie “in einer Position ist, um über ihre eigene Zukunft zu entscheiden”.

Er zeigte sich überzeugt davon, dass die Airline 2006 einen operativen Gewinn erwirtschaften werde, wenn nicht schon in diesem Jahr.

swissinfo befragte Franz zur gegenwärtigen Strategie der Airline. Diese basiere auf vier Elementen: “Der qualitativen Ausrichtung, der relativ jungen Flugzeugflotte, dem ungebrochenen Willen der Passagiere, von und nach der Schweiz zu reisen und der zentralen geographischen Lage.”

Dank dieser Vorteile sähe er keinen Grund, weshalb die Swiss in ihren angestammten Märkten nicht erfolgreich sein sollte, wenn auch die Sparanstrengungen erfolgreich weitergeführt würden, sagte Franz.

Die Swiss betrachte den Flughafen Zürich als zentralen Hub für ihr Geschäft, das sich in drei Hauptkategorien aufteile: regionale, europäische und interkontinentale Flüge, so Franz.

Strategie?

Ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, die Ausführungen des Swiss-CEO seien gleich bedenklich wie jene seiner Vorgänger bei der Swissair. Auch Franz scheine die radikal geänderten Marktbedingungen nicht zu berücksichtigen.

Aktuellen Medienberichten zufolge sind sich Lufthansa und Swiss über die Bedingungen für eine Übernahme einig. Anonym bleiben wollende Verantwortliche sagten am Freitag jedoch, die Lufthansa wolle wahrscheinlich “keine schnelle Entscheidung” treffen.

Geheime Gespräche?

Swiss hatte sich vor zwei Jahren von den Gesprächen mit Lufthansa zurückgezogen. Die Bemühungen der Schweizer Airline, in das von British Airways dominierte Bündnis Oneworld einzusteigen, zerschlugen sich letztes Jahr.

Seit letztem Monat wird spekuliert, dass mit den Deutschen wieder ernsthafte Gespräche geführt würden. Man sagt aber auch, dass die Lufthansa auf Geheimhaltung bestehe.

Schwierige Bedingungen

Das Eingehen eines Bündnisses mit einer Fluglinie sei zwingend – da stimmen die meisten Analysten überein. Der Binnenmarkt sei einfach nicht gross genug, der Swiss langfristig das Überleben zu sichern.

Franz sagte, seine Fluglinie habe eine anstrengende Zeit hinter sich, angesichts der steigenden Treibstoff-Preise, aggressivem Wettbewerb und dem anhaltenden politischen Disput um den Flughafen Zürich.

Das Airline-Business sei einmal ein Wachstumsmarkt gewesen – nach der Stagnation von 2001. Die andauernden Überkapazitäten und die scharfe Konkurrenz hätten aber zur Folge, dass bei den Fluglinien eine Flugpreis-Erosion stattfinde.

Franz wies auch darauf hin, dass die Fluggesellschaft ihre Verluste gegenüber letztem Jahr verringern konnte, von 703 Mio. Franken (inklusive Restrukturierungs-Kosten) im Jahr 2003 auf 122 Mio. im letzten Jahr.

Er betonte, dass die Swiss auf dem operativen Niveau nun Geld verdiene statt es zu verbrennen. Erstmals überhaupt sei 2004 der betriebliche Cash Flow mit 189 Mio. Franken positiv ausgefallen.

swissinfo, Chris Lewis in Basel
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Umsatz 2004: 3,64 Mrd. Franken (2003: 4,13 Mrd.)
Operativer Verlust: 122 Mio. Franken (702 Mio.)
Netto-Verlust: 140 Mio. Franken (677 Mio.)
Operativer Cash Flow: 189 Mio. Franken (-340 Mio.)
Sitzladefaktor – Europa: 60,8% (59,6%)
SLF – Interkontinental: 81,3% (78%)

Swiss bestätigt nicht und dementiert auch nicht, Fusions-Gespräche mit der deutschen Lufthansa zu führen.

Swiss-CEO Christoph Franz betont, die Airline müsse erst schwarze Zahlen schreiben, bevor mögliche Pläne für eine strategische Allianz geschmiedet würden.

Einige Analysten sagen, dass eine solche Teilhaberschaft wünschbar wäre, da sie die “strategische Lücke” der Firma füllen würde.

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