World Economic Forum
Das WEF tagt vom 23. bis zum 28. Januar in Davos. Neben dem Networking stehen der Vertrauensverlust in der Gesellschaft sowie die politische und wirtschaftliche Lage zur Debatte.
Gleichzeitig finden zahlreiche kritische Gegenveranstaltungen statt.
Rund 1300 Wirtschaftsführer, 270 Medienleute, 240 Personen aus der Politik, 70 Repräsentanten von Nichtregierungs-Organisationen (NGOs), 170 Vertreter akademischer Organisationen und 40 Religionsführer aus 100 Ländern finden sich zum 33. Jahrestreffen des World Economic Forum zusammen (WEF).
Gute Gelegenheit für die Schweiz
Die Schweizer Regierung ist mit den Bundesräten Pascal Couchepin, Joseph Deiss, Kaspar Villiger und Micheline Calmy-Rey am WEF vertreten. Die Aussenministerin Calmy-Rey wird sich am Samstag mit US-Aussenminister Colin Powell treffen.
Auch der brasilianische Staatspräsident Luis Ignacio «Lula» Da Silva wird dem WEF seine Aufwartung machen.
Rund dreitausend Sicherheitskräfte von Polizei und Armee wollen für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung sorgen. Die Sicherheitskosten der Veranstaltung belaufen sich auf knapp 14 Mio. Franken und werden grösstenteils von der öffentlichen Hand getragen.
Einer Studie zufolge soll das WEF 2001 dem Kanton Graubünden über 40 Mio. Franken eingebracht haben.
Auf der Suche nach Vertrauen
«Vertrauen bilden» lautet das Motto der diesjährigen Veranstaltung. Gemäss einer Umfrage des WEF haben fast 50% der Menschen wenig oder gar kein Vertrauen in Grossunternehmen. Mit zahlreichen Veranstaltungen zu den Themen Globalisierung, Corporate Governance und Global Governance will sich das WEF des Problems annehmen.
Die Veranstaltungen zu «Globalisierung, Armut und Ungleichheit», «Was ist Vertrauen?» oder «CEO-Entschädigung: Wieviel ist zuviel?» finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Open Forum als kritische Plattform
Weitere Schwerpunkte sind der internationale Terrror und die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage.
Insgesamt hat das WEF rund dreihundert Veranstaltungen organisiert, unter anderem im «Open Forum». Dieses bringt WEF-Mitglieder mit NGOs (Non Government Organisations) und anderen Organisationen an einen Tisch und soll kritische Auseinandersetzungen ermöglichen.
So diskutiert beispielsweise am 26. Januar Novartis-Chef Daniel Vasella mit NGO-Vertretern und anderen Teilnehmern über die Frage, ob Globalisierung ethisch sein kann.
Exklusives Networking
Das WEF ist eine private Stiftung mit etwa 1000 Mitgliedern. Zu diesen gehören die jeweils grössten Unternehmen eines Sektors respektive einer Branche. Um dieses Gewicht auszugleichen, sind gewisse Regionen und Entwicklungsländer mit berücksichtigt.
So nehmen beispielsweise 40 Vertreter afrikanischer Unternehmen am diesjährigen WEF teil. Einem Artikel der Weltwoche zufolge beträgt eine WEF-Jahresgebühr 30’000 Franken, die Teilnahme in Davos kostet zusätzliche 10’000 bis 30’000 Franken.
Öffentliches Auge schaut zu
Das WEF gilt als Klub der Multis, der Reichsten der Reichen. Diese Unausgewogenheit zugunsten westlicher Industrieländer an dieser Veranstaltung beziehungsweise die unkontrollierte Globalisierung weltweit wird mittlerweile längst nicht mehr «nur» von den Globalisierungsgegnern massiv kritisiert.
Zum Tragen kommt diese Kritik an der Gegenveranstaltung «Public Eye on Davos». Internationale NGOs, mit der Erklärung von Bern als Koordinatorin, führen das «Public Eye» zum vierten Mal durch.
Der thematische Fokus liegt auf der Rolle der Konzerne im Globalisierungsprozess. Damit wollen die Organisatoren die öffentliche Diskussion über die negativen Auswirkungen der einseitig von wirtschaftlichen Interessen gesteuerten Globalisierung voran bringen.
Grosse Demonstration für Samstag geplant
Die Globalisierungs- und Kriegsgegner wollen am 25. Januar eine Demonstration in Davos durchführen. Organsiert wird sie durch die Gruppierung «Oltner Bündnis».
Da die Behörden jedoch auf umfangreiche Personenkontrollen bestehen, befürchten viele Kreise nun das Scheitern einer friedlichen Demonstration. Das «Oltner Bündnis» hat mittlerweile angekündigt, die Demonstration an andere Orte zu verlegen, falls die Behörden ihr Vorhaben nicht aufgeben.
swissinfo, Elvira Wiegers
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