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Zum neuen Jahr eine neue Briefmarke

1 Franken für Le Corbusiers Sofa. post.ch

Ab 1. Januar 2004 wird der Versand eines Briefes teurer. Die Post lanciert drei neue Briefmarken.

Auf der 1-Franken-, der 85-Rappen- und der 15-Rappen-Marke sind drei Klassiker der Schweizer Design-Kunst dargestellt: Le Corbusiers Sofa, die Bahnhofuhr und der Kartoffelschäler Rex.

Die letzte Briefpost-Tariferhöhung gab es 1996. Jetzt, ab 1.1.2004, ist es wieder so weit, mit dem Segen des Departementes für Kommunikation (UVEK).

Wer immer noch lieber Briefe schreibt als E-Mails, muss im neuen Jahr tiefer in die Tasche greifen, gerade mal um 10 oder 15 Rappen. Einziger Trost: Die neuen Briefmarken der Schweizer Post sind…eine Augenweide.

Hommage an das Design

Der Versand eines Briefes mit A-Post – Aufgabe heute, Ankunft morgen, wenn nichts dazwischen kommt – kostet ab 1. Januar 2004 einen Franken statt wie bisher 90 Rappen. Statt der orangen Marke mit dem geometrischen grossen A kleben wir jetzt jene mit dem 1929 von Le Corbusier kreierten Sofa «LC2 Grand Confort» auf unsere Briefe.

Auf der Briefmarke für B-Post – Aufgabe heute, Ankunft innerhalb von drei Tagen, Samstag und Sonntag ausgeschlossen – ist jetzt das Symbol für schweizerische Pünktlichkeit zu sehen: die Uhr, die Hans Hilfiker 1944 für die Schweizer Bahnhöfe entworfen hat. Diese neue B-Post-Marke kostet 85 Rappen statt wie bisher 70 Rappen.

Was tun mit den alten Briefmarken? Wegwerfen? Nein, sie sind immer noch gültig. Mit den diversen bereits früher existierenden 10-Rappen-Marken kann eine 90-er auf einen Franken «aufgerundet» werden. Zur Ergänzung der alten 70-er-B-Post-Marke musste allerdings eine 15-Rappen-Marke geschaffen werden.

Auf dieser neuen 15-Rappen-Marke ist der Kartoffelschäler Rex dargestellt, das 1947 von Alfred Neweczeral – einem in die Schweiz ausgewanderten Polen – kreierte kleine Dingsda, das in keiner Schweizer Küche fehlt. Mit Rex kann sparsam geschält werden, nicht nur Kartoffeln, auch Rüben und anderes Gemüse. Deshalb heisst Rex auf gut Deutsch «Sparschäler». Mit Rex wird Zeit und Geld gespart.

Fürs Image der Post – ohne ironische Untertöne

Für Post-Sprecherin Liselotte Spengler dienen die neuen Briefmarken zur Image-Übertragung des Unternehmens. «Die Post ist ein Tor zur Welt, und jede Marke kommuniziert etwas», sagt Spengler gegenüber swissinfo.

«Mit dieser Serie wollen wir die Aufmerksamkeit auf das Schweizer Design lenken, das beim grossen Publikum bisher nicht bekannt war. Eine Briefmarke stempeln heisst für uns ein Zeichen setzen», so die Post-Sprecherin.

Die drei Sujets gelten als wahre Prunkstücke des Schweizer Designs. Sie wurden von einer Jury ausgewählt, die von Mitarbeitern der Fachzeitschrift für Architektur und Design «Hochparterre» beraten wurde.

Allerdings: Wenn man die Design-Objekte in Zusammenhang mit der Post sieht, könnten ironische Gedanken aufkommen. Ein Sofa, im Moment, wo der gelbe Riese viele Poststellen schliesst und sich die Post-Kunden immer weniger wohl fühlen? Eine Präzisionsuhr, obwohl oft gesagt wird, die Pünktlichkeit der Post sei nicht mehr so wie früher? Ein «Sparschäler», wo die Kunden für den Briefversand immer mehr bezahlen müssen und viele Stellen bei der Post abgebaut werden?

Solche Vergleiche bezeichnet Post-Sprecherin Liselotte Spengler als «an den Haaren herbei gezogen». «Der Kartoffelschäler Rex symbolisiert sicher nicht die Sparpolitik des Unternehmens. Und übrigens beweisen unabhängige Untersuchungen, dass die Schweizer Post punkto Qualität und Schnelligkeit zu den besten der Welt gehört. Manchmal kann es sicher Probleme geben, doch muss man sehen, dass täglich bis zu 20 Millionen Briefe durch die Hände der Post gehen.»

Die Wahrnehmung der Post-Dienstleistungen sei bei den Leuten sehr subjektiv, sagt Spengler. «Es genügt, bis zur Schalteröffnung fünf Minuten warten zu müssen, und schon heisst es, die Post funktioniere nicht mehr so wie früher. Niemand spricht von den unzähligen Briefen, die rechtzeitig ankommen; aber wenn ein einziger Brief zu spät kommt, dann rufen alle aus.»

Briefmarken am Verschwinden

Nun werden wir also während einigen Jahren begleitet von Le Corbusiers Sofa, Hilfikers Bahnhofuhr und Neweczerals Kartoffelschäler Rex. Daneben gibt es aber noch anderes: «Wir geben jedes Jahr 30 bis 40 Serien von Briefmarken heraus», so Spengler. «Die Schweizer Post ist bekannt für ihre innovativen Briefmarken», betont sie und weist auf jene berühmte Marke mit Schokolade-Duft hin.

Die Briefmarken-Offensive der Post ist im Zusammenhang mit der Marktentwicklung zu sehen. Die Grossunternehmen verwenden keine Marken, die Privatkunden benützen immer mehr E-Mail. Man rechnet damit, dass sich das Briefpost-Volumen bis zum Jahr 2010 auf zehn Prozent reduzieren wird. Und die Briefmarken-Sammler scheinen eh eine verschwindende Spezies zu sein…

«Die Jungen interessieren sich nicht mehr für das Sammeln von Briefmarken. Deshalb ist es umso wichtiger für uns, ‹interessante› Marken zu produzieren», sagt die Post-Sprecherin. «Nur so werden die Leute zum Kauf von Briefmarken angeregt.»

Die Strategie der Post scheint sich auszuzahlen – zumindest wenn man an den Riesenerfolg der Alinghi-Sondermarke zur Feier des America’s Cup-Sieges denkt.

swissinfo, Doris Lucini
(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)

Briefversand ab 1.1.2004: 1 Fr. für A-Post, 85 Rappen für B-Post

3 neue Briefmarken mit Design-Objekten: LC2-Sofa von Le Corbusier (1 Fr.), Bahnhofuhr (85 Rp.), Kartoffelschäler Rex (15 Rp.)

Gültig ab 30.12.2003, erhältlich via Internet oder an Poststellen

Im neuen Jahr erhöht die Schweizer Post ihre Tarife. Am bekanntesten sind die neuen Tarife für den Versand von Standartbriefen. Auch für den Express- und Auslandversand gibt es einzelne Änderungen.

Der Sektor Briefpost ist seit 2002 defizitär. In jenem Jahr wurde ein Verlust von 14 Mio. Franken verzeichnet. Danach beschloss die Post Kostensenkungen und die Restrukturierung der Briefverteilzentren (Projekt Rema).

Trotz Schwierigkeiten gilt die Schweizer Post von der Qualität ihrer Dienstleistungen her nach wie vor als eine der weltbesten. 97,3% der A-Post (Auslieferung einen Tag nach der Aufgabe während der Woche) sowie 98,1% der B-Post (Auslieferung innerhalb von drei Tagen, ausgeschlossen am Wochenende) kommen pünktlich an. Mit Berücksichtigung diverser Faktoren wie zum Beispiel Kaufkraft liegen die Preise im europäischen Mittel.

Im Sektor Paketversand muss sich die Post der Konkurrenz des freien Marktes stellen. Ab 1.1.2004 fällt das bisher geltende PTT-Monopol für Pakete bis zu 2 Kilo.

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