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General Motors lässt Traditionsmarke Saab fallen

(Meldung u.a. mit Reaktion der schwedischen Regierung und Hintergrundinformationen ergänzt.)
Schwedens Regierung schliesst staatliche Hilfe aus
Detroit/Stockholm (awp/sda) – Nach mehr als 60 Jahren geht die Geschichte der traditionsreichen Automarke Saab zu Ende. Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) gab am Freitag die Abwicklung der schwedischen Tochter bekannt, nachdem Verhandlungen über einen Verkauf gescheitert waren.
Saab solle nun «ordnungsgemäss abgewickelt» werden, hiess es in der GM-Mitteilung. Sollte sich nicht doch noch ein Käufer finden, ist die Marke Saab damit am Ende. Davon direkt betroffen sind 3400 Angestellte in Schweden. Sie erhalten ab Januar die Kündigung.
Die letzten Hoffnungen für einen Erhalt von Saab hingen an einem Verkauf an den niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars. Bei den Verhandlungen seien allerdings Fragen aufgetaucht, «die beiden Seiten unlösbar erschienen», erklärte GM.
Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, hätte es einer «schnellen Lösung» bedurft. Diese sei aber nicht in Sicht gewesen, teilte GM-Europa-Chef Nick Reilly mit. Das Ende für Saab sei eine «sehr schwere Entscheidung» gewesen.
Bereits zuvor war der Versuch gescheitert, Saab an die schwedische Sportwagenschmiede Koenigsegg zu verkaufen. GM kündigte nun an, bei der Abwicklung eng mit Saab zusammenarbeiten. Es gehe auch darum, Zahlungsverpflichtungen gegenüber Zulieferern zu erfüllen.
Ersatzteile vorhanden
Saab werde die Garantie für seine Autos auch weiter gewährleisten. Auch wolle der Konzern weiter Ersatzteile an alle Saab-Fahrer weltweit verkaufen, betonte GM.
GM hatte im Januar mit der Suche nach einem Käufer für seine verlustträchtige Tochter begonnen. Bereits zu Wochenbeginn kündigte GM an, einen Teil der Saab-Technik nach China zu verkaufen. Das Geschäft ist von der Abwicklung nicht betroffen.
Der staatliche chinesische Autokonzern BAIC kauft die Technologie für die Saab-Modelle 9-3 und 9-5 und verwendet sie für eigene Autos. Auch ein Teil der Fertigungsanlagen für diese Fahrzeuge wechselt den Besitzer. Die Chinesen erhalten so Zugriff auf wichtiges Know-how, mit dem sie die eigenen Modelle aufpolieren wollen.
Bedauern in Schweden
Die schwedische Regierung bedauerte das Aus für Saab, schloss eine staatliche Rettung der Marke aber aus. «Wir haben dafür weder das Know-how noch das Geld», sagte Wirtschaftsministerin Maud Olofsson.
Sie rief GM auf, die Verantwortung für eine verträgliche Abwicklung zu übernehmen: «Das Wichtigste ist nun, sich um die Beschäftigen und ihre Zukunft zu kümmern.» Nach Schätzungen schwedischer Medien könnten durch das Ende von Saab insgesamt 8000 Arbeitsplätze beim Auto-Konzern und seinen Zulieferern verloren gehen.
Saab hatte in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingefahren. Im Jahr 2008 verkaufte das Unternehmen weltweit nur noch 93’000 Autos, zwei Jahre zuvor waren es noch 133’000 gewesen. Der Anteil am Weltmarkt sank auf 1,1 Prozent. Saab hatte 1947 das erste eigene Auto auf den Markt gebracht.
GM in Schieflage
GM, der ehemals grösste Auto-Konzern der Welt, war wegen zu vieler Marken und spritfressender Modelle selbst in Schieflage geraten. Seit Januar suchte der Konzern daher einen Käufer für Saab, um seine Markenpalette zu verschlanken.
GM will sich auf die vier US-Kernmarken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC sowie seine regionalen Marken wie Opel und Vauxhall in Europa konzentrieren. GM gab bereits die Marken Saturn und Pontiac auf. Die Marke Hummer wurde nach China verkauft.

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