Die urdemokratische Schweiz liebt Besuche der eher undemokratischen Oberhäupter und legt königlichen Hoheiten gerne den roten Teppich aus. Und diese kommen aus aller Welt: Queen Elisabeth, Kaiser Napoleon III., Queen Victoria.
Der Maler Hans Erni malte für die Landesausstellung 1939 ein Fresko, das über Schwingen, Jodeln und Käsemachen jedes Klischee der Schweiz bediente. Der Titel eine Verheissung: «Die Schweiz – Ferienland der Völker».
Nun, für alle Völker dieser Erde erschwinglich war und ist die Schweiz aber nicht: Bereits die ersten Touristen empörten sich über die hiesigen Preise. Hier ein Korrekturvorschlag: «Die Schweiz. Ferienland der Könige».
Trendsetterin war Queen Victoria, deren Aufenthalt in der Schweiz im Jahre 1868 eine wahre Touristenwelle auslöste. Eigentlich wollte die Königin Inkognito reisen, unter dem Namen «Gräfin von Kent», doch als sie mit ihrer Entourage auf der Rigi ankam, schallte ihr bereits «Good save the Queen» entgegen. Nach Victoria wurden Dampfschiffe, Hotels und Plätze in der Schweiz benannt.
Die Blaublüter wurden stets freundlich begrüsst: Als der Kaiser Haile Selassie I. von Äthiopien vor knapp 70 Jahren in Bern ankam, standen 100’000 Menschen an den Strassenrändern, Kinder erhielten extra schulfrei, um dem Kaiser mit Fähnchen zuzuwinken. Selassie war jedoch weniger an der Schweizer Natur als an deren Waffen interessiert.
Als die beliebte Königin Astrid von Belgien bei einem Autounfall am Vierwaldstättersee 1935 ums Leben kam, war das mediale Interesse dermassen gross, dass die «Swissair» ihren ersten Nachtflug von Dübendorf nach London riskierte, um die Fotos der Associated Press zur Verfügung zu stellen.
Der Königin zum Gedenken wurde am Unfallort die Astrid-Kapelle errichtet. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte verursachten ein solch hohes Verkehrsaufkommen, dass die gesamte Kapelle später verschoben werden musste, um weiterhin die reibungslose Durchfahrt auf der Hauptstrasse zu garantieren.
Manchmal nehmen die Monarchen auch noch etwas Geld mit. Noch vor zehn Jahren wurde der spanische König Juan Carlos, der heute mit Steuerhinterziehung konfrontiert ist, von der Schweizer Regierung empfangen. Vereint stand der Bundesrat im strömenden Regen Spalier, und der Besuch war sogar eine Live-Übertragung im Fernsehen wert.
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Juan Carlos legalisiert Steuergelder und räumt damit ein, dass Gelder der Zagatka-Stiftung ihm gehören. Auch die Schweiz ermittelt.
Pia Schubiger, Historikerin und Kuratorin des «Forum Schweizer Geschichte Schwyz», erklärt die Faszination der Schweizerinnen und Schweizer: «Diese ausserordentliche Faible für Monarchien erscheint als Paradox, doch je weniger eine Gesellschaft Königshäupter als Regierungsform erlebt hat, desto grösser kann sich der Zauber am Glamour einer Kaiserin oder eines Kaisers auswirken und Träume nähren.»
Ausstellung im Forum Schweizer Geschichte SchwyzExterner Link. Geöffnet vom 13.03.2021 bis 03.10.2021. Die Schweiz kennt keine royale Tradition, hatte nie einen König oder eine Königin. Dennoch begeistern sich die demokratischen Schweizerinnen und Schweizer für die Geschichten der Königshäuser.
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