Geöffnete Türen für die jüdische Kultur
Sieben Schweizer Städte und Gemeinden beteiligen sich am 3. September am Europäischen Tag der jüdischen Kultur.
Thema sind die Bau- und Kunstdenkmäler Europas: Besichtigungen von Synagogen, Friedhöfen, rituellen Bädern und Museen sollen Interessierten die jüdische Kultur näher bringen.
Der zum siebten Mal begangene Europäische Tag der Jüdischen Kultur findet am 3. September in 30 europäischen Ländern statt. In der Schweiz gibt es Veranstaltungen in Basel, Bern, Zürich, Endingen-Lengnau, Genf, Delsberg und La Chaux-de-Fonds.
Die vielfältigen Programme wollen Einblick vermitteln in die Gegenwart, Kultur, Religion und Geschichte der Juden Europas und insbesondere auch in der Schweiz.
Vielfältige Programme
So findet nahe Basel eine Führung auf dem 1673 gegründeten jüdischen Friedhof im elsässischen Hegenheim statt sowie eine Besichtigung der Synagoge der Israelitischen Gemeinde.
Zum 40-jährigen Jubiläum des Jüdischen Museums der Schweiz wird die Ausstellung «Ins Licht gerückt» eröffnet.
In Genf stehen unter anderem musikalische Darbietungen auf dem Programm, die von Chormusik über Klezmer bis zu musikalischen Einrahmungen von Poesie reichen. Angeboten werden auch speziell auf Kinder zugeschnittene Programme.
In Zürich, wo der grösste Anteil der insgesamt rund 20’000 Schweizer Jüdinnen und Juden leben, führen Stadtrundgänge durch einige Jahrhunderte jüdischer Geschichte.
Europäische Wege der jüdischen Kultur
Mit dem diesjährigen Thema «Europäische Wege der Jüdischen Kultur» sollen die European Routes of Jewish Heritage (Europäische Wege jüdischen Erbes) in der Schweiz eingeführt werden.
«Die Grundidee ist, Orte, an denen Juden gewohnt und gewirkt haben, zu besichtigen und damit mehr darüber zu erfahren», erklärt Nadia Guth Biasini, Koordinatorin des europäischen Tags der Jüdischen Kultur 2006 für die Schweiz, gegenüber swissinfo.
So werden künftig in Basel und im aargauischen Endingen-Lengnau jeweils am ersten Sonntag jedes Monats die Synagogen ihre Türen öffnen. Zudem werden im Jüdischen Museum der Schweiz Sonderführungen angeboten.
Die Besucher dieser Veranstaltungen sind nach den Erfahrungen von Nadine Guth Biasini häufig Menschen, die einfach gerne mal eine Synagoge besuchen.
«Diese Menschen wissen oft sehr wenig von Judentum, vom jüdischen Glauben. In der Synagoge Basel hatte ich bei diesen Veranstaltungen oft den Eindruck, mit dem Erklären ganz vorne beginnen zu müssen.»
Latent anwesende Nahost-Situation
Natürlich könne man bei dieser Art von Veranstaltungen die aktuelle Situation Nahen Osten nicht ausklammern, meint Nadia Guth Biasini weiter. «Aber in der Schweiz wird meist unterschieden zwischen den hier lebenden Juden und dem Staat Israel.»
Auch in der Schweiz existiere Antisemitismus. Dieser sei jedoch in der Regel ökonomisch bedingt, so die Koordinatorin . «Wenn es wirtschaftlich schlecht geht, entstehen Aggressionen – und diese richten sich gegen althergebrachte Bilder.»
Keine besonderen Sicherheitsmassnahmnen
Gemäss Nadia Guth Biasini wurden für den Europäischen Tag der Jüdischen Kultur in der Schweiz keine besonderen Sicherheitsmassnahmen getroffen: «In den Synagogen wird immer Wache gehalten. Und auch im jüdischen Museum gibt es einen Sicherheitsdienst.»
Und dass die Taschen am Eingang durchsucht werden, gehöre sowieso zum Alltag.
«Gefährlich sind die Menschen, die Bomben legen. Und von diesen ist die Schweiz bislang glücklicherweise verschont geblieben.»
swissinfo, Etienne Strebel
Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur hat seine Wurzeln im Elsass, in Frankreich. 1996 wollte man dort auf die jüdischen Bau- und Kunstdenkmäler der Region aufmerksam machen.
1999 erhielt der Anlass europäische Dimensionen, da neben dem Elsass auch Deutschland, Italien, Spanien und die Schweiz teilnahmen.
Mehr als 100’000 Menschen in 26 Ländern Europas besuchten 2005 die Kultstätten und Veranstaltungen. In der Schweiz waren es gegen 3000.
Die Entdeckungsreisen in die jüdische Vergangenheit und Gegenwart werden mit Hilfe der jüdischen Gemeinden, der Vereine, Verbände, der Museen und mit freiwilligen Mitarbeitenden realisiert.
Eines der längerfristigen Ziele ist es, die jüdischen Bau- und Kulturdenkmäler in Europa zu erhalten und wiederherzustellen.
Am diesjährigen Europäischen Tag der Jüdischen Kultur beteiligen sich neben der Schweiz auch Belgien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Holland, Italien, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Serbien, die Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, die Türkei, Ungarn und die Ukraine.
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