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Zu Fuss auf den Spuren der Emmentaler Täufer

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Ob bei den Nachfahren des letzten hingerichteten Täufers im Emmental oder im Gefängnis Schloss Trachselwald: Ein Wanderweg führt zu Stationen der Geschichte der Täufer.

Von der Kirche Sumiswald folgt man den Spuren der reformierten Glaubensgemeinschaft in der idyllisch anmutenden Hügellandschaft des Emmentals.

Gleich nach dem Bahnhof nimmt man die erste Steigung hinauf zur Kirche Sumiswald, einst Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen reformierter Staatskirche und den aufmüpfigen Täufern, die eine Erneuerung des Glaubens forderten, die Kindertaufe und den Militärdienst verweigerten.

Eine Gedenktafel an der Kirchenmauer «Zur Erinnerung der hingerichteten Täufer von Sumiswald 1529-1571» enthält auch den Namen des zur Legende gewordenen Bauern und Täuferlehrers Hans Haslebacher.

Von einem Sonntag im Jahr 1532 ist überliefert, dass der Pfarrer während der Predigt bemerkte, die Täufer sollten lieber Hunde oder Kälber machen als ihre Kinder ungetauft zu lassen. Dies habe sich Haslebacher nicht gefallen lassen, sei im Gottesdienst aufgestanden und habe dem Pfarrer auf der Kanzel widersprochen.

Leben und Tod des mutigen Hans Haslebacher sind heute auf dem Hof seiner direkten Nachfahren dokumentiert, den man nach einer guten halben Stunde Fussmarsch erreicht.

Im Speicher hat die Frau des Haslebacher-Nachkommen in 15. Generation, Gertrud Haslebacher-Bangerter, einen Ausstellungsraum eingerichtet.

Zu sehen sind darin ein gezeichneter Stammbaum der Familie, der Text des Haslebacher-Liedes, das von den Amischen in den USA noch heute gesungen wird, ein Druck des gefangenen Täufers, die Haslebacher-Bibel und zahlreiche Souvenirs vom Hof.

Die alte Bibel im Stubenbüffet

Stolz weist die Bäuerin auf die drei alten Bibeln im Schaukasten. Die älteste davon stammt aus dem Jahr 1553, der Zeit des legendären Hans Haslebacher. «Solange ich mich erinnern kann, lag diese Bibel immer bei uns in der Stube auf dem Büffet», sagt Gertrud Haslebacher gegenüber swissinfo.

Der 1571 als letzter Täufer in Bern hingerichtete Hans Haslebacher ist in der ganzen Familiengeschichte der einzige Täufer. «Seine Nachfahren haben sich möglicherweise aus Angst vor der Obrigkeit wieder zur Kirche bekannt», vermutet Gertrud Haslebacher.

Sie selbst gehört ebensowenig zu den Täufern wie ihr Mann Hans Haslebacher. Doch letzterer, ein stattlicher Bauer, geniesse die Verehrung, die ihm die Mennoniten und Amischen in den USA entgegenbringen, wenn sie ihm etwa das Haslebacher-Lied zum Signieren hinhalten und ihn über seine Familie ausfragen.

«Mörderkästen» im Schloss Trachselwald

Vom Haslebacher-Hof aus wendet man sich zurück bis zum Schloss Sumiswald und biegt dann links ab, wo es wieder bergauf geht, zuerst auf Teerstrassen, schliesslich auf Wanderwegen, teils durch Waldstücke und an einzelnen Bauerhöfen vorbei, zum trutzigen Schloss Trachselwald.

Das ehemalige Gefängnis, das heute dem Kanton Bern gehört, aber wegen der bevorstehenden Auflösung des Regierungsstatthalter-Amts Trachselwald zum Verkauf steht, erhebt sich rund 70 Meter über dem Dorf auf dem Schlossberg.

«Das Schloss Trachselwald wurde einst als Gefängnis vorwiegend für Täufer benutzt», sagt Therese Sommer, die regelmässig Gruppen durchs Schloss führt, gegenüber swissinfo. Der berühmteste Häftling sei allerdings 1653 der Bauernführer Niklaus Leuenberger gewesen.

Er habe jedoch nur eine Nacht in Trachselwald verbracht, sei dann nach Bern überführt und dort geköpft und gevierteilt worden. «Die Täufer wurden hier in so genannten Mörderkästen, wie die Zellen damals hiessen, gefangen gehalten und bestraft», erläutert Frau Sommer bei einem Rundgang durchs Schloss.

Vergangenheitsbewältigung für die Nachfahren

Die Situation nachstellend, klettert sie in einer der Gefängniszellen auf den Schragen, legt sich auf den Rücken, die Hände und Füsse in die Halterung und sagt: «So muss man sich das etwa vorstellen.»

Die gelernte Bauzeichnerin hat sich nach jahrelanger Reisezeit durch die Welt auf das kulturelle Erbe ihrer Heimat besonnen und macht seither Führungen zu Jeremias Gotthelf, Simon Gfeller, Schloss Trachselwald und anderen Themen des Emmentals.

Den amerikanischen Mennoniten und Amischen, Nachfahren von einst geflüchteten, vertriebenen oder gefolterten Täufern, müsse sie bei ihren Führungen nicht erklären, wie alt das Schloss und wie dick die Mauern seien.

«Für diese Besucher steht die Vergangenheitsbewältigung im Vordergrund. Sie kommen hierher, um in sich zu gehen, zu beten, zu singen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Das sind sehr ergreifende Momente», sagt Therese Sommer.

swissinfo, Susanne Schanda

«Auf den Spuren der Täufer von Sumiswald» heisst der Täuferpfad, der von Sumiswald, an der Kirche und dem Schloss vorbei zum Haslebacher Hof, und von dort über sanfte Hügelzüge zum Schloss Trachselwald führt.
Der «Erlebnisweg Täufertum» folgt der Täufergeschichte im Trub.
«Täuferversteck hinter Hütten» heisst eine Ausstellung in Fankhaus.

Der Tourismusverein Pro Emmental, der bereits das Bauernkriegs- und das Gotthelfjahr organisiert hat, zeichnet auch für das Täuferjahr verantwortlich.

Bis 1700 war das Täufertum in der Schweiz fast völlig zum Verschwinden gebracht.

Nur im Emmental konnten sich Gemeinden trotz erbitterter Verfolgung und Diskriminierung kontinuierlich bis in die Gegenwart halten.

Die Mennoniten oder Alttäufer in der Schweiz umfassen 2500 Mitglieder in 14 Gemeinden im Emmental, im Jura, sowie in den Regionen Bern, Biel und Basel. Sie sind in der «Konferenz der Mennoniten der Schweiz» vereinigt.

Die Neutäufer mit 2000 Mitgliedern in 20 Gemeinden im Emmental und der östlichen Schweiz sind im «Bund Evangelischer Täufer» organsiert.

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