Country-Virus schlägt Coronavirus
Viele sehnen aktuell einen Kulissenwechsel herbei. Der Schweizer Country-Musiker Florian Fox hat die Gitarre eingepackt und ist in die USA gezogen. Wie das ging, erzählte er in unserem englischsprachigen Podcast.
Florian Roth alias Florian Fox entdeckte die Country-Musik, als er mit 15 Jahren mit seiner Familie Urlaub im Südwesten der USA machte. Mit 18 gründete er seine erste Band – und seine Leidenschaft für die Musik besteht bis heute.
Heute, zehn Jahre später, hat er eine spannende Karriere hinter sich: von seinem Job als Jurist in Zürich hin zu einem Musiker, der einen in der Country-Musikszene begehrten Preis gewonnen hat. «Ich hatte im August die Möglichkeit, nach Nashville zu ziehen», erzählt Florian in unserem Podcast «The Swiss Connection».
Seit einiger Zeit hatte er den Plan gewälzt, seinen Beruf und seine Leidenschaft zu verbinden: in Nashville ein Nachdiplomstudium in Rechtswissenschaften an der Vanderbilt University zu absolvieren und gleichzeitig seine Musikprojekte zu verwirklichen.
Als die Pandemie die USA und die Schweiz erreichte, drohte der Traum allerdings zu platzen. «Ich hatte nur 10 Tage, um alles zu packen, meine Arbeit und Wohnung zu kündigen und auf einen anderen Kontinent zu ziehen. Ich war überrascht, dass es funktioniert hat», erzählt er.
«Als ich dann in Nashville gelandet bin, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits war ich absolut glücklich, dass inmitten der Pandemie alles funktioniert hat, und andererseits war da immer noch einen Rest Unsicherheit, denn ich hätte trotz des Visums am Flughafen abgewiesen werden können.»
Man braucht Beziehungen
Um als Schweizer in Nashville, dem Mekka der Country-Musikszene, Fuss zu fassen und die eigenen Lieder in professionellen Studios aufzunehmen, braucht man Beziehungen. Florian hat diese über den Leiter des Internationalen Country Music FestivalsExterner Link, welches jährlich in Zürich stattfindet. Über ihn lernte Florian den Musikproduzenten Chuck Mead kennen. Über die Jahre formte sich der Plan, zusammenzuarbeiten. Mit dem Umzug hat er auch seinen Namen geändert – von Florian Roth zu Florian Fox.
Im Oktober 2020, nur zwei Monate nach seiner Ankunft in den USA, gewann Florian den «Texas Sounds International Country Music AwardExterner Link» in der Kategorie «Outstanding Live Performance». Während der Pandemie live aufzutreten, war zu dem Zeitpunkt in Jefferson County, Texas, möglich, da dort keine Coronavirus-Fälle bekannt waren. «Das Konzert hat sich beinahe normal angefühlt», erzählt er, «abgesehen davon, dass die Leute Masken getragen haben.»
PLACEHOLDERDas erste Lied, das Florian Fox von seinem neuen Album veröffentlicht hat, heisst «Blueberry Mountain Train» und stellt eine Verbindung zwischen seinem alten Leben in der Schweiz und dem neuen Leben in den USA her. Die Schweiz hat eine grosse und aktive Country-Musikszene.
Aber woher kommt diese Verbindung? «Es ist eine Frage des Lifestyles. Der amerikanische Lebensstil, besonders auf dem Land, inspiriert viele in der Schweiz, weil wir hier einen etwas eingeschränkten Lebensraum haben, kleine Städte, viele Dörfer aber halt wenig freie Flächen. Und das ist so ein Traum, den viele haben, rauszugehen in diese endlosen Landschaften, auf einem Highway zu reisen und dabei diese Musik zu hören.»
Wie reagieren die Menschen in Nashville auf einen Schweizer Musiker? «Die Menschen hier sehen gleich, dass ich kein Hillbilly bin», sagt er und lacht. «Ich spiele mit dem ‹Swiss Guy›- Image und den Menschen gefällt das auch. Sie sind sehr interessiert an diesem Schweizer, der von Europa in die USA gezogen ist.»
«Sie wollen wissen, warum zum Teufel hat er das getan, und warum macht er Country-Musik? Ich bin auf meine eigene Art authentisch und die Tatsache, dass ich anders bin, hebt meine Musik auch von den anderen ab. Wichtig ist zu wissen, wie man mit dem Publikum interagiert. Dann wird man auch in Nashville ernst genommen, selbst wenn man von weit herkommt.»
Ein hybrider Lebensstil
Plant Florian in die Schweiz zurückzukommen, um auch hier Konzerte zu geben? «Man darf nicht vergessen, dass ich ja zwei Berufe habe – mein Hauptberuf ist und bleibt Anwalt. Ich werde in die Schweiz zurückkehren, nächsten Sommer. Ich werde aber dieses Hybrid-Modell weiterverfolgen. Ich werde also versuchen, jedes Jahr Zeit in Nashville wie auch in der Schweiz zu verbringen. Auf Dauer fühle ich mich meinen Schweizer Wurzeln zu sehr verbunden, um ganz in die USA auszuwandern.»
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