Pandemie: Optimistische Stimmung in der Schweiz
Trotz der nach wie vor hohen Anzahl an Neuinfektionen scheint sich die Stimmung der Schweizer:innen wieder aufzuhellen. Die zehnte Pandemie-Umfrage, die das Sotomo-Institut im Auftrag der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) durchgeführt hat, zeigt zudem, dass die Bevölkerung die Aufhebung fast aller Gesundheitsmassnahmen von der Bevölkerung weitgehend befürwortet.
Das Meinungsforschungsinstitut könnte nicht deutlicher sein: «Seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren war der Optimismus in Bezug auf die Entwicklung und den Ausgang der Coronavirus-Krise noch nie so gross wie Anfang Februar 2022», schreibt es.
Vorsichtiger Optimismus
Genau die Hälfte der Befragten gibt nun an, sehr oder eher optimistisch zu sein, während nur 16% sehr oder eher pessimistisch sind. Um die Entwicklung dieser Stimmung zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass die Optimismusrate im Oktober 2020 auf 21% abgestürzt war.
Doch der Optimismus bleibt vorsichtig: Die Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass das Kapitel Pandemie noch nicht endgültig abgeschlossen ist, sondern dass man mit dem Coronavirus leben muss, wie man es bereits mit dem Grippevirus tut.
Die Umfrage wurde vom Sotomo-Institut im Auftrag der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), zu der swissinfo.ch gehört, durchgeführt.
Es handelt sich um die zehnte Umfrage, die seit März 2020 durchgeführt wurde.
Die Umfrage wurde zwischen dem 4. und dem 13. Februar online bei 33’673 Personen in allen Sprachregionen durchgeführt.
Da es sich nicht um ein repräsentatives Panel handelt – die Teilnehmer:innen werden nicht ausgewählt, sondern antworten auf freiwilliger Basis – wurde vom Umfrageinstitut ein Gewichtungsverfahren durchgeführt. Die Fehlermarge beträgt +/- 1,2%.
So rechnet etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51%) mit neuen Gesundheitseinschränkungen im nächsten Winter, während 41% nicht an ein solches Szenario glauben. «Dieser neue Optimismus bedeutet also nicht, dass die Schweizer Bevölkerung mehrheitlich mit einer Rückkehr zu einer Situation vor einer Pandemie rechnet», hält das Institut fest.
Aufhebung der Massnahmen befürwortet
Die Meinungsumfrage wurde Anfang Februar durchgeführt, also nur wenige Tage, bevor die Schweizer Regierung fast alle Gesundheitsmassnahmen aufhob.
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Und offensichtlich hat der Bundesrat die Erwartungen erfüllt. «Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage haben gezeigt, dass der Wunsch, die meisten Massnahmen zu beenden, in der Bevölkerung weit verbreitet ist», kommentiert das Sotomo-Institut.
Nur 28% der Befragten waren der Ansicht, dass der Bundesrat bei der Aufhebung der Gesundheitsmassnahmen übereilt handelt, während 39% sogar eine noch schnellere Öffnung bevorzugt hätten.
Aber auch wenn die Bevölkerung recht begeistert von der Idee scheint, die Gesundheitsmassnahmen aufzuheben, zeigt sie manchmal auch eine gewisse Ambivalenz. Dies verdeutlicht sich insbesondere bei der Frage nach der Maskenpflicht.
Mehr als die Hälfte der Befragten (53%) befürwortet eine generelle Abschaffung der Maskentragepflicht. Wenn die Fragen jedoch konkreter werden, ändert sich das Bild: 55% befürworten eine Maskenpflicht in Geschäften und 61% in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ende der ausserordentlichen Kompetenzen
Mit der Verlängerung der Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln bis Ende März scheint die Regierung also wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Der Wille des Volkes und die jüngsten Regierungsentscheidungen scheinen im Einklang zu stehen.
Doch – und das ist paradox – diese Übereinstimmung und der allgemeine Optimismus kommen dem Bundesrat nicht zugute. Die Umfrage zeigt, dass das Vertrauen in die Arbeit der Regierung nicht gestiegen ist, ganz im Gegenteil: 45% der Befragten haben Vertrauen in die Gesundheitspolitik der Regierung, gegenüber 53% im Oktober letzten Jahres. Dies ist jedoch immer noch deutlich besser als im Januar 2021, als die Vertrauensquote mit 33% einen Tiefpunkt erreichte.
>>Der Gesundheitsminister Alain Berset im Interview über das Ende der meisten Gesundheitsmassnahmen:
Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wünscht sich nun eine Mehrheit der Bevölkerung (52%) ein Ende der weitreichenden Kompetenzen, die das EpidemiengesetzExterner Link während einer ausserordentlichen Lage dem Bundesrat verleiht, und eine Rückkehr zur Normalität. Der Anteil der Bevölkerung, der der Meinung ist, dass die Konzentration der Befugnisse in den Händen der Regierung viel zu weit gegangen ist, ist jedoch weiterhin gering (26%).
Langfristige Folgen
Mehrere Indikatoren in dieser Umfrage zeigen, dass das Gespenst einer Pandemie allmählich in weite Ferne rückt. Die Befragten waren jedoch allgemein der Meinung, dass die Pandemie langfristige Folgen haben wird. Den Zahlen zufolge wird die tiefgreifendste Veränderung die Telearbeit sein, die durch die Pandemie offenbar endgültig zum Mainstream geworden ist.
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