Schweizer Olympia-Goldrausch in Kanada
Was für ein Erfolg für die Schweizer Delegation in Vancouver, zwei Mal Gold innerhalb von nur eineinhalb Stunden: Didier Défago holte die Goldmedaille in der Abfahrt, und Dario Cologna ist der erste Schweizer Langlauf-Olympiasieger überhaupt.
Die beiden Olympiahelden dominieren die Schweizer Tageszeitungen in Text und Bild. Das Boulevardblatt Blick schreibt von Goldrausch und einem historischen Tag: «22 Jahre haben wir auf diesen Schrei gewartet», so der Titel.
Denn solange ist es her, seit Pirmin Zurbriggen in Calgary die Königsdisziplin im Wintersport gewonnen hatte. «Die Welt verneigt sich vor Didier Défago, dem König von Kanada», triumphiert das Blatt weiter.
Die Freude ist allgemein gross, der Stolz, bereits am dritten Tag mit drei Goldmedaillen auftrumpfen zu können, enorm. Nach 14 von 86 Entscheidungen übernahm die Schweiz zwischenzeitlich gar die Führung im Medaillenspiegel – vor den USA und Frankreich.
Der enttäuschte andere Didier
Dass nicht Topfavorit Didier Cuche, sondern der andere Didier die Männer-Abfahrt gewonnen hatte, war eine Überraschung. Der Walliser setzte sich mit 7 Hundertstel Vorsprung auf den Norweger Aksel Lund Svindal und 9 auf Bode Miller (USA) durch.
Der 32-Jährige Westschweizer ist nach Bernhard Russi (1972) und Pirmin Zurbriggen (1988) erst der dritte Abfahrts-Olympiasieger aus der Schweiz.
Bislang galt Défago nicht als der Mann für Grossanlässe. Weder an Weltmeisterschaften noch an Olympischen Spielen hatte er bis jetzt eine Medaille holen können.
«Das es jetzt funktioniert hat, ist unglaublich. Bis ich das Ganze realisiere, wird es wohl noch länger dauern. Es ist einer der schönsten Tage meines Lebens», sagte der Romand nach dem Rennen.
Enttäuscht war jedoch Topfavorit Didier Cuche, dem mit 0,36 Sekunden Rückstand auf Défageo nur der 6. Schlussrang blieb. «Meine Enttäuschung ist gross, doch Hauptsache ist, dass ein Schweizer auf dem Podest steht. Nun greife ich im Super-G an», erklärte der Neuenburger.
Junger Bündner bei den ganz Grossen
Dario Cologna erfüllte sein grosses Ziel bereits im ersten Anlauf und gewann über 15 km Skating Gold, vor dem Italiener Pietro Piller Cottrer und Lukas Bauer aus Tschechien.
Laut dem Zürcher Tages-Anzeiger kommt der Sieg eher überraschend: «Der 23-Jährige galt zwar als exzellenter Allrounder, hat aber bis vor seinem Exploit in Whistler noch nie ein Einzelrennen auf Toplevel gewonnen.»
«Es ist unglaublich, ich bin sprachlos», sagte Dario Cologna. «Ich dachte selber nicht, dass ich es heute schaffen würde. Umso glücklicher bin ich nun.»
Erster Schweizer Langlauf-Olympiasieger
Cologna gewann für die Schweiz die bislang wertvollste Langlauf-Medaille an Olympischen Spielen. In früheren Jahren gab es vier bronzene Auszeichnungen zu feiern.
Sepp Haas (50 km 1968), die Männer- und Frauenstaffel (1972/2002) sowie jene von Andi Grünenfelder (50 km 1988).
Dass nach Gold im Skispringen und in der Abfahrt nun noch ein Schweizer Gold im Langlauf holt, kommentierte Cologna wie folgt: «Wir waren eben immer schon eine Wintersportnation, auch wenn ich jetzt der erste bin, der für die Schweiz im Langlauf eine Goldmedaille gewinnt.»
Gold beim Aufwärmen
Zusätzlich motiviert habe ihn der Sieg von Didier Défago in der Abfahrt. «Ich hoffe, es gibt für die Schweiz noch mehr Medaillen.»
Das 15-km-Rennen galt für Cologna als «Aufwärm-Wettkampf». Er selbst sah sich als Aussenseiter und hatte im Vorfeld in Betracht gezogen, ob er statt den 15 km im Skatingschritt den Sprint vom Mittwoch in klassischer Technik anpacken sollte. Wie sich nun zeigte, war sein Entscheid goldrichtig.
Gaby Ochsenbein, swissinfo.ch und Agenturen
Geboren: 2. Oktober 1977
Wohnort: Morgins, Kanton Wallis
184 cm/90 kg
Beruf: Sportler
Hobbys: Fischen, Mountainbike, Musik, Familie
Sprachen: Französisch, Deutsch, Englisch
Wichtigste Erfolge:
– Abfahrts-Olympiasieger 2010
– Olympia-Sechster Super-G 2002
– WM-Vierter Kombination 2007
– WM-Sechster Abfahrt 2005
– 3 Weltcupsiege (2 in der Abfahrt, 1 im Super-G), 10 weitere Weltcup-Podestplätze
Geboren: 11. März 1986
Wohnort: Davos, Kanton Graubünden
179 cm/74 kg
Beruf: Zeitsoldat
Hobbys: Fussball
Sprachen: Deutsch, Rätoromanisch, Italienisch, Englisch
Wichtigste Erfolge:
– Olympiasieger 2010 über 15 km (freie Technik)
– Weltcup-und Tour-de-Ski- Gesamtsieger 2008/09
– 1. Weltcup-Final 2008/09
– 3. Tour de Ski 2009/10
– WM-Vierter 2009 Sprint
– WM-Sechster 2009 15 km
– Dreifacher U23-Weltmeister
– Sieger Engadin Skimarathon 2007
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