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Moritz Leuenberger auf Klima-Mission in Indien

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Bundesrat Moritz Leuenberger will die ärmsten Länder im Süden bei der Suche nach Lösungen der Klimaproblematik einbeziehen. Am Nachhaltigkeits-Gipfel in der indischen Hauptstadt Delhi nahm er letzte Woche dazu Stellung.

Ziel des Treffens war es, die UNO-Weltklimakonferenz vom kommenden Dezember in Kopenhagen für die Zeit ab 2013 vorzubereiten, an der eine Nachfolgeregelung für das Klimaabkommen und das Kyoto-Protokoll verabschiedet werden sollen.

Leuenberger, der am Gipfel die Schweiz vertrat, ist als Minister neben der Umwelt auch für Verkehr, Energie und Kommunikation zuständig.

swissinfo: Was sagen Sie als Umweltminister zu Delhi, einer der am stärksten verschmutzten Städte der Welt?

Moritz Leuenberger: Es gibt sicher viel zu tun. Aber die Tatsache, dass die Stadt diesen internationalen Gipfel organisiert, ist sehr positiv zu werten.

Ich war letztes Jahr auf dem Weltklimagipfel, an dem Indien seine Interessen sehr vehement verteidigt hat. Dass ein internationales Treffen zu diesen Themen nun in der indischen Hauptstadt organisiert wurde, ist ein starkes Zeichen.

Es ist auch ein Mittel, die Inder in ihrem eigenen Land zu sensibilisieren. Darum sind auch alle gekommen: Um die Chance zu packen, das politische und kommerzielle Denken des Landes zu bewegen.

swissinfo: Indien ist der drittgrösste Umweltsünder der Welt, nach den USA und China, doch insbesondere ein aufstrebendes Land, das sich nicht von Umweltfragen bremsen lassen will. Wie kann die politische Schweiz einen solchen Partner überzeugen?

M.L.: In den Ländern des Südens, in Indien und anderswo, gibt es Regierungen und Wirtschaftskreise, die Verhandlungen zum Klimawandel gegenüber abgeneigt sind.

Alles läuft daher über den internationalen Dialog. Gestern in Abu Dhabi, morgen in Kenia. Es ist sehr wichtig, sich zu bewegen, um die Leute zu überzeugen, dass eine neue Umweltpolitik nötig ist.

In der Schweiz haben wir das Glück, dank dem internationalen Genf hervorragende Beziehungen mit dem Rest der Welt zu pflegen. Wir sind privilegiert, und wir müssen diese Kontakte verantwortungsvoll einsetzen.

Wir haben auch professionelle Unterhändler, die sich permanent diesen Themen widmen. Die Schweiz ist da vergleichbar mit skandinavischen Ländern, die Verhandlungen nicht nur im eigenen Interesse angehen – um mehr zu exportieren oder Märkte zu öffnen -, sondern im Namen eines grösseren Ideals, im Namen der Menschheit, sozusagen. Ein Ideal, das sich auch im internationalen Roten Kreuz wiederfindet.

swissinfo: Welche Positionen werden Sie Ende Jahr in Kopenhagen vertreten?

M.L.: Zuallererst müssen sich die Staaten in der Schlussresolution auf konkrete Zielwerte festlegen in Bezug auf die Reduktion von Treibhausgasen. Das ist das Wichtigste. Dies müssen wir erreichen.

Dann geht es darum, die Finanzierung für Massnahmen gegen die Klimaerwärmung zu sichern. In dieser Frage gibt es zwei Philosophien: Die erste verlangt eine weitweite Steuer auf CO2-Emissionen. Sie wird von der Schweiz unterstützt.

Die andere Idee ist, die Anpassungen durch den Markt zu finanzieren, mit Hilfe von so genannten Emissions-Zertifikaten.

swissinfo: Aber Hand aufs Herz, bringen diese internationalen Treffen wirklich etwas?

M.L.: Als ich das erste Mal in Kyoto war, war ich fast etwas schockiert. Es war eine Folge von Reden, eine nach der andern. Und dann fragt man sich, was das bringt, weil man keine konkreten Resultate sieht.

Um aber die Notwendigkeit solcher Treffen zu verstehen, muss man den Vergleich mit einem nationalen Parlament ziehen. Das funktioniert genau gleich. Ein nationales Parlament ist euch ein Forum gegenüber der Öffentlichkeit.

Ein Politiker kommt immer aus einer Region, deren Wählerschaft er vertritt. Wenn er im Parlament spricht, macht er dies im Namen jener, die ihn gewählt haben. Eine Veranstaltung wie jene hier ist genau gleich: Ein Minister spricht nach dem andern, und so weiter.

Das ist wichtig, denn die Medien werden diese Ideen danach mitten in die Gesellschaft transportieren. Und in Indien, wo der Widerstand gegenüber jenen Themen, die dann in Kopenhagen debattiert werden, sehr gross ist, macht diese Art von Treffen wirklich Sinn. Sie kann Mentalitäten ändern. Man darf von dieser Art Treffen aber nicht bereits am Tag danach konkrete Resultate erwarten.

In Kopenhagen müssen wir einen Konsens finden: Alle Länder der Welt müssen sich der Regelung anschliessen. Und um dieses Resultat erreichen zu können, braucht es den Ideenaustausch von Mensch zu Mensch. Nur die Diskussion wird uns zur Einigkeit bringen.

swissinfo: Wie sieht die Entwicklungs-Zusammenarbeit mit Indien konkret aus?

M.L.: Ich kenne nicht alle Details unserer Kooperation. Mein Berater kann Ihnen da viel besser Auskunft geben (Leuenberger wendet sich zu seinem Nachbarn François Binder, Mitarbeiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in Indien).

François Binder: Konkret geht es darum, die Möglichkeiten der Landgemeinden im Kampf gegen den Klimawandel zu verstärken. Jede Klimaänderung ist negativ für die Bevölkerung – sei es mehr oder weniger Regen – , also helfen wir den Menschen, sich anzupassen.

Wir empfehlen ihnen etwa, ihre landwirtschaftliche Praxis zu ändern, neue Arten von Saatgut einzusetzen oder ihren Boden besser zu schützen.

Wir möchten Indien gerne helfen, die Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen. Das Ziel ist es, zu wissen, wie diese Änderungen funktionieren, und mit meteorologischen Stationen auf dem Land vielleicht voraussagen zu können, was geschehen wird.

Wir sind seit langer Zeit im Bundesstaat Maharashtra präsent, der Region um Bombay. Dort haben wir auf dem Niveau einzelner Dörfer, die Schweizer Gemeinden entsprechen, enge Beziehungen geknüpft.

Wir werden ebenfalls in Sikkim weiterarbeiten, einer Region im Himalaya, sowie in Kerala im Süden Indiens, wo das Klima tropisch ist. Das sind drei Regionen in verschiedenen Klimazonen, die uns erlauben, Klimamodelle auszuarbeiten, die dann anderswo auch angewendet werden können.

swissinfo-Interview: Miyuki Droz Aramaki, Delhi
(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub und Gaby Ochsenbein)

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Deza

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist die Agentur für internationale Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie ist Teil der Schweizer Behörden (Verwaltung) und zuständig für die Gesamtkoordination der Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit mit andern Bundesämtern sowie für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

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TERI: Der Nachhaltigkeits-Gipfel in Indien fand vom 4. bis 7. Februar 2009 in der indischen Hauptstadt Delhi statt. Das Treffen, an dem Führer aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft teilnahmen, wurde von der Nichtregierungs-Organisation TERI (The Energy and Resources Institute) organisisert. Es findet seit 2001 jedes Jahr statt.

Die diesjährige Ausgabe trug den Titel «Towards Copenhagen: an equitable and ethical approach». Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aufgefordert, in Delhi einen konstruktiven Dialog zu führen und dem Klima-Prozess neuen Schub zu verleihen – dies im Vorfeld der UNO-Weltklimakonferenz, die Ende 2009 in Kopenhagen stattfindet.

Die Unterzeichnerstaaten des Kyoto-Protokolls müssen in Kopenhagen ein Nachfolge-Abkommen finden, da das Koyoto-Protokoll Ende 2012 ausläuft.

Ist seit 1995 Mitglied der Landesregierung. Er ist zur Zeit der amtsälteste Bundesrat. 2001 sowie 2006 war er Bundespräsident.

Leuenberger wurde 1946 in Biel geboren. Seine politische Karriere begann er 1974 als Abgeordneter der Sozialdemokraten im Stadtzürcher Parlament.

Vor dem Nachhaltigkeitsgipfel in Delhi hatte der Umwelt- und Energieminister im Januar bereits am «World Future Energy Summit 2009» in Abu Dhabi in den Arabischen Emiraten teilgenommen.

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