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Ausstellung in Brasilien über Schweizer Einwanderer

Schweizer Auswanderer schiffen um 1920 im Hafen von Genua ein, um nach Brasilien zu ziehen.

Sie haben ein Leben in den Tropen jenem in der alpinen Heimat vorgezogen. In diesen Tagen ist ihre Geschichte Teil der Ausstellung "Schweizer in Brasilien", die bis am 2. November im "Memorial de l'Immigrant" in Sao Paulo gezeigt wird.

Die Ausstellung sei umfassend, weitsichtig geplant und lasse sich leicht transportieren, sagt Ana Maria da Costa Leitão Vieira, die Direktorin des «Memorials de l’Immigrant.

Die Ausstellung «Schweizer in Brasilien», die von der Schweizer Botschaft in Brasilien und vom Schweizer Konsulat in Sao Paulo als Wanderausstellung konzipiert wurde, wird auch in andern Stätten Brasiliens zu sehen sein.

Schweizer Schicksale

In der historische Recherche unter der Leitung des Konsulats sind Dokumente über die Schweizer Auswanderer von heute bis zurück ins 16. Jahrhundert analysiert worden.

Die Resultate dieser Studie haben zu einer ausgesprochen historischen Ausstellung geführt, die es – mit Hilfe ikonografischer Zeugenberichte – erlauben, diese Einwanderer-Gemeinschaft besser zu erfassen.

«Die Ausstellung erläutert die Geschichte durch Schilderung individueller Schicksale einzelner Schweizer, die sich in Brasilien niedergelassen haben. Sie versucht, der Schweizer Immigration in Brasilien ein Gesicht zu geben», sagt Claude Crottaz von der Schweizer Botschaft in Brasilien.

«Eigentlich müsste man sagen, dass sie verschiedene Gesichter zeigt, so verschieden waren nämlich die Lebensgeschichten der dargestellten Personen.»

Trotzdem gebe es gemeinsame Punkte: zum Beispiel die aussergewöhnliche Entschlossenheit zu siegen, und der Wille, die eigenen Kenntnisse in den Dienst der brasilianischen Gesellschaft zu stellen, in die sie sich ausgezeichnet integriert hätten, sagt Crottaz.

Schweizer Verbindungen

Im Rahmen dieser Ausstellung hat Präsenz Schweiz, eine Institution, die vom Bund mit der Image-Förderung der Schweiz im Ausland beauftragt wurde, das Programm «Schweizer Verbindungen mit Lateinamerika» lanciert.

Bis 2010 präsentiert das Programm die Geschichte von Immigranten, die eine wichtige kulturelle, ökonomische oder gesellschaftliche Rolle gespielt haben in Brasilien, Chile, Argentinien oder Mexiko.

Adolpho Lutz, zum Beispiel, der an der Kontrolle und Ausrottung von Epidemien wie Gelbfieber oder Cholera beteiligt war. Oder Robert Auguste Mange, der 1942 einen nationalen Service für eine industrielle Berufsbildung entwickelt hatte. Die Porträts dieser und vieler anderer Personen sind Teil der Ausstellung.

Schweizer Spuren

«Die Ausstellung zeichnet Porträts von Frauen und Männern, die Werte vermittelt haben, die wir mit der Schweiz verbinden: Qualität, Innovation oder die Sensibilität gegenüber andern Kulturen», sagt Claude Crottaz.

Die Ausstellung zeigt auch biografische Videos von Schweizern, die derzeit in Brasilien leben und in gewissen Kunstbereichen, zum Beispiel der Musik, Fotografie oder der plastischen Kunst, ihre Spuren hinterlassen haben.

Die Ausstellung und die Zeugenberichte bringen laut Claude Crottaz einen Pioniergeist zum Ausdruck, der für zahlreiche Schweizer Immigranten der Vergangenheit und der Gegenwart charakteristisch sei.

Egal, ob es sich um Unternehmer, Forscher, Künstler oder um Personen handle, die ihr Leben in den Dienst einer Sache legen.

Heloisa Broggiato, Sao Paulo, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler)

Die ersten dokumentierten Immigranten aus der Schweiz, 14 kalvinistische Missionare aus Genf, legten 1557 in der Bucht von Guanabara an.

Im 19. Jhd. haben sich weitere Gruppen von Schweizern im Land niedergelassen: Kolonien wurden in Nova Friburgo (Staat Rio) und in Indaiatuba (Sao Paulo) gegründet.

Einige Porträts von Personen, wie der Cellist Anton Walter Smetak, ehemaliger Partner des Sängers Gilberto Gil, oder Gérald Perret, Mitglied der Gesellschaft für Kulturkunst, wurden in die Ausstellung integriert als Persönlichkeiten der brasilianischen Gesellschaft.

Entdecken lassen sich aber auch abenteuerliche Lebensgeschichten wie jene des Schweizers Gerald Moss, der mit einem einmotorigen Flugzeug die Erde umrundet hat und der für die Erhaltung der Wasserqualität in verschiedenen Regionen Brasiliens kämpft.

In einem Verzeichnis findet man die Schweizer Fotografin Claudia Andujar, die ihre Arbeit den Yanomani-Indianern widmet.

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