Bernhardiner-Hunde können weiter bellen
Die Zukunft der Bernhardinerhunde auf dem Grossen St. Bernhard im Wallis ist gesichert. Die Stiftung "Barry" übernimmt die Zucht.
Ein ehemaliger Privatbankier stiftet zudem 4 Mio. Franken für ein Bernhardiner-Museum in Martigny.
Er gehört mit Lassie zu den berühmtesten Hunden der Welt: Barry, der Bernhardiner mit dem Schnaps-Fässchen um den Hals, der fast erfrorene Menschen aus Lawinen rettet.
Anfang Oktober hatten die Mönche vom Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard den Verkauf ihrer Bernhardinerzucht angekündigt. Diese Nachricht sorgte nicht nur bei Tierfreunden und in der Boulevardpresse für einen Aufschrei, sondern vermochte auch mehrere Mäzene zu mobilisieren.
«Barry»-Stiftung übernimmt Zucht
Sie wollen jetzt die Zucht und das Gehege im Hospiz erhalten sowie ein Museum bauen.
Am Donnerstag hat die Gönnergruppe vor den Medien in Martigny im Kanton Wallis verschiedene Abkommen unterzeichnet. An einzelnen Projekten sind auch die Stadt Martigny und der Gründer der Stiftung Gianadda, Léonard Gianadda, beteiligt.
Die Zucht der Bernhardinerhunde obliegt gemäss diesen Abkommen künftig der «Barry-Stiftung». Die Stiftung wird im kommenden Januar unter Federführung des Schweizerischen St.-Bernhards-Club und mit Geld einer Basler Künstlerin gegründet.
Die Stiftung kauft den Mönchen vom Grossen St. Bernhard die Zucht ab. Sie übernimmt aber auch die Zwingeranlage in Martigny, wo die Hunde den Winter verbringen.
Um ihren Betrieb künftig finanzieren zu können, will die Stiftung die öffentliche Hand um Unterstützung anfragen.
Lebendiges Museum
Die ebenfalls am Donnerstag gegründete Stiftung «Bernard et Caroline de Wattewile» ihrerseits hat sich zum Ziel gesetzt, in Martigny ein Bernhardiner-Museum einzurichten.
Auf einer Fläche von 700 Quadratmetern sollen die verschiedenen Facetten der Hunderasse und deren Geschichte gezeigt werden. Auch lebende Hunde werden zu sehen sein.
Bernard, oder: Nomen est Omen
Das Museum soll im Frühling 2006 im ehemaligen Zeughaus von Martigny eröffnet werden. Die Finanzierung wird voll und ganz vom Ehepaar de Wattewile übernommen, das einen Betrag von vier bis fünf Mio. Franken zugesichert hat.
Er wolle mit seinem Engagement die «Geschichte dieses symbolträchtigen Hundes» bewahren, sagte der ehemalige Genfer Privatbankier Bernard – nomen est omen – de Wattewile vor den Medien.
Auch die Stadt Martigny ist im Museumsprojekt involviert und steuert namentlich die Räumlichkeiten bei.
Mönche erleichert
Benoît Vouilloz, der Vorsteher des Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard, zeigte sich erleichtert über die gefundene Lösung für die Hundezucht.
Die vier verbliebenen Geistlichen auf dem Pass konnten die damit verbundene Arbeit nicht mehr bewältigen. Deshalb haben sie die Zucht verkaufen wollen.
Der Verkauf war jedoch an zwei Bedingungen geknüpft, die nun beide erfüllt werden: So wird die Zucht fortgesetzt und auf dem Grossen St. Bernhard gibt es auch in Zukunft Bernhardinerhunde. Diese locken jeden Sommer mehrere 10’000 Besucher an.
swissinfo und Agenturen
Die ersten Bernhardiner wurden wahrscheinlich zwischen 1660 und 1670 im Hospiz des Grossen St. Bernhard gehalten.
Sie dienten als Wachhunde und waren kleiner als die heutigen.
Auch trugen sie kein Fässchen mit Schnaps für die Erfrierenden. Dieser Gag wurde ihnen im 19. Jahrhundert angedichtet.
1815 kauften Engländer im Hospiz eine Hündin und einen Rüden.
Nach weiteren Reisen durch die Schweiz brachten sie Objekte nach England.
1862 fand in Birmingham eine Ausstellung statt, an der einige der Nachfahren dieser Hunde das erste Mal offiziell als «St. Bernhards-Hunde» bezeichnet wurden.
Bisher hatten sie «Mastiffs» oder «Barry-Hunde» geheissen.
Der Zwinger mit den Bernhardinern zieht jeden Sommer fast 60’000 Touristen an.
Die Legenden, die sich um den Bernhardinerhund ranken, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren.
Damals rettete Lawinenhund «Barry» mehr als 40 Menschen vor dem Bergtod.
Heute werden in der Schweiz jährlich rund 100 Bernhardiner-Welpen geboren.
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