Einstein in Beromünster
"Rauschen im Radio, Wissenschaft im Rausch". So heisst die neu eröffnete Freiluft-Ausstellung in Beromünster.
Der Open-Air-Radioweg führt vom Dorf an insgesamt sieben Hörstationen vorbei bis zum Sendeturm.
Kurz nach der Kirche in Beromünster steht der erste Kasten. Er sieht aus wie ein altes Radio, ein Knopf für Start, einer für die Lautstärke. Die Musik schwingt sich auf, die Technik hebt ab.
Die erste Station der neu eröffneten Freiluft-Ausstellung «Beromünster: Rauschen im Radio, Wissenschaft im Rausch» ist der Luftfahrt gewidmet.
Radio und Wissenschaft
«Es war ein wildes Jahrzehnt», sagt eine Stimme aus dem Kasten. Die 20er-Jahre waren nicht nur eine Zeit der gesellschaftlichen Veränderungen, auch in Wissenschaft, Medizin und Technik zeichneten sich bahnbrechende Entwicklungen ab.
Charles Lindbergh überflog den Atlantik, Albert Einstein erhielt den Nobelpreis für Physik. Und auch das Radio ist ein Kind dieser Zeit.
Revolution des Denkens
Sieben Stationen erzählen von Entwicklungen aus Technik, Medizin oder Naturwissenschaft, die in den 20er-Jahren begannen, sich bis heute auswirken und unser Leben nach wie vor beeinflussen.
Eben der Aufschwung der Luftfahrt zum Beispiel, die Entdeckung des Insulins oder die Revolution des physikalischen Denkens, ohne die wohl keine der modernen Technologien möglich wäre.
Die andere Radiowanderung
Manche Stimmen aus den Kästen klingen vertraut: Caspar Selg etwa vom «Echo der Zeit» auf Schweizer Radio DRS oder Rainer Zur Linde. Doch wer hat schon einmal die Stimme von Albert Einstein gehört?
Mark Livingston, der Wissenschaftsredaktor vom Schweizer Radio DRS, ist in den Archiven vom Schweizer Radio fündig geworden. Er hat die Hörstücke getextet und zusammengestellt. Dabei war es ihm ein Anliegen, dass sie für alle verständlich sind, nicht zuletzt auch für Schülerinnen und Schüler.
Leichte Wanderung
Der Open-Air-Radioweg beginnt bei der Post Beromünster und führt auf einem gut begehbaren und ausgeschilderten Weg bis hinauf zum Sendeturm, ein Höhenunterschied von circa 160 Metern.
Die letzte Station liegt bei der öffentlichen Feuerstelle auf dem Wasserreservoir in einiger Entfernung vom ehemaligen Landessender. Die Sicht reicht vom Jura bis zu den Innerschweizer Bergen, eine gute Position für einen Radiosender.
Landes-Sender Beromünster
Der ehemalige Landes-Sender ist, wenn nicht welt-, so doch europaweit bekannt. In den Kriegsjahren lauschten im benachbarten Ausland viele, oft heimlich, den unabhängigeren Informationen aus der Schweiz.
Seit den 90er-Jahren wird von hier aus nur noch die «Musigwälle 531» verbreitet, ein Spartenradio mit vorwiegend volkstümlicher Musik. Im Jahr 2008 wird endgültig Schluss sein.
Was danach mit dem Sendeturm geschieht, ist noch nicht klar. Heimatschützer möchten ihn als Denkmal von nationaler Bedeutung erhalten.
Die Goldenen 20er
Die Ausstellung «Beromünster: Rauschen im Radio, Wissenschaft im Rausch» ist Teil des Projektes «Die Goldenen 20er-Jahre» der Albert Koechlin Stiftung Luzern. Dieses Kulturprojekt will im Mai in der Innerschweiz den Geist der «Goldenen Zwanziger» wieder aufleben lassen, eine Zeit des Aufbruchs und des Umbruchs, nicht nur in der Wissenschaft.
27 Produktionen – Theaterstücke, Konzerte, Filme, Ausstellungen und ein Buch – sollen an die goldenen und weniger goldenen Aspekte dieser Zeit erinnern. Im Gegensatz zu den anderen Projekten wird die Radiowanderung aber nicht nur im Mai, sondern bis Ende Oktober zugänglich sein.
swissinfo, Antoinette Schwab
Ausgangspunkt des Open-Air-Radioweges ist die Post in Beromünster. Von da aus ist der Weg ausgeschildert.
Hinauf spaziert man in rund 45 Minuten, zurück, leicht bergab, in 30 Minuten.
Dazu kommen 45 Hörminuten.
Verpflegung in einer Besenbeiz am Weg möglich; vis-à-vis des Sendeturms am Ende des Weges besteht zudem eine öffentliche Feuerstelle.
Die Freiluft-Ausstellung «Beromünster: Rauschen im Radio, Wissenschaft im Rausch» ist bis Ende Oktober geöffnet, jederzeit zugänglich und gratis.
Sieben Hörstationen geben Einblick in wissenschaftliche und technische Errungenschaften der 20er Jahre, die sich bis heute auswirken.
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