Magischer Garten auf den Brissago-Inseln
Auf den Brissago-Inseln am Lago Maggiore gibt es im Rahmen des 60-Jahre-Jubiläums und der Woche der botanischen Gärten nicht nur Blumen und Palmen zu bewundern, sondern es stehen auch Konzerte und eine Foto-Ausstellung auf dem Programm.
Der Botanische Garten des Kantons Tessin auf den Brissago-Inseln, der dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, ist einzigartig: Es ist der einzige, der sich auf einer Insel befindet. Dank dem speziellen Mikroklima können hier exotische Pflanzen ganz ohne Gewächshäuser kultiviert werden.
Der Park auf der Insel hat etwas Surreales: Die üppige Vegetation mit rund 1700 verschiedenen subtropischen Pflanzenarten gedeiht inmitten des Lago Maggiore, dahinter erheben sich die Südalpen.
Die majestätischen Berge halten die kalten Nordwinde ab, während der See im Sommer die Wärme speichert und diese im Winter abgibt. Dies verhindere grosse Temperaturschwankungen, auf den Brissago-Inseln gebe es kaum Eistage, sagt Guido Maspoli, der Direktor des Botanischen Gartens auf den Brissago-Inseln.
Der Besucher findet sich in einer fremdländisch anmutenden Landschaft wieder. «Wenn man mit dem Schiff auf den Inseln ankommt, kann man den Alltag hinter sich lassen und in die Oase der Ruhe eintauchen», schwärmt Maspoli, der den Besuchern deshalb rät, ihr Handy auszuschalten.
Hegen und pflegen
Ein Spaziergang durch den botanischen Garten führt durch alle Kontinente: Hier finden sich Pflanzen aus dem Mittelmeerraum, aus Amerika, Australien, Südafrika und dem Fernen Osten. Hinter all der Pflanzenpracht steckt eine sorgfältige Auswahl und viel Arbeit. So ein Park verlange von den Gärtnern grosses Fachwissen, sagt Maspoli, der selbst Biologe ist.
«Würde man den Garten sich selbst überlassen, würden schnell Krankheiten und Parasiten auftauchen», so Maspoli. Er weiss wovon er spricht: Sein Team und er mussten den Gemeinen Hallimasch (Armillaria mellea) bekämpfen, einem Pilz, dem im Park Dutzende von Pflanzen zum Opfer fielen.
Natur und Kultur
Zum 60. Geburtstag werden im Garten mit dem hochwertigen Pflanzen- und Baumbestand auf den Brissago-Inseln, in den alljährlich rund 100’000 Personen pilgern, verschiedene kulturelle Anlässe geboten. So etwa die Fotoausstellung «Von den Saint Leger zum Botanischen Garten», welche die Geschichte des Parks von 1885 bis 1949 aufzeigt, ein Jahr bevor er öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Errichtet wurde er schon früher. Im Jahre 1885 erwarben Richard und Antoinette Fleming St. Leger die Brissago-Inseln, die dazumals von einheimischen Pflanzen überwuchert waren. Das Paar stellte das Haus instand und verwandelte die Wildnis in einen subtropischen Garten.
Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte die schwer verschuldete Antoinette St. Leger die Inseln an den deutsch-jüdischen Warenhausmillionär Max Emden, der eine neue Villa errichtete, die bis heute besteht.
In der Fotoausstellung sticht die Diskrepanz zwischen der armen Bevölkerung auf dem «Festland» und dem exklusiven Leben der Insel-Besitzer ins Auge.
Er habe grosse Anerkennung für die Baronin, die den botanischen Garten angelegt hat, so Maspoli. Er ist auch Max Emden dankbar, dass er die Struktur des Gartens aufrechterhielt.
Musik und Poesie
Der Botanische Garten des Kantons Tessin kann zwar weder mit der Baronin Antoinette St. Leger, die regelmässig renommierte Künstler einlud, noch mit Max Emden, der im Besitz einer grossen Kunstsammlung war, konkurrieren.
Im Rahmen des 60. Geburtstags organisiert der botanische Garten jedoch verschiedene Musikmatineen.
In der Woche der botanischen Gärten wird zudem ein literarischer Parcours mit Bezug auf das Thema Biodiversität durchgeführt. «Eine Person landet auf einer unbekannten Insel, nachdem sie unbekannte Pflanzen gegessen hat, erleidet sie eine schreckliche Verwandlung», heisst es etwa auf einem Schild. Doch dieses Schreckenszenario mag der Magie der Insel nichts anzuhaben.
Sonia Fenazzi, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Italienischen: Corinne Buchser)
Vom 19. bis 27. Juni bieten 22 botanische Gärten in der Schweiz verschiedene Veranstaltungen
zum Thema Biodiversität.
Während neun Tagen werden in den Gärten über 80 Veranstaltungen durchgeführt:
Ausstellungen, Workshops, Führungen, Konzerte und Vorträge.
Die Erben des verstorbenen deutschen Kaufhausmillionärs Max Emden verkauften die Brissago-Inseln 1949 dem Kanton Tessin, den Gemeinden Ascona, Brissago, Ronco sowie dem Schweizer Heimatschutz und der Naturschutzbund (heute Pro Natura).
Der botanische Garten wurde 1950 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Unter dem Titel «Der Kaufhaus-König und die Schöne im Tessin» ist kürzlich die erste Biografie über Max Emden, den letzten Besitzer der Brissago-Inseln, erschienen. Das Buch von Francesco Welti (Verlag Huber Frauenfeld/Stuttgart/Wien) lüftet auch das Geheimnis der jungen Schönen an der Seite des Multimillionärs.
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