Militärdrama: Suche nach Vermissten geht weiter
Der Militärunfall auf der Kander hat am Donnerstag bei Wimmis im Kanton Bern höchstwahrscheinlich fünf Todesopfer und fünf Verletzte gefordert. Die Armee bezeichnet die Chancen, dass die zwei Vermissten noch lebend gefunden werden als sehr gering.
Der Bootsunfall ereignete sich am späten Vormittag. Die betroffenen Armeeangehörigen einer Lufttransport-Sicherungskompanie befanden sich im Wiederholungskurs (WK).
Die beim Militärunfall verletzten fünf Personen sind ausser Lebensgefahr, wie die Armee am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Spiez bekannt gab. Einer der fünf Verletzten werde derzeit gerade wegen eines Kieferbruchs operiert.
Zum genauen Unfallhergang machte die Armee keine Angaben. Nach neusten Erkenntnissen befanden sich insgesamt zehn Personen auf zwei Booten. Bei den Betroffenen handelt es sich um Angehörige der Lufttransportabteilung 3 (LT Abt 3).
Homebase ist der Militärflugplatz Alpnach. Die Lufttransport-Sicherungskompanie 3 (LT Si Kp 3) hat ihren Standort in Wimmis. Ihr Auftrag ist es, den Militärflugplatz Alpnach und Tagesstandorte der LT Abt 3 zu sichern.
Die Kameraden der Verunglückten werden durch ein Care Team betreut. Warum die Militärangehörigen auf der Kander unterwegs waren, konnte Korpskommandant Walter Knutti nicht sagen. Es sei nicht «das tägliche Brot» dieser Einheit. Zum Sinn der Übung machte Knutti keine Angaben.
Gefährlicher Flussabschnitt
Anwohner sagten gegenüber swissinfo, dass der Wasserstand im Fluss sehr hoch war. Ausserdem sei das betroffene Teilstück der Kander gefährlich zu befahren. Otto von Allmen von der Kantonspolizei sagte, dass dieser Flussabschnitt für kommerzielle Bootsfahrten immer geschlossen sei.
Der Alarm ging kurz nach 11 Uhr bei der Kantonspolizei Bern ein. Sofort wurden Rettungsmassnahmen eingeleitet. Die Suche nach den Vermissten läuft auf Hochtouren. Derzeit sind rund 80 Personen unter anderem mit Suchhunden und Wärmebildkameras im Einsatz.
Das Gebiet wird mit einem Superpuma mit Wärmebildkamera an Bord überflogen. Abgesucht werden rund sieben bis zehn Kilometer bis und mit dem Kanderdelta im Thunersee. Auch ein Taucher ist im Einsatz.
Schmid sagt Auslandreise ab
Verteidigungsminister Samuel Schmid sagte seine Teilnahme an einem Treffen in Brüssel am Donnerstag kurzfristig ab und trat in Spiez vor die Medien.
Dort zeigte er sich vom Bootsunglück erschüttert. Im Namen des Bundesrates bekundete er den Angehörigen der Verstorbenen, Verletzten und Vermissten seine Anteilnahme.
Schmid zitierte aus dem Kirchenlied «Mitten im Leben sind wird vom Tod umfangen». Nach dem Lawinenunglück im Jungfrau-Gebiet vor einem Jahr, das sechs Armeeangehörige in den Tod gerissen hatte, sei die Armee erneut von einem schweren Unfall betroffen.
Er bedaure dies zutiefst, sagte Schmid. Die Militärjustiz werde die Umstände so rasch wie möglich erhellen. Schmid wünschte den Verletzten baldige Genesung, und er dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz.
Den Angehörigen, Freunden und Dienstkameraden, die um die Verstorbenen trauerten und um die Vermissten bangten, wünschte Schmid Mut, Kraft und Zuversicht.
swissinfo und Agenturen
Am 12. November 1997 sterben beim Absturz eines Pilatus-Porters bei Boltigen im Kanton Bern alle fünf Insassen.
Am 25. Mai 2001 werden beim Absturz eines Alouette-III-Helikopters der Luftwaffe nahe bei Delsberg alle vier Insassen getötet.
Am 12. Oktober 2001 sterben die vier Insassen beim Absturz eines Armeehelikopters vom Typ Alouette III oberhalb von Crans-Montana im Wallis.
Am 12. Juli 2007 werden sechs Armeeangehörige beim Aufstieg zum Jungfraugipfel im Berner Oberland von einem Schneebrett in den Tod gerissen.
Am 23. Januar 2008 stürzt ein Rekrut in Winterthur von einem Armeefahrzeug auf die Autobahn und stirbt.
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