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Schleier des 58. Filmfestivals Locarno gelüftet

Geht nach fünf Jahren: Festival-Direktorin Irene Bignardi. Keystone

15 Filme, einer davon aus der Schweiz, gehen ins Rennen um den Goldenen Leoparden am Filmfestival Locarno, das vom 3. bis 13. August statt findet.

Das Bundesamt für Kultur (BAK) unterstützt den Anlass weiter: Mit 3,6 Mio. Franken über die kommenden drei Jahre.

Locarno ist das grösste Filmfestival der Schweiz und ein wichtiger Eintrag in der eidgenössischen Kulturagenda. Nach fünf Jahren verabschiedet sich Festival-Direktorin Irene Bignardi von Locarno.

“Dieses Jahr bin ich stolz, weil wir eine straffe Auswahl präsentieren. Jedes Werk ist, wie es Orson Welles ausdrückte, entweder schön oder nützlich.”

Mit 15 Filmen im Wettbewerb und 13 Filmen auf der Piazza Grande sind die beiden Hauptsektionen des Festivals diesmal schlanker als in den Vorjahren. Zwölf Beiträge im Wettbewerb und zwei auf der Piazza sind Uraufführungen.

Mit 13 vertretenen Filmnationen, darunter sieben europäischen sowie Libanon, Indien, Iran, Japan, Kanada und den USA ausserhalb Europas, ist der Wettbewerb breit gefächert. Erstmals ist, ausser Konkurrenz, ein Dokumentarfilm im Wettbewerb zu sehen. Prominentester Beitrag im Wettbewerb dürfte “Nine Lives” mit Glenn Close und Holly Hunter sein.

Ära geht zu Ende

Das diesjährige Festival ist nicht nur für Irene Bignardi, die im Juni ihren Rücktritt erklärt hatte, das letzte Festival, sondern auch für ihre Vizedirektorin Teresa Cavina, wie diese in Bern sagte.

“Ein Zyklus von fünf Jahren geht mit dieser 58. Ausgabe zu Ende”, sagte Festival-Präsident Marco Solari. “Mit Irene verliere ich eine Freundin. Mit Teresa eine Komplizin. Ich bin heute traurig, aber alles hat einen Anfang und ein Ende. Vor allem geht das Festival gestärkt aus der Ära Bignardi – Cavina hervor.”

Die Nachfolge an der Spitze des Festivals soll zum Schluss des Anlasses Mitte August bekannt gegeben werden.

Schweiz stark vertreten

Schweizer Filme sind in fast allen Sektionen des Festivals vertreten. “Wir sehen eine positive Entwicklung im Schweizer Filmwesen”, sagte Micha Schiwow, Direktor von Swiss Films. “Wir erhalten immer mehr Filme. Und immer mehr gute Filme.”

Im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden ist “Snow White” des Zürcher Filmschaffenden Samir. Auch der Schweizer Dokumentarfilm ist am Festival stark vertreten: So mit “Chere Jacqueline”, einem Porträt über die Doyenne des Schweizer Kinos, Jacqueline Veuve, der Filmerin Dominiqe de Rivaz. Christian Frei wandelt mit “The Giant Buddhas” auf den Spuren der Buddha-Statuen in Afghanistan. Daniel Schweizer setzt sich in “White Terror” mit den internationalen Verflechtungen der Neonazi-Szene auseinander.

Orson Welles in der Retrospektive

Der Regisseur Wim Wenders tritt mit seinem Wettbewerbsbeitrag von Cannes, “Don’t Come Knocking”, auch in Locarno an. Der Deutsche war in Cannes leer ausgegangen. In Locarno erwartet ihn die Auszeichnung mit einem Ehrenleoparden. Ein solcher wird auch an den iranischen Regisseur Abbas Kiarostami und den Engländer Terry Gilliam gehen.

Die diesjährige Retrospektive ist Orson Welles gewidmet. Der vor 20 Jahren verstorbene Welles wird sowohl als Regisseur (etwa von “Citizen Kane”, “The Lady from Shanghai” oder “Touch of Evil”) wie als Schauspieler (etwa in “The Third Man”) vorgestellt.

Bund spricht 3,6 Millionen

Das Bundesamt für Kultur (BAK) hat seine Leistungsvereinbarung in der Höhe von 3,6 Mio. Franken für die nächsten drei Jahre mit dem Filmfestival Locarno erneuert, wie das BAK am Dienstag bekannt gab. Diese 1,2 Mio. Franken pro Jahr machen 12% des Festivalbudgets aus.

Diese hohe finanzielle Beteiligung sei ein klares Zeichen für die Bedeutung, die das BAK dem Festival beimesse. Locarno gehöre zu den wichtigsten Kulturveranstaltungen der Schweiz.

Zugleich gab das BAK bekannt, dass Bundesrat Pascal Couchepin, BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin und der neugewählte Filmchef Nicolas Bideau am ersten Wochenende in Locarno anwesend sein werden.

swissinfo und Agenturen

Das 58. Filmfestival von Locarno dauert vom 3. bis am 13. August.

14 Filme laufen auf der Piazza Grande, 15 im Wettbewerb.

Die Regisseure Terry Gilliam (GB), Abbas Kiarostami (Iran) und Wim Wenders (Deutschland) erhalten einen Ehrenleoparden.

Der Schauspieler John Malkovich (USA) und Kameramann Vittorio Storaro (I) erhalten ebenfalls Auszeichnungen für ihr Schaffen.

Nach zwei Jahren mit thematischen Retrospektiven findet Locarno zurück zur monographischen Retrospektive – diesmal mit dem Werk von Orson Welles.

Das Festival endet mit dem bekannten Film “Nashville”, den Robert Altmann vor 30 Jahren drehte.

Die Festival-Direktorin Irene Bignardi tritt nach fünf Jahren zurück. Ihre Nachfolge wird am Ende des Festivals bekannt gegeben.

Der Bund unterstützt das Festival in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 3,6 Mio. Franken.

Der neue Filmchef des Bundesamts für Kultur (BAK) wird in Locarno präsent sein. Der 36-jährige Ex-Diplomat Nicolas Bideau tritt seinen neuen Posten im Oktober an.

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