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Schweizer Spielfilm: Eugen ist im Kasten

Die vier Berner Lausbuben Eugen, Eduard, Wrigley und Bäschteli (von rechts) machen sich im Postauto auf zur grossen Sause. Keystone

Vor kurzem wurde die Verfilmung des Schweizer Kinderbuchklassikers "Mein Name ist Eugen" abgeschlossen. Es ist die Geschichte von vier "Bärner Giele" (Buben), die in den 60er-Jahren freche Streiche spielten.

Der Film von Michael Steiner kommt im Februar 2005 in die Schweizer Kinos.

Nach 50 Drehtagen wurden am vergangenen Wochenende bei Zürich die Dreharbeiten zum neuen Schweizer Film «Mein Name ist Eugen» abgeschlossen. Die Grossproduktion mit einem Budget von 5,2 Mio. Franken soll im Februar 2005 in die Kinos kommen.

«Mein Name ist Eugen» ist neben Johanna Spyris «Heidi» das wohl bekannteste Schweizer Kinderbuch. Geschrieben hat es vor 50 Jahren der Berner Pfarrer Klaus Schädelin, der eigene Erfahrungen sowie Erzählungen von Kindern und Jugendlichen zu einer episodenhaften Geschichte zusammenfasste.

Die Sammlung von Streichen und Abenteuern, beschrieben aus der Sicht des «Bärner Giels» Eugen, wurde zum Schweizer Kultbuch der heranwachsenden Generation nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ging über 200’000 Mal über den Ladentisch und verkauft sich auch heute noch gut.

Alte Tradition fortführen

«Wir wollen an die verloren gegangene Tradition des Schweizer Spielfilms der 50er- und 60er-Jahre anknüpfen», sagt Drehbuchautor und Regisseur Michael Steiner. Er hatte 1996 am Filmfestival Locarno mit seinem Low-Budget-Erstling «Nacht der Gaukler» von sich reden gemacht. Partner war schon damals Pascal Walder, der jetzt die Kamera führte.

Eine Art Heimatfilm

Steiner bezeichnet «Mein Name ist Eugen» als «eine Art Heimatfilm», der aber vor allem auch «eine Komödie mit viel Action» sei. Die Geschichte wurde ins Jahr 1964 verlegt. «Wir zeigen die Schweiz in den Sechzigern, eine romantisch-verträumte Schweiz», so Steiner. Die 50er-Jahre kamen aus Budgetgründen nicht in Frage.

Lausbubenstreiche

«Mein Name ist Eugen» ist die Geschichte von vier befreundeten Jungs. Eugen wächst in der Altstadt von Bern auf. Sein bester Freund ist Wrigley, der so heisst, weil er immer die gleichnamigen Kaugummis kaut.

Dazu gesellen sich der kräftige, geistig aber etwas träge Eduard und der aus gutem Hause stammende Bäschteli.

Die vier Klassenkameraden, die allzu oft der Schule fern bleiben, treiben ihre Eltern mit immer neuen Bubenstreichen zur Verzweiflung, etwa indem sie das Gebiss eines Lehrers im Wald vergraben, mit einem Lötkolben Geldstücke erhitzen, damit sich die Leute die Finger daran verbrennen, oder im Museum einen Ritterhelm anziehen.

Gotthard-«Krokodil»

Eugen und Wrigley überspannen jedoch den Bogen und müssen abhauen. Sie fahren mit ihren Fahrrädern Richtung Zürich, nehmen dann als blinde Passagiere einen Zug, der sie jedoch nicht nach Zürich zu Fritzli Bühler, dem «König der Lausbuben», sondern durch den Gotthard ins Tessin bringt.

Zum Einsatz kommt dabei eine historische Eisenbahn-Komposition mit einem «Krokodil» an der Spitze, der 126 Tonnen schweren legendären Gotthardlokomotive, die ab 1919 im Einsatz war.

Schweizer Film-Prominenz

Gedreht wurde diese Sequenz bei den berühmten Kehrtunneln bei Wassen. Der Film, mit Auftakt in der Berner Altstadt, endet mit einem klassischen Showdown in Zürich.

Neben den vier Hauptfiguren spielt in dem Dialektfilm so ziemlich die gesamte Schweizer Film- und Fernsehprominenz mit, darunter Mike Müller, Patrick Frey, Sabina Schneebeli, Stefan Gubser, Stephanie Glaser, Norbert Schwientek, Max Rüdlinger und Viktor Giacobbo. Und die Rolle des Lausbubenkönigs spielt Beat Schlatter.

Kommerzielle Gelder

Der Film ist in mehrfacher Hinsicht aussergewöhnlich: Es ist ein Jugendfilm, ein Genre, das es im Schweizer Film so gut wie nicht gibt; es ist eine Literaturverfilmung, die ebenfalls eine Ausnahme darstellt; und es ist eine reine Schweizer Produktion. Für eine solche liegt die Budget-Obergrenze sonst bei etwa zwei Mio. Franken.

«Mein Name ist Eugen» kostet jedoch über fünf Mio. Franken. Produzent Andi Huber von der 1997 gegründeten Kontraproduktion AG in Zürich hat über eine Million kommerzielle Gelder gefunden, was für einen Schweizer Film einen Rekord darstellt.

Dazu kommen Subventionen sowie Gelder von SF DRS, dem Teleclub, dem Kino- und dem Videoverleih.

swissinfo und Beat Glur, sda

Eugen-Autor Klaus Schädelin (1918-1987) war Berner und lebte in derselben Altstadtgasse wie seine Helden Eugen und Wrigley.
Schädelin studierte Theologie und war Pfarrer.
16 Jahre lang gehörte er der Berner Stadtregierung an.
Zusammen mit dem Berner Chansonnier Mani Matter war Schädelin Gründer der Partei «Junges Bern».
Eugen blieb sein einziges Buch.

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