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Seltene Eintracht in Kunst und Leben

Christo und Jeanne-Claude vor ihrer Schirm-Dokumentation im Centre PasquArt. swissinfo.ch

Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude gewährt im Bieler Centre PasquArt einen spannenden Einblick in seine Vergangenheit und Zukunft.

Es stellt seine Schweizer Projekte vor, eine interessante Dokumentation über sein berühmtes Schirmprojekt und die «Gates» für den New Yorker Central Park im Jahr 2005.

Das Centre PasquArt in Biel präsentiert in seinen gesamten Räumlichkeiten, auf 1600 m2 Ausstellungsfläche, eine umfangreiche Ausstellung der Kunst-Superstars Christo und Jeanne-Claude. Zugleich wird die erste Publikation der Schweizer Projekte des US-Künstlerpaars präsentiert.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Teile:

Zum ersten Mal werden alle mit der Schweiz in Zusammenhang stehenden Projekte vereint.

Die Ausstellung des Schirmprojektes «The Umbrellas, Japan-USA» zeigt erstmals in einem Museum das wohl grösste realisierte Projekt der Künstler auf zwei Kontinenten.

Eine Werkauswahl von «The Gates» erlaubt Einblicke in das nächste Projekt für den New Yorker Central Park, das Anfang 2005 realisiert wird.

Ein unzertrennliches Paar

Christo und Jeanne-Claude sind ein unzertrennliches Paar. Die Verhüllungskünstler und Gestalter von phantastischen Installationen leben und arbeiten gemeinsam – seit 40 Jahren.

Bei der Präsentation der Ausstellung wurden die beiden ihrem Image der Unzertrennlichkeit total gerecht. Stockte Christo bei seinen Erklärungen, beendete Jeanne-Claude den begonnenen Satz und umgekehrt. Auch Fotografieren und Filmen lassen sich die beiden nur gemeinsam.

Und doch herrscht eine Art Arbeitsteilung. Christo ist eher der Tüftler, der Bastler. Jeanne-Claude ist die Organisatorin, die Person, die schaut, dass der Karren läuft. Sie entscheiden jedoch alles gemeinsam, sowohl im künstlerischen Bereich wie auch bei Organisationsfragen.

Mit der Schweiz verbunden

Unter dem Titel «Swiss Projects 1968-1998» zeigt die Ausstellung eine Auswahl von Zeichnungen, Modellen, Collagen und Fotografien der Schweizer Projekte des Künstlerpaars.

Zur Schweiz haben die beiden eine besondere Beziehung. Christo lebte kurze Zeit in Genf und Jeanne-Claude verbrachte vier Jahre ihrer Kindheit in der Schweiz. Sie ging in Freiburg zur Schule.

Hierzulande bekannt sind Christos Verhüllung der Kunsthalle Bern 1968 und die verhüllten Bäume in Riehen 1998.

Die Verhüllung des Genfers Jet d’Eau in den siebziger Jahren kam nicht über das Projekt-Stadium hinaus. Die Genfer liessen damals nicht zu, dass ihr Wahrzeichen, gemeinsam mit der Statue von General Dufour und den Reformatoren, verhüllt wurde. Viele zweifelten auch, ob die Verhüllung der Wasserfontäne technisch überhaupt machbar wäre.

Christos Kommentar: «Nichts ist unmöglich!» Für ihn gibt es keine unlösbaren Probleme. «Manche sind halt schwieriger zu lösen, es sind mechanische Herausforderungen.»

Keine Kunst für die Ewigkeit

«Einmal im Leben und dann nie wieder!» So definieren Jeanne-Claude und Christo ihr künstlerisches Credo. Sie wollen nicht Kunst für die Ewigkeit produzieren. Wichtig ist ihnen der Moment. Deshalb sind ihre Projekte temporär. Sie bestehen ein paar Stunden, Tage, Wochen. Zu ihren Werken soll man sagen: «Es war einmal…»

Den grössten Raum der Ausstellung in Biel nimmt die Werkzusammenstellung «The Umbrellas, Japan-USA» ein. Sie zeigt die Geschichte und Verwirklichung des Aufsehen erregenden Schirm-Projektes.

Viele Exponate, darunter auch Original-Schirme, Bilder, Zeichnungen und Modelle, lassen das 1991 verwirklichte Projekt aufleben und vermitteln einen Eindruck von der monumentalen Grösse und den Schwierigkeiten, die zur Verwirklichung umschifft werden mussten.

«The Gates, Project for Central Park, New York» wird im Februar 2005 realisiert. 7500 Tore (je 4,87 m hoch) werden 37 km ausgewählte Fusswege im Central Park säumen. Freihängende Gewebebahnen schweben vom horizontalen Rohr des Tores auf 2,13 Meter herab. Das temporäre Kunstwerk wird 16 Tage bestehen. Danach werden die Tore wieder entfernt und die Materialien recycled.

Finanzielle Unabhängigkeit

«Wir wollen die totale Freiheit!» proklamiert Jeanne-Claude. Aus diesem Grund verzichten die beiden auf Sponsoring. Das Geld für ihre Projekte kommt aus dem Verkauf von früheren Arbeiten zusammen und aus Fotos und Objekten vergangener Projekte.

Christo freut sich heute darüber, dass er früher nicht so erfolgreich war. Er lagert seine früheren Werke ein und kann diese heute zu besseren Preisen als in der Vergangenheit verkaufen.

«Wir sind aber keine reichen Leute», sagt Jeanne-Claude. «Wir leben noch in derselben Wohnung wie vor 40 Jahren – ohne Lift.» Der überwiegende Teil der Einnahmen wird in neue Projekte investiert.

Jedes Projekt wie ein eigenes Kind

«Jedes unserer Projekte ist für uns wie ein Kind. Es lebt in unseren Herzen weiter», erklärt Jeanne-Claude. «Bis jetzt haben wir rund 40 Projekte realisieren können. 37 Werke warten noch auf ihre Verwirklichung oder sind endgültig abgeschrieben.»

Kunst müsse keinen Sinn machen, sie genüge sich selbst, meint Jeanne-Claude weiter. Der Bestand der Installationen spiele keine Rolle. Es seien einmalige Ereignisse.

«Wir haben noch nie zweimal dasselbe Projekt realisiert. Wir haben ein Regierungsgebäude verhüllt (den Berliner Reichstag), wir haben einmal Bäume verhüllt (in der Fondation Beyeler in Basel). Und einmal haben wir eine Brücke verhüllt (Pont Neuf in Paris). Wir schauen gerne zurück in der Erinnerung, bei der Arbeit aber schauen wir nur vorwärts!», sagt Christo.

swissinfo, Etienne Strebel in Biel

Christo und Jeanne-Claude
Kunsthaus Centre PasquArt in Biel
Swiss Projects 1968-1998
The Umbrellas, Japan-USA, 1984-1991
The Gates, Project for Central Park, New York City
Ausstellungsdauer: 29.8.04 – 7.11.04

Das Centre PasquArt in Biel präsentiert eine umfangreiche Ausstellung von Christo und Jeanne-Claude. Weiter wird die erste Publikation zu den Werken des Künstlerpaars zu den Schweizer Projekten veröffentlicht.

Swiss Projects 1969-1998 ist eine Auswahl von Zeichnungen, Modellen, Collagen und Fotografien von Projekten zur Schweiz.

The Umbrellas zeigt die Verwirklichung des Schirm-Projektes auf zwei Kontinenten.

The Gates bietet wenige Monate vor der Realisierung Einblick in das Projekt, das 7500 Tore in den New Yorker Central Park stellen wird.

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