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US-Wahlkampf in der Schweiz

Bob Gebhardt leitete die Lugano die Republicans Abroad Veranstaltung. swissinfo.ch

Die europäischen "Republicans Abroad" haben sich am Wochenende in Lugano für ihr Jahrestreffen versammelt. Sie werben für das Ticket McCain/Palin. Auch die Gegenseite, die Anhänger des demokratischen Kandidaten Obama, sind in der Schweiz bereits aktiv geworden.

Das Jahrestreffen der «Auslandsrepublikaner» (RA) findet im Fünf-Stern-Hotel Splendide Royal von Lugano statt – dem ersten Hause am Platz. Nicht ganz zufällig. Früher war hier bereits George Bush senior zu Gast.

«Ich mag dieses Hotel und komme seit dem Besuch Bushs immer hierher», sagt Bob Gebhard, Präsident der Republikaner in der Schweiz und Chairman der Veranstaltung.

Wer Horden von kreischenden Parteifans wie bei einer amerikanischen Convention erwartet, wird enttäuscht. Nur gerade zwei Dutzend Personen finden sich am Eröffnungsnachmittag im kahlen Konferenzsaal des Hotels ein, Personen mittleren und fortgeschrittenen Alters. Einige Studenten des amerikanischen Franklin College von Lugano besuchen als Gäste die Vorträge.

Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Buchautor Jack Caravelli referiert zu nuklearer Unsicherheit und der Bedrohung durch Schurkenstaaten und Terroristen. Der Anwalt Ed Flaherty folgt mit einem Vortrag zum Thema «Der Teufel trägt einen Blauhelm – warum die UNO reformiert oder ersetzt werden muss».

Parteiarbeit im kleinen Kreis

Erst am heutigen Samstag geht es um den eigentlichen Wahlkampf der Republikaner in den USA, um einen Bericht zur laufenden Kampagne und ihrer Finanzierung sowie die einzelnen Rapports aus den europäischen Ländern. «Wir haben immer offene Diskussionen zu Sachthemen und dann einen spezifischen internen Teil zur Parteiarbeit», sagt Bob Gebhard.

Die Beteiligung wird indes auch heute kaum mehr als 40 Personen erreichen, die aus ganz Europa kommen, aber auch aus Singapur. «Ich bin schon seit den Zeiten von Ronald Reagen eine feurige Republikanerin», sagt Marie Christin Guerin aus Paris im Gespräch während der Kaffeepause. Sie lebte früher in Washington und wird auch wieder in die USA zurückkehren.

Auch Jeff Daniels, der seit 12 Jahren im Tessin lebt und jetzt am Empfangstisch sitzt, ist mit Haut und Haaren Republikaner. «Aber es ist hart, in der Schweiz ein Republikaner zu sein», lacht er. Denn die Sympathien – das ist bekannt – gelten in der Schweiz wie in ganz Europa mehrheitlich Obama.

«Ich bin trotzdem überzeugt, dass das Ticket McCain/Palin die beste Wahl für die USA und die ganze Welt ist», meint Jeff. In Sachthemen hätten sie die Nase vorne.

Veteranenminister als Lockvogel

Francesco Pallazzuoli ist von der schwachen Beteiligung nicht enttäuscht. Er findet es wichtig, für die Wahlen in den USA zu sensibilisieren. «Immer mehr Amerikaner leben ausserhalb der USA, deshalb haben diese Auslandsvertretungen der Parteien und das Votum der Auslandsamerikaner immer grössere Bedeutung», sagt er.

Zum Galadinner am Abend hält der ehemalige Minister für Veteranen der Regierung von George W. Bush, James Nicholson, eine Rede. Er ist ein Republikaner alter Schule. Die Begrüssungsworte spricht hingegen Fulvio Pelli, der Schweizer Präsident der freisinnig-demokratischen Partei (FDP).

Fundraising ist bei diesem Anlass nicht vorgesehen. «Das ist nicht unserer Aufgabe, aber wir sagen natürlich, wie Leute, die spenden wollen, dies tun können», präzisiert Gebhard.

Fundraising mit Hollywood

Dies machten die Demokraten anders. Anfang September kamen an einem Gala-Dinner in Genf dank der Anwesenheit des amerikanischen Hollywood-Schauspielers George Clooney für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama 900’000 Dollar an Wahlkampfspenden zusammen.

«Mein Freund Charles Adam bot uns Republikanern eine ähnliche Veranstaltung in Genf an», sagt Bob Gebhard. Doch man habe schliesslich darauf verzichtet.

Immerhin kommt es vor den Wahlen noch zu einem direkten Aufeinandertreffen von Vertretern der beiden grossen US-Parteien in der Schweiz. Am 22. Oktober diskutieren Mark Nedlin, Koordinator der Republikaner in Zürich, sowie Jennifer Giroux von den Demokraten in der Universität Zürich zum wichtigen Urnengang in den USA.

swissinfo, Gerhard Lob, Lugano

Die 56. Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wird am 4. November 2008 stattfinden.

Bei der Wahl werden Wahlmänner für das Electoral College bestimmt, und der Kandidat, der eine Mehrheit von mindestens 270 Stimmen im Wahlmännerkollegium erhält, wird der 44. Präsident der USA.

Sollte keiner der Kandidaten eine Mehrheit erreichen, wird der Präsident vom Repräsentantenhaus gewählt.

John McCain, Senator aus Arizona, kämpft als Republikaner um die Nachfolge von George W. Bush, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf.

Für die Demokraten tritt Barack Obama, Senator aus Illinois, an. Weitere Kandidaten von kleineren Parteien haben wegen des Wahlsystems in den USA keinerlei Chancen auf einen Erfolg.

Der Leiter der US-Bundeswahlbehörde FEC, Michael Toner, geht davon aus, dass die Präsidentschaftswahl 2008 die teuerste in der Geschichte der USA sein wird.

Toner gab an, dass sich die gesamten Ausgaben auf mehr als 1 Mrd. US-Dollar belaufen werden. Die Parteien betreiben auch in Europa aktives Fundraising.

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