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Zürich erklärt sich der Westschweiz

Christian Huber in Lausanne. Keystone

Swiss, Flughafen und Konsequenzen aus dem abgelehnten Staatsvertrag: Dem Kanton Zürich geht es schlecht. Nun wirbt der Regierungspräsident persönlich in der Romandie um Verständnis.

Geplant ist ein «längerfristiger Diskurs».

Begonnen hatte die Aktion vor zwei Wochen: Im Namen der Zürcher Kantonsregierung griff Regierungspräsident Christian Huber in die Tasten und schrieb einen offenen Brief an die Westschweizer Medien.

Darin erklärte er, er glaube eine gewisse Schadenfreude gegenüber dem «Goldküsten»-Zürich und seiner Probleme mit dem Flughafen auszumachen.

Doch nicht nur schriftlich warben die Zürcher um Verständnis. Am Montag reiste Huber persönlich nach Lausanne und traf sich mit Medienvertretern.

«Ich rufe nicht um Hilfe und verlange auch kein Mitleid», sagte der Zürcher Regierungspräsident vor rund 20 Medienschaffenden, die einer Einladung von «Le Matin»-Chefredaktor Peter Rothenbühler zu einem Rundtisch-Gespräch gefolgt waren. Huber warb erneut um Verständnis für die Flughafen-Problematik.

Ziel der ganzen Aktionen ist es, längerfristig einen Diskurs in Gang zu bringen, wie die Zürcher Regierungssprecherin betont hatte.

«Wir sind alle Zürcher»

Huber erinnerte daran, dass ein Niedergang des Zürcher Flughafens fatale Folgen für die ganze Schweiz mit sich ziehen könnte. In einem gewissen Sinn «sind wir alle Zürcher», sagte Huber.

Steige sein Kanton in die zweite Liga ab, bekämen dies alle zu spüren, betonte der Zürcher Finanzdirektor in Anspielung auf die 300 Mio. Franken, die Zürich jährlich in den Finanzausgleich zwischen den Kantonen zahlt.

Der Markt werde entscheiden, ob der Flughafen Zürich als Hub eine Zukunft habe. Für die Zürcher Regierung stehe der Erhalt des Flughafens zuoberst auf der Prioritätenliste.

Spezielle Aktion

Dass das Verhältnis der restlichen Schweiz zu Zürich – zur einzigen Metropole der Schweiz, wie verschiedene Zürcher immer wieder betonen – nicht unverkrampft ist, zeigte sich bereits an vielen Beispielen. So wirbt Zürich Tourismus beispielsweise für Zürich als «Downtown Switzerland».

«Die Zürcher Arroganz ist nicht nur ein leeres Wort», schrieb die Genfer Zeitung «Le Temps» im Vorfeld des Treffens mit Huber. Und es ist wohl kein Zufall, entzündete sich die Debatte rund um den Flugverkehr.

Knackpunkt Flugverkehr

Denn bereits vor Jahren war eine grosse Welle der Entrüstung durch die Romandie gegangen, als sich die damalige Swissair in grossem Massstab von Genf-Cointrin zurückgezogen hatte.

Die Ironie der Geschichte: Während Zürich nun unter der Reduktion der Swiss leidet, geht es dem Flughafen Genf auch im internationalen Vergleich gut. Es bestehen keine Abhängigkeiten mehr von nur einem grossen Anbieter, verschiedene Billig-Airlines sprangen in die Lücke.

Frühenglisch-Nachwehen

Den Anti-Zürich-Reflex genährt hatte in der Romandie auch der Frühenglisch-Entscheid der Zürcher Regierung. Der Entscheid gegen eine Landessprache als erster Fremdsprache sei womöglich schlecht kommuniziert worden, räumte Huber ein.

«Ziel ist, dass am Ende der Schulpflicht in beiden Sprachen das gleiche Niveau erreicht wird», betonte Huber.

Billett-Automaten und fehlendes Wissen

Die anwesenden Journalisten kamen auf verschiedene Kritikpunkte an Zürich zu sprechen. So beklagte einer die für Nichteingeweihte unverständlichen Billettautomaten der Zürcher Verkehrsbetriebe.

Für Kopfschütteln sorgte die Idee des «Espace romand» am Zürcher Flughafen. «Ab morgen liegen dort alle Westschweizer Zeitungen auf», versprach Huber und zählte dabei aus Versehen auch das Sonntagsblatt «Dimanche.ch» auf. Nur: Das Blatt ist seit Mitte Juni eingestellt.

Der Zürcher Regierungspräsident stellte sich den Journalistenfragen übrigens in französischer Sprache, wobei er sich für sein nicht immer sattelfestes Französisch entschuldigte.

Englisch sprechen wollte Huber nicht: «Das wäre eine Provokation», sagte Huber, der es überdies vermied, im Zusammenhang mit dem Flughafen in Kloten den Namen «Unique» zu gebrauchen.

swissinfo und Agenturen

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