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2005: Weniger Geldwäscherei-Alarm

Weniger Meldungen über dubiose Geschäfte. swissinfo.ch

In der Schweiz hat die Zahl der Meldungen wegen Verdachts auf Geldwäscherei im letzten Jahr erneut abgenommen. Ausschlaggebend waren mehrere Gründe.

Angestiegen sind hingegen Hinweise auf Finanzierung von Terrorismus-Aktivitäten, wie die Meldestelle für Geldwäscherei mitteilte.

Für die Meldestelle für Geldwäscherei sind die letztjährigen Zahlen ein mögliches Zeichen, dass Massnahmen gegen Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung zu greifen beginnen.

Gleiche Tendenzen gebe es auch in Statistiken von ausländischen Meldestellen, teilte die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) am Donnerstag bei der Präsentation ihres Jahresberichts mit.

Die Zahl der Verdachtsmeldungen sank 2005 um gut 11% auf 729. Weniger Meldungen als im Vorjahr kamen aus fast allen meldepflichtigen Branchen. 2004 war erstmals seit der Gründung der MROS vor nunmehr acht Jahren ein Rückgang um 4,9% registriert worden.

Knapp 700 Millionen gesperrt

Die Summe der im Zusammenhang mit Geldwäscherei-Verdacht gesperrten Vermögen belief sich auf 680 (Vorjahr: 779) Millionen. 504 Meldungen leitete die MROS an die Strafverfolgungsbehörden weiter. Dies entspricht einem Anteil von 69% (2004: 75% oder 623 Meldungen).

Grund für den Rückgang war laut der Meldestelle die tiefe Weiterleitungsquote in der Sparte Zahlungsverkehr, wo mit 348 (391) die meisten Meldungen anfielen. Bei diesen Geschäften gebe es nur wenige Erkenntnisse über die Kunden und deren Geschäftsbeziehungen.

Graubereich kleinere Überweiser

85% der Meldungen kamen von Geldüberweisern (Money Transmittern), und von diesen Meldungen wiederum über vier Fünftel von einem einzigen grossen Anbieter. Die restlichen stammten von 8 weiteren. Registriert sind über 200 Money Transmitter.

Dies lasse Fragen offen, wie es bei der MROS hiess. Die Meldestelle vermutet, dass kleinere Anbieter die von den Grossen verschärften Bedingungen weniger streng handhaben.

Zürich an der Spitze

Im Bankensektor wurde zum ersten Mal seit der Gründung der Meldestelle vor acht Jahren ein Rückgang der Verdachtsmeldungen festgestellt. 293 Meldungen gingen ein, 13,8% oder 47 weniger als 2004. Hier wurden 91% an die Strafverfolgungs-Behörden weitergeleitet.

52% aller Meldungen kamen vom Finanzplatz Zürich. Es folgten die Grenzkantone Genf (16%) Tessin (8%) und Basel-Stadt (7%).

Fast verdoppelt

Im Zusammenhang mit mutmasslicher Terrorismusfinanzierung gingen letztes Jahr 20 Verdachtsmeldungen ein, während es im Vorjahr noch 11 gewesen waren. Betroffen waren Vermögenswerte von gegen 46 (2004: 0,9) Mio. Franken.

18 Meldungen wurden den Justizbehörden weitergegeben, 6 Verfahren mit Vermögenswerten von insgesamt rund 10 Millionen wurden eingestellt.

swissinfo und Agenturen

Die meisten Meldungen (348) betrafen den Zahlungsverkehr (2004: 391).
293 Meldungen fielen auf den Bankensektor (-13,8%).
20 Verdachtsmeldungen gingen wegen mutmasslicher Terrorismusfinanzierung ein (2004: 11).

Die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) des Bundesamts für Polizei (fedpol) ist das Schweizer Zentralorgan gegen die Geldwäscherei.

Sie spielt eine wichtige Rolle zwischen Finanzintermediären und den Strafverfolgungs-Behörden.

Die MROS erhält und analysiert Verdachtsmeldungen im Zusammenhang mit der Geldwäscherei.

Das Büro veröffentlicht jährlich eine Statistik über die Entwicklung des Kampfs gegen Geldwäscherei, organisierte Kriminalität und Terrorismus-Finanzierung in der Schweiz.

Die MROS ist nicht eine Polizei-Behörde, sondern eine administrative Einheit mit Spezialaufgaben.

Die Geldwäscherei ist in der Schweiz seit dem 1. Januar 1998 verboten. 2003 hat die Eidgenössische Bankenkommission strengere Normen eingeführt.

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