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Adamow droht in USA hohe Gefängnisstrafe

Wird Jewgeni Adamow von der Schweiz an die USA ausgeliefert, droht ihm dort eine 60-jährige Haftsstrafe. Keystone

Die USA haben gegen Jewgeni Adamow, der letzten Montag in Bern festgenommen worden war, offiziell Anklage erhoben – wegen Betrug und Geldwäscherei.

Dem früheren russischen Atomminister drohen bis zu 60 Jahre Gefängnis und eine Busse von 1,75 Mio. Dollar (2 Mio. Fr.).

Adamow soll internationale Gelder für die Sicherheit russischer Atomkraftwerke abgezweigt haben. Die Anklageschrift des zuständigen Staatsanwaltes in Pittsburgh in den USA spricht von Betrug, Hehlerei, Geldwäscherei und Steuerflucht. Die Deliktsumme soll 9 Mio. Dollar betragen.

Nebst dem 66-jährigen Adamow wurde auch sein mutmasslicher Komplize Mark Kaushansky angeklagt. Dieser war früher Atomingenieur beim US-Konzern Westinghouse. Ihm drohen bis zu 180 Jahre Haft.

Besuch aus der Botschaft

Adamow sitzt zurzeit in Bern in Auslieferungshaft. Einer vereinfachten Auslieferung widersetzte er sich am vergangenen Mittwoch. Die USA haben nun 60 Tage Zeit für ein formelles Auslieferungsgesuch an die Schweiz.

Adamow wurde am Freitag im Gefängnis in Bern von offiziellen Vertretern Russlands besucht. «Er sagt, er sei unschuldig und die Haft eine Provokation», sagte der Sprecher der russischen Botschaft in Bern auf Anfrage. Das russische Aussenministerium in Moskau sicherte Adamow konsularischen Schutz zu.

Auf private Konten umgeleitet

Nach der Anklageschrift wird den beiden Männern vorgeworfen, «zwischen 1993 und 2003 mehr als 9 Mio. Dollar in Transaktionen oder zwischenstaatlichen Geschäften abgezweigt, gewaschen und nicht versteuert zu haben».

Sie sollen mehr als 15 Mio. Dollar – von den USA und anderen Ländern für die Sicherheit russischer Atomkraftwerke zur Verfügung gestellt – auf Konten von Firmen in den US-Bundesstaaten Pennsylvania und Delaware angelegt haben.

Davon habe Adamow dann 9 Mio. Dollar abgezweigt und auf private Konten der Firmen Omeka Ltd. und Aglosky International transferiert. Die Unternehmen unterhielten Konten in den USA, Monaco und in Frankreich. Die Anklage verlangt nun, dass die Erträge auf den Konten in Monaco eingezogen werden.

Nach Angaben von Adamows Anwalt, Lanny Breuer in Washington, hat Adamow zugegeben, das Geld auf privaten Konten angelegt zu haben. Allerdings habe Adamow das vorgesehene Geld zur Sicherung der russischen AKW dann von eigenen Konten in Russland an die Wissenschafter ausbezahlt.

Russische Praxis?

Laut Breuer ist dies gängige Praxis in Russland, um «überhöhte Steuern und organisierte Kriminalität» zu vermeiden. Adamow habe die US-Ermittler aufgefordert, nach Russland zu gehen, um zu bestätigen, dass die Gelder wie vorgesehen verwendet worden seien. Dies hätten die USA aber abgelehnt, sagte Breuer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Adamow war 1998 vom damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin als Minister eingesetzt und 2001 von dessen Nachfolger Wladimir Putin wieder entlassen worden.

swissinfo und Agenturen

Adamow war am letzten Montag auf Ersuchen der USA in Bern verhaftet worden.

Er besuchte seine seit 1992 in der Schweiz lebende Tochter.

Am Mittwoch hat er sich der vereinfachten Auslieferung an die USA widersetzt.

1998 von Boris Jelzin eingesetzt, wurde Adamow 2001 von Wladimir Putin wegen Korruptionsvorwürfen entlassen.

Adamow wurde bekannt als oberster Verantwortlicher für die Aufräumarbeiten nach der Reaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl.

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