Calmy-Rey als innerkoreanische Botin
Die Bereitschaft der Schweiz, zwischen den beiden Korea zu vermitteln, ist am Freitag auch von China positiv aufgenommen worden.
Am Donnerstag hatte die schweizerische Aussenministerin dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun drei Nachrichten aus Nordkorea überbracht.
Sogar in Genf selbst könnte eine neue Gesprächsrunde stattfinden, sagte Chinas Aussenminister Li Zhaoxing am Freitag nach einem Treffen mit Bundesrätin Calmy-Rey in Peking. Auch China begrüsst das Schweizer Angebot der Guten Dienste in der Nordkorea-Krise. Die zehntägige Asienreise von Calmy-Rey ist mit dieser Kurzvisite in China zu Ende gegangen.
Am Donnerstag in Seoul nach dem Gespräch mit dem Staatschef hatte Calmy-Rey gesagt:»Präsident Roh hat die Rolle der Schweiz als Botin zwischen dem Norden und dem Süden mit Zufriedenheit zur Kenntnis genommen. Wir sprachen sehr offen.»
Und dieser meinte: «Ihr Grenzübertritt in Panmunjom ist für mich ein Zeichen für eine Öffnung hin zum Frieden.»
Das halbstündige Treffen fand im Büro des Präsidenten statt. Es war auch das offizielle Ende des dreitägigen Korea-Besuchs.
Drei Mitteilungen
Während dem Treffen hatte Calmy-Rey Präsident Roh drei Mitteilungen gemacht, welche die Beziehungen der beiden Länder betreffen.
Die erste Mitteilung sei ihr Grenzübertritt von Nord- nach Südkorea, über die am schwersten bewachte Grenze der Welt.
«Dass Pjöngjang unserer Delegation diesen Schritt erlaubt hat, ist ein Zeichen für sich», sagte sie gegenüber swissinfo.
«Die Nordkoreaner mussten die auf der Gegenseite stationierten amerikanischen Streitkräfte anfragen, und das hatte symbolischen Charakter.»
Calmy-Rey hatte am Dienstag als erste Nicht-Koreanerin die Grenze in der vier Kilometer breiten «Demilitarisierten Zone» zwischen Nord- und Südkorea überschritten.
Gute Dienste angeboten
Die zweite Mitteilung: «Nordkorea verfolgt weiterhin das Ziel, mit Südkorea einen Staatenbund zu schliessen.»
«Und drittens wünscht sich Pjöngjang Gespräche mit den USA. Der Ball liegt nun bei ihnen (den USA).»
Die Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA sind seit der Wiederaufnahme des nordkoreanischen Atomprogramms äusserst gespannt. Die USA verlangen von Pjöngjang eine explizite Erklärung, dass das nukleare Programm aufgegeben werde.
Calmy-Rey hat den beiden Korea ausserdem die guten Dienste der Schweiz angeboten. Diese Vermittlungsdienste gehören zu den traditionellen Instrumenten der schweizerischen Aussen- und Neutralitätspolitik.
Die Schweiz wolle jedoch nicht eine aktive Rolle übernehmen, sondern vielmehr als Vermittler agieren.
«Möglich wären die Übermittlung von Botschaften, die Erleichterung von offiziellen Kontakten im Rahmen internationaler Treffen oder die Ausbildung von Experten durch die Schweiz» sagte Calmy-Rey.
Zahlreiche Differenzen
Dass die Differenzen zwischen dem Norden und dem Süden zahlreich sind, musste am Donnerstag auch die Schweizer Delegation erfahren. So wurden Gespräche über Wirtschaftsprojekte der beiden Koreas kurzfristig abgesagt.
«Es gibt klare Zeichen, die nicht alle in die gleiche Richtung zeigen», sagte Calmy-Rey. Daneben seien aber auch Tendenzen einer gegenseitigen Öffnung feststellbar.
Auf bilateraler Ebene unterstrichen die Schweiz und Südkorea anlässlich des Besuchs der Bundesrätin ihr gutes Einvernehmen.
Nach ihrem Besuch in Südkorea wird Calmy-Rey am Freitag in Peking erwartet, der letzten Station auf ihrer Asienreise. Dort will sie mit dem chinesischen Premierminister zusammentreffen.
swissinfo und Juliet Linley, Seoul
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
Bevölkerung Nordkorea: über 22 Mio.
Bevölkerung Südkorea: über 48 Mio.
Handelsbeziehungen Schweiz-Südkorea 2002: 1,6 Mrd. Fr.
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