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Die Schattenseiten des Pokerspiels in der Schweiz

Pokerrunde
Poker ist ein zweischneidiges Spiel. Auf der einen Seite steht ein anregender Moment mit verlockenden Gewinnen. Keystone / Gaetan Bally

Die Schweiz bietet heute einen riesigen Spielplatz für Poker, im Vergleich zu vor einigen Jahren eine deutliche Veränderung. Ob zum Vergnügen oder als Beruf, die Spielerinnen und Spieler sehen darin das Versprechen auf hohe Gewinne, aber auch das Risiko, alles zu verlieren. Eine Situation, die den Veranstaltenden gefällt.

Poker ist ein Spiel mit zwei Seiten. Einerseits der Nervenkitzel mit verlockenden Gewinnen. Auf der anderen Seite das Risiko, mit einer einzigen Handbewegung das ganze Geld zu verspielen.

Karim Gozhlani, einer der wenigen professionellen Pokerspielerinnen und -spieler in der Westschweiz, kennt diese Regel auswendig. Durchschnittlich drei- bis viermal pro Woche setzt er 1000 Franken bei Online-Turnieren. Und das ohne Einkommensgarantie.

«Die Realität eines Turnierpokerspielers ist, dass man meistens verliert», sagte er kürzlich in der Sendung «Basik» des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS. Auf die Frage, wo die Schweiz in Sachen Poker im internationalen Vergleich stehe, antwortete er: «Wir hinken noch hinterher, aber wir sind auf dem richtigen Weg.»

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Das aktuelle Angebot zum Pokerspielen in der Schweiz ist weitaus vielfältiger als noch vor einigen Jahren. Keystone / Steffen Schmidt

Ein Angebot im Wandel

Das Pokerangebot in der Schweiz ist heute viel grösser als noch vor einigen Jahren. 2010 wurden Pokerturniere ausserhalb von Casinos gesetzlich verboten.

Die revidierte Fassung des Geldspielgesetzes liess sie jedoch bis 2019 wieder zu. Eine willkommene Veränderung für die Pokerräume.

«Sie haben sich sehr demokratisiert, es haben viele eröffnet. Im Moment vielleicht ein bisschen zu viele. Es gibt viel Konkurrenz», sagt Charly Mauron, Direktor von Fripoker, einem der Pionierräume in der Westschweiz.

200 Franken pro Turnier oder maximal 300 Franken pro Tag

In diesen kleinen Strukturen ist der Einsatz auf 200 Franken pro Turnier und maximal 300 Franken pro Tag beschränkt. Es gibt aber auch Gerüchte, dass mancherorts im Versteckten gespielt wird.

«Wenn man bei einem illegalen Spiel in einem Keller landet, geht man nicht zur Polizei und sagt, man sei bei einem illegalen Spiel bestohlen worden. Das ist etwas komplizierter», sagt Mauron.

Ein Mann
Im Jahr 2022 wurden schätzungsweise 5000 kleine Turniere in lizenzierten Lokalen in der Schweiz veranstaltet. Keystone / Steffen Schmidt

Für Verstösse gegen das Geldspielgesetz ist die Eidgenössische Spielbankenkommission in Bern zuständig. Im Januar 2024 waren 33 Verwaltungsstrafverfahren im Zusammenhang mit Poker hängig.

Diese Behörde, die für die Aufsicht über die Casinos und die grossen Turniere zuständig ist, wird nur auf Anzeige hin tätig.

Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz schätzungsweise 5000 kleine Turniere in bewilligten Betrieben durchgeführt. Die Gesamteinsätze belaufen sich auf 50 Millionen Franken. Schätzungen über die Einnahmenverluste, die der Schweiz durch illegales Pokerspiel entstehen, liegen nicht vor.

Hohe Gewinne in den Casinos

In den Casinos können die Gewinne beim Poker noch grösser sein. Im Casino von Montreux findet eine Etappe der «Swiss Poker Series» statt. Für die Teilnahme bezahlen alle Teilnehmenden 500 Franken.

Je mehr Menschen mitmachen, desto höher ist der Jackpot. Während fünf Tagen spielen über 450 Spielerinnen und Spieler in Turnieren um einen Preispool von rund 200’000 Franken.

Das Konzept des «Turniermarathons» entstand im vergangenen Jahr auf Initiative von Daniel Duthon. «Seit mehr als zehn Jahren habe ich alle grossen Marken, alle grossen Veranstalter weltweit, in Frankreich oder in Europa kontaktiert und ihnen gesagt, dass sie in die Schweiz kommen und ein Turnier organisieren sollen, weil wir hier nichts haben», erzählt er.

«Aber wir haben immer die gleiche Antwort erhalten: Die Schweiz ist kompliziert. Wir haben nicht die gleichen Steuern, nicht die gleichen Spiele wie in Europa.»

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«Geld ist nicht unbedingt ein Selbstzweck, aber es muss schon etwas auf dem Spiel stehen. Ich sitze gerne am Tisch, hantiere mit Chips und Karten und sehe meine Freunde. Aber ich gewinne auch gerne», sagt David Galiange. Keystone / Gaetan Bally

Durch die Zusammenarbeit mit einer Turnierveranstalterin konnte der in der Schweiz bekannte Pokerfan schliesslich doch noch Spiele herholen.

Es gibt auch kostenlose Turniere

Doch beim Poker geht es nicht nur ums Geld. Mit rund siebzig Partnern in der Schweiz und in Frankreich bietet «Infinite Player» auch kostenlose Turniere an.

«Geld ist nicht unbedingt ein Selbstzweck, aber es muss schon etwas auf dem Spiel stehen. Ich sitze gerne am Tisch, hantiere mit Chips und Karten und sehe meine Freunde. Aber ich gewinne auch gerne», sagt der Gründer David Galiange. Beim Pokern braucht es immer ein bisschen Salz in der Suppe, um die Lust am Spiel zu steigern.

Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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