Die Schweiz fördert Polizistinnen in Afghanistan
Das Schweizer Aussenministerium hat 1,3 Mio. Franken eingesetzt, um für die afghanische Polizei Hunderte von Frauen zu rekrutieren.
Das unter dem UNO-Entwicklungs-Programm (UNDP) laufende Projekt ist Teil der Bemühungen, Gesetz und Ordnung im Land wieder herzustellen.
«Die grösste Herausforderung besteht darin, Frauen zu finden, die bereit sind, bei der Landespolizei mitzumachen und sicherzustellen, dass sie willkommen sind und nicht schikaniert werden», sagt Jean-Marc Clavel gegenüber swissinfo.
Clavel, Chef des Afghanistan-Programms der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), sagt, die Mittel für dieses Projekt seien Anfang dieses Monats freigegeben worden. Er beschreibt es als das grösste seiner Art.
Das Geld wird eingesetzt, damit Polizeibeamtinnen über das ganze Land verteilt eingesetzt werden können, wie in der Hauptstadt Kabul, in Mazar-e-Sharif, Jalalabad, Herat und Kandahar. Dort sollen auch weibliche Polizeieinheiten gebildet werden.
Die ersten sieben für die afghanische Polizei rekrutierten Frauen haben vor zwei Jahren einen Vertrag für eine Grundausbildung unterzeichnet. Während der streng islamistischen Taliban-Regierung, von 1996 bis 2001, war es Frauen verboten, einer Arbeit nachzugehen oder eine Schule zu besuchen.
Die UNDP hat 2002 eine Stiftung zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Afghanistan (Lofta) gegründet. Ziel ist, die Ausbildung eines professionellen Polizeikorps, welches sich loyal zur Regierung verhält und Vertrauen für die Bevölkerung ausstrahlt.
Zurzeit arbeiten rund 200 Frauen bei der afghanischen Polizei. Polizistinnen erhalten das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen. Das Trainings-Programm informiert die Rekrutinnen auch über die Rechte der Frauen sowie über konstitutionelle und internationale Menschenrechts-Konventionen.
Gehaltszahlungen
Neben der Rekrutierung konzentriert sich die Lofta auf die Beschaffung von Ausrüstung (ohne tödlich wirkende Waffen), die Wiederherstellung der Büroinfrastrukturen und Lohnzahlungen. Gemäss der UNDP untergraben fehlende Gehaltszahlungen die Glaubwürdigkeit der Polizeikräfte.
Die DEZA unterstützte die Lofta 2004 zum ersten Mal. Die 1,2 Mio. Franken wurden damals für die Entwicklung eines elektronischen Lohnlistensystems eingesetzt. Jetzt, wo sich dieses System in einer Testphase befindet, hat die Schweiz ihre Unterstützung auf 50’000 Franken verringert.
Im Jahr 2005 finanzierte die Schweiz via DEZA humanitäre Hilfsmittel und Entwicklungs-Zusammenarbeit im Betrag von rund 18 Mio. Franken.
Verschlechterung der Situation
Die neue Polizeiausbildung geht einher mit der blutigsten Gewaltperiode, die Afghanistan seit dem Sturz der Taliban-Regierung 2001 erlebt. Über 800 Menschen, die meisten Militante, wurden seit Mai, vor allem in den früheren Taliban-Hochburgen im Süden, getötet.
Die Gewalt hat die Anstrengungen, die verarmte Region zu entwickeln, zurückgeworfen.
swissinfo
Die DEZA unterstützte 2005 mit 17,82 Mio. Franken Hilfsprojekte in Afghanistan.
Sie fokussierte sich dabei auf verschiedene Bereiche wie:
Gute Regierungsführung
Landwirtschaftliche Entwicklung
Koordinierende Unterstützung
Rückkehr von Flüchtlingen und Verschleppten
Ernährungs-Sicherheit
Wasserversorgung und Hygieneprogramme
Die DEZA verpflichtet sich, die Bedürfnisse und Anliegen von Frauen und Männern in gleicher Weise zu berücksichtigen. Dies in ihren Programmen, ihrer Organisation und beim Personal.
Die Grundlage für den Einbezug der Geschlechter-Gleichheit wurde 1993 formuliert. 2003 wurde sie aktualisiert und dient heute als Grundlage für die Integration von Geschlechter-Gleichheit in allen Programmen und Projekten der DEZA
Parallel dazu hat die DEZA 1997 eine Politik für die Förderung und Chancengleichheit der Frauen eingeführt und machte deren Durchsetzung zu einer Aufgabe der Direktion.
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