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England zerstörte die Schweizer Träume

Der doppelte Torschütze Wayne Rooney (l.) gegen den Schweizer Bernt Haas. Keystone

Das Schweizer Nationalteam musste gegen ein starkes englisches Team eine ernüchternde 0:3-Niederlage hinnehmen.

Die Schweizer dominierten teilweise, waren aber ineffizient. Die Tore erzielten Wayne Rooney (23./75.) und Steven Gerrard (82.).

Die Engländer machten von Beginn an wenig fürs Spiel, kamen aber mit ihrem ersten ernsthaften Angriff dank Unachtsamkeiten in der Schweizer Abwehr zur Führung: Michael Owen konnte unbedrängt auf Everton-Stürmer Wayne Rooney flanken, der per Kopf aus kurzer Distanz traf und sich mit 18 Jahren und 7 Monaten als jüngster Torschütze in der EM-Geschichte verewigte. Ärgerlich auch das 0:2: Ein Pfostenschuss Rooneys prallte von Stiels Rücken ins Tor.

Die Schweizer schlugen aus ihrer Überlegenheit (5:0 Corners!) kein Kapital und erarbeiteten sich auch keine wirklich erstklassigen Torchancen. Positive fielen der schwungvolle Auftritt des FCZ-Spielers Daniel Gygax auf, der nach der Pause für Stéphane Chapuisat eingewechselt wurde, sowie der Umstand, dass Johan Vonlanthen nach 83 Minuten (anstelle von Hakan Yakin) sein Nationalmannschafts-Debüt gab. Von nun an wird er im Nationaldress nur noch für die Schweiz spielen können.

Mangelnde Offensivkraft

Verteidiger Patrick Müller meinte nach dem Spiel: «Wir haben gut gespielt. Die Differenz zwischen England und der Schweiz erklärt sich wahrscheinlich aus der unterschiedlichen Erfahrung.»

Nationalcoach Köbi Kuhn war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht ganz zufrieden und sagte ein wenig resigniert: «Unser Offensivpotenzial ist einfach zu gering, um ein solches Team wie England zu bezwingen. Ich wünschte mir einen solchen Spieler wie Wayne Rooney. Er ist ein phantastischer Stürmer. Es ist eine Freude, ihm zuzuschauen; selbst, wenn er beim Gegner spielt.»

Der Mittelfeld-Spieler Fabio Celestini erklärte nach dem Spiel gegenüber swissinfo: «Wir hatten mit einem Tornado gerechnet, doch dann überliessen uns die Engländer das Spiel für eine Weile. Wir hatten einige Torchancen, die wir nicht zu nutzen wussten. Und auf diesem Niveau kriegst Du keine zweite Chance.»

Schweizer wieder in Unterzahl

Als die endgültige Entscheidung im wenig berauschenden Match fiel, waren die Schweizer erneut wie im Startspiel gegen Kroatien in Unterzahl. Bernt Haas sah nach einer Stunde nach dem zweiten Foul innert elf Minuten Gelb-Rot. Der Griff des russischen Refs Valentin Iwanow in seine Brusttasche war zwar hart, aber vertretbar. Zu Zehnt und bei dieser Hitze sanken die ohnehin geringen Schweizer Siegeschancen auf ein absolutes Minimum.

Erneut zeigte sich das Team von Köbi Kuhn willig und bemüht, erneut fiel die Mannschaft nicht ab, aber erneut blieb sie ohne Plustor und ohne Durchschlagskraft in ihren raren offensiven Aktionen. Die Mannschaft, die Entwicklungspotenzial aufweist, zahlt in Portugal Lehrgeld. Fehler werden knallhart bestraft. Und die Jugend allein kann es (noch) nicht richten.

Nationaltrainer Köbi Kuhn sprach der englischen Mannschaft seine Anerkennung aus: «England hat eine starke Leistung gebracht und verdient gewonnen.» Weiter sagte er: «Wir haben wieder eine zweite Halbzeit zu Zehnt spielen müssen. Das hat uns körperlich und mental stark zugesetzt.»

England auf Kurs – Schweiz vor dem Out

England ist wieder auf Viertelfinal-Kurs. Das Team von Trainer Sven-Göran Eriksson benötigt nach dem mühsamen Erfolg bei einer Temperatur von annähernd 40 Grad nächsten Montag in Lissabon gegen Kroatien mindestens einen Punkt, um zum dritten Mal nach 1972 und 1996 in die Runde der letzten acht vorzustossen.

Für die Schweiz aber neigt sich die EM 2004 in Portugal wohl dem Ende zu. Nach der 0:3-Niederlage im zweiten Gruppenspiel müsste schon ein Fussballwunder geschehen, wenn sich die Schweiz noch für die Viertelfinals qualifizieren würde.

Immerhin, die Schweizer dürfen noch gegen Titelverteidiger Frankreich eine Ehrenrunde laufen und dann wahrscheinlich, wie 1996, auch bei ihrer zweiten Endrundenteilnahme die Koffer packen.

Nationaltrainer Köbi Kuhn gibt jedoch nicht auf: «Unsere Chancen sind zwar minim. Wir werden aber gegen Frankreich mit vollen Einsatz spielen.»

swissinfo und Agenturen

Stadion Municipal, Coimbra – 30216 Zuschauer – Schiedsrichter Iwanow (Russ). Tore: 1:0 Rooney (23.), 2:0 Rooney (75.), 3:0 Gerrard (82.)
Tore: 1:0 Rooney (23.), 2:0 Rooney (75.), 3:0 Gerrard (82.)
Gelbe Karten: Rooney / Celestini
Gelb-Rote Karte: Haas (60./wiederholtes Foulspiel)
Beste Spieler: Rooney, Gerrard / Hakan Yakin, Murat Yakin

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