IKRK tief besorgt über Lage in Darfur
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist beunruhigt darüber, dass die Sicherheits-Situation in Darfur immer schlechter wird. Es werde immer schwieriger, Hilfe zu leisten.
IKRK-Präsident Jakob Kellenberger sagte nach einer 5-tägigen Sudan-Reise, der Graben zwischen dem Bedarf nach humanitärer Hilfe in Darfur und den Möglichkeiten, diese zu den Leuten zu bringen, werde immer grösser.
Nach seiner Mission im sudanesischen Darfur hat IKRK-Präsident Kellenberger alle Konfliktparteien ermahnt, das internationale humanitäre Recht zu wahren, damit die Sicherheitsbedingen verbessert werden können.
Der Zugang zu den Opfern des Konflikts im Westen des Sudans werde immer schwieriger. Gleichzeitig werde der Graben zwischen den humanitären Bedürfnissen und den Interventionsmöglichkeiten immer grösser, bedauert Kellenberger.
Immer mehr Zwischenfälle
«Die Tendenz ist sehr beunruhigend. Die Zahl der Sicherheits-Zwischenfälle ist im Jahr 2006 gegenüber 2005 gestiegen», erklärte Kellenberger.
Er prangerte namentlich die Zunahme des Banditentums und der Kriminalität an, welche die Hilfe für die 2,5 Millionen Vertriebenen stark behindert.
Der Zugang sei im Norden von Darfur, in der Region von Kutum, in Djebel Marra, der Region von Gereira und der Grenze zu Tschad besonders schwierig, präzisierte Kellenberger.
Auch IKRK-Mitarbeiter gefährdet
Er erinnerte auch daran, dass das IKRK schon mehrere Male auf diese Situation hingewiesen hat. Am 30. August im letzten Jahr wurde ein sudanesischer IKRK-Mitarbeiter in der Nähe von Djebel Marra getötet.
Kürzlich wurde zudem eine Unter-Delegation bei Kutum angegriffen. Zwei Delegierte sind den Schüssen knapp entgangen. Am 7. Februar gab es westlich von El Fasher erneut einen Zwischenfall.
Der IKRK-Präsident hat zudem die Befehlskette innerhalb der bewaffneten Gruppen in Frage gestellt. Die von lokalen Kommandeuren abgegebenen Garantien würden von den Truppen oft nicht eingehalten. Mindestens 20 andere bewaffnete Gruppen sind momentan in Darfur aktiv.
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IKRK
Verstärkte Hilfe
Das IKRK bleibt die Organisation mit dem besten Zugang in ganz Darfur. Es muss deshalb seine Hilfe um 30 Mio. Franken aufstocken, um die Bedürfnisse der 120’000 Flüchtlinge zu decken, darunter 18’500 Kinder unter fünf Jahren, die im Lager von Gereida festsitzen.
Die Angestellten von Nichtregierungs-Organisationen (NGO), die das Lager bis jetzt betreuten, wurden zur Abreise gezwungen.
Strategie-Änderung
Eigentlich hatte das IKRK 2004 beschlossen, sich auf die Hilfe für die ländlichen Gebiete zu konzentrieren und den UNO-Organisationen und NGO die Betreuung der Lager zu überlassen.
Das IKRK musste laut Kellenberger diese Strategie ändern. Es befasst sich nun vor allem mit diesem Lager und verteilt dort Wasser, Nahrung und Medikamente.
«Diese Menschen können nicht mehr nach Hause zurückkehren. Ihre Dörfer wurden abgebrannt. Sie können sich in Anbetracht dieser Unsicherheit nicht bewegen. Wir hatten keine andere Lösung, als die Verantwortung für dieses Lager wieder zu übernehmen», sagte Kellenberger.
swissinfo und Agenturen
Im vierten aufeinanderfolgenden Jahr ist die Hilfe im Sudan die grösste Operation des IKRK.
Das für den Sudan bestimmte IKRK-Anfangsbudget betrug 73 Mio. Franken. 30 weitere Millionen kommen neu für die Unterstützung des Lagers von Gereida dazu.
160 ausländische Delegierte und 1800 sudanesische Angestellte arbeiten für das IKRK im Sudan.
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