Kleine Spitäler sind beliebter
Die Patienten in kleineren Spitälern sind zufriedener als jene in Universitätskliniken. Dies ergibt eine schweizweite Studie des Internet-Vergleichsdienstes comparis.
Deutlich fallen gemäss der Studie zur Patientenzufriedenheit die regionalen Unterschiede aus: In der Westschweiz sind die Befragten weniger zufrieden mit den Spitalleistungen als in der übrigen Schweiz.
«comparis.ch gibt kein Urteil darüber ab, welcher Wert gut und welcher Wert schlecht ist», sagt Richard Eisler, Geschäftsführer von comparis, zu den Ergebnissen der Umfrage zur Patientenzufriedenheit.
«Wir zeigen aber auf, dass es signifikante Unterschiede in der Zufriedenheit der Patienten zwischen einzelnen Spitälern gibt.»
Der Vergleichsdienst hat erstmals schweizweit die Zufriedenheit von Patienten in Spitälern erhoben. Dazu wurden in 53 öffentlichen Akutspitälern aller Sprachregionen 5827 Personen befragt, die in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Nacht im Spital verbrachten.
Gefragt wurde unter anderem nach der Verständlichkeit von Erklärungen von Ärzten und Pflegenden, nach der Verfügbarkeit der Ärzte oder wie die Abläufe im Spital funktioniert haben.
Je kleiner das Spital, umso zufriedener die Patienten
Gemäss der Studie sind Patienten in kleinen Spitälern zufriedener mit ihrer Behandlung als jene der Universitätskliniken. Die fünf Universitätsspitäler Zürich, Bern, Basel, Lausanne, Genf schneiden im Vergleich zu den anderen Spitalkategorien mit durchschnittlich 70 Punkten signifikant schlechter ab.
Am zufriedensten mit durchschnittlich 81 Punkten sind die befragten Patientinnen und Patienten, die in kleinen Grundversorgungsspitälern behandelt wurden.
Es gibt jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Schwere des Eingriffs und der Zufriedenheit der Patienten. Das Abschneiden der grossen Spitäler im Vergleich zu den kleinen kann nicht damit erklärt werden, dass die Patienten in Universitätsspitälern kränker sind oder dass dort schwerere Eingriffe vorgenommen werden als in kleineren Spitälern.
Frauen und Senioren fühlen sich besser behandelt
Die Befragung hat zudem aufgezeigt, dass Patienten mit zunehmendem Alter ihren Spitalaufenthalt besser beurteilen. So haben die 53 verglichenen Akutspitäler in der Altersgruppe der über 65-Jährigen viel besser abgeschnitten als in jener der unter 30-Jährigen.
Auch Frauen haben ihren Spitalaufenthalt in besserer Erinnerung und sind signifikant zufriedener als Männer.
Auffallend ist auch, dass Befragte mit höherer Bildung weniger zufrieden sind.
Westschweizer Patienten unzufriedener
Deutschweizer und Tessiner Patienten sind gemäss der Studie zufriedener über die Behandlung in ihren Spitälern als die Patienten aus der Westschweiz: Während die Deutschschweizer den Spitälern durchschnittlich 77 von 100 Punkten gaben, erreichten die Spitäler in der Romandie im Mittel lediglich 71 Punkte.
Bei der Studie zur Patientenzufriedenheit in Schweizer Spitälern schlossen das Ospedale della Beate Vergine in Mendrisio (87 Punkte) und das Spital Herisau (86 Punkte) am besten ab. Die letzten Plätze belegen insbesondere die Universitätsspitäler Genf (66 Punkte) und Lausanne (68 Punkte). Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 76 Punkten.
Studie ist erst der Anfang
Der Spitalverband H+ begrüsst alle Anstrengungen zur Verbesserung der Transparenz und der Qualität in den Spitälern. H+-Geschäftsführer Bernhard Wegmüller bedauert jedoch, dass comparis die Einschränkungen der Aussagekraft der Ergebnisse nicht auch beim Spitalvergleich auf der Homepage aufliste.
«Der Vergleich der Patientenzufriedenheit in den 53 Spitälern ist erst der Anfang», so Richard Eisler. comparis will nun einen Spitalführer entwickeln, in dem alle Spitäler der Schweiz aufgeführt sind.
swissinfo und Agenturen
Ermittelt wurde die Patientenzufriedenheit anhand von 19 Fragen. Pro Spital wurden mindestens 100 Patienten befragt. Mit Ausnahme des Juras wurde mindestens ein Spital pro Kanton bewertet.
Von 100 möglichen Punkten erreichten die 53 Spitäler eine durchschnittliche Bewertung von 76 Punkten. Alle fünf Universitätsspitäler liegen mit durchschnittlich rund 70 Punkten unter dem Durchschnitt.
Die beste Bewertung erzielte das Ospedale della Beata Vergine in Mendrisio (87 Punkte), die schlechteste das Universitätsspital Genf (66 Punkte).
Über dem Durchschnitt liegen: Spital Herisau (86), Kantonsspital Uri (84), Ospedale La Carità Locarno (84), Kantonsspital Appenzell (83), Spital Zofingen (82), Kantonsspital Obwalden (81) und Ospedale San Giovanni Bellinzona (81).
Deutlich unter dem Durchschnitt liegen: Universitätsspital Zürich (72), Bürgerspital Solothurn (71), Kantonsspital Bruderholz Basel (71), Stadtspital Waid Zürich (70), Spital Sion (68), Hôpital de Pourtalès Neuenburg (68), Universitätsspital Lausanne (68).
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch