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London: Gleiches Szenario – aber ohne Opfer

Nach den Explosionen suchte die Polizei in London mit Hunden nach weiteren Bomben. Keystone

Zwei Wochen nach den Attentaten vom 7. Juli war der öffentliche Verkehr Londons erneut das Ziel einer Attentats-Serie.

Die Bilanz der Polizei: Ein Verletzter und vier nicht richtig explodierte Bomben

Genau zwei Wochen nach den Selbstmordanschlägen von London ist die britische Hauptstadt am Donnerstag erneut von mehreren Explosionen erschüttert worden. Die Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus waren zwar von geringer Sprengkraft, verbreiteten aber Angst und Schrecken.

Todesopfer gab es keine, ein Mann wurde verletzt. Wenige Stunden nach den Detonationen in drei U-Bahnen und einem Doppeldeckerbus hatte die Polizei die Lage nach eigenen Angaben wieder «unter Kontrolle». Premierminister Tony Blair rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.

Ein Mann wurde vor der Downing Street, dem Sitz des Premierministers, von Polizisten mit vorgehaltenen Maschinenpistolen festgenommen. Das BBC-Fernsehen meldete unter Berufung auf eine Polizeiquelle, dass noch ein weiterer Mann in Polizeigewahrsam genommen worden sei. Nach mehreren anderen werde gefahndet.

Kein Chemiewaffen-Einsatz

Scotland-Yard-Chef Sir Ian Blair sagte in einer Reaktion auf Berichte über einen penetranten Geruch nach den Explosionen, nichts deute auf einen Chemiewaffenanschlag hin. Die Bomben seien anscheinend «recht konventionell» gewesen. «Das sind kleinere Sprengsätze, von denen einige nicht richtig losgegangen sind», erläuterte er. Die Bomben seien aber fast gleichzeitig explodiert.

«Wir können Dinge wie diese nicht herunterspielen. Alles, was ich dazu sagen möchte ist dies – wir wissen, warum diese Dinge geschehen sind, um den Menschen Angst zu machen», sagte Regierungschef Tony Blair.

Ins Mark getroffen

Die neuen Anschläge trafen die Metropole ins Mark. Zahlreiche U- Bahnstationen wurden vorübergehend evakuiert und scharenweise in Panik geratene Fahrgäste aus den Waggons geholt. Das Regierungsviertel Whitehall wurde kurzzeitig abgesperrt.

Blair rief die Bevölkerung auf, ihrer normalen Tätigkeit weiter nachzugehen. Er forderte die Briten auf, wie in der Vergangenheit mit der bekannten Ruhe, Würde und Entschlossenheit zu reagieren.

Das Ziel der Attentäter sei genau, die Leute einzuschüchtern. «Wir wollen so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren.»

Zuvor hatte er an einem Krisentreffen über die Explosionen mit den Chefs der Sicherheitskräfte sowie Innenminister Charles Clarke, Verteidigungsminister John Reid und Aussenminister Jack Straw
teilgenommen.

Zeugenberichte

Der U-Bahn-Fahrgast Ivan McCracken sagte dem Sender Sky News, in seiner U-Bahn sei kurz vor der Station Warren Street ein Rucksack explodiert. Auch in der BBC sagte eine Frau, in ihrem Zug sei ein Rucksack explodiert. «Es gab einen grossen Knall», sagte sie. Andere Augenzeugen berichteten an zwei U-Bahnstationen, sie hätten jeweils gesehen, wie einen Mann einen Rucksack abgestellt habe und davongerannt sei.

Bei den Selbstmordanschlägen vom 7. Juli in drei Londoner U-Bahnen und einem Bus waren 56 Menschen ums Leben gekommen, etwa 700 wurden verletzt.

Festnahmen in Pakistan

Die pakistanische Polizei hat unterdessen nach Informationen der «Times» den Hintermann der Londoner Terroranschläge vom 7. Juli festgenommen. Es handle sich um den «britischen El-Kaida-Führer» Haroon Rashid Aswat (30), berichtete die britische Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdienst- und Sicherheitsquellen in Pakistan.

Die pakistanische Regierung hatte am Mittwoch die Festnahme von rund 200 muslimischen Extremisten bekannt gegeben, aber dementiert, dass El-Kaida-Verdächtige darunter seien.

swissinfo und Agenturen

Donnerstag, 7. Juli: 3 Explosionen in der U-Bahn und eine Bombe in einem Bus erschüttern die englische Hauptstadt.
Die Attacke, hinter der man die Terror-Organisation Al Kaida vermutet, hat 56 Menschen das Leben gekostet. Rund 700 wurden verletzt.

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