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Micheline Calmy-Rey am spanischen Königshof

(V.l.n.r.): Prinz Felipe, Königin Sofia, Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und König Juan Carlos im La Zarzuela-Palast in Madrid. Keystone

Micheline Calmy-Rey ist am Montag in Madrid mit viel Pomp von König Juan Carlos, Königin Sofia und Prinz Felipe empfangen worden. Unterstützung sagte der König vor allem Genf als internationale Stadt zu.

Am Dienstag, dem zweiten und letzten Tag ihrer offiziellen Visite, trifft sich die Bundespräsidentin mit dem spanischen Premierminister José Luis Rodriguez Zapatero.

Am ersten Tag ihres offiziellen Besuches in Spanien wurde Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey königliche Ehre zuteil.

Juan Carlos erwartete Calmy-Rey am Montag im Zarzuela-Palast zu einer Unterredung. Im luxuriösen Hauptsaal der Privatresidenz der Königsfamilie erklärte der König, es sei eine «wahre Ehre», die Bundespräsidentin zu empfangen.

Er konnte sich jedoch Bemerkungen zum Finalspiel des Tennisturniers von Roland Garros am Sonntag in Paris nicht verkneifen, das der Spanier Rafael Nadal gegen den Schweizer Roger Federer gewonnen hatte: «Ein guter Match». Calmy-Rey hatte sich das Tennisspiel im Stadion angesehen. Sie war dabei neben Prinz Felipe gesessen.

Kein Hofknicks

Calmy-Rey, die dem König offenbar nicht wie es üblich ist mit einem Hofknicks die Ehre erweisen wollte, betonte nach dem Gespräch die starken Beziehungen zwischen Spanien und der Schweiz.

Sie basierten vor allem auf der gegenseitigen Einwanderung. Die spanische Gemeinschaft in der Schweiz zähle derzeit 90’000 Mitglieder, die Schweizer Gemeinschaft in Spanien 23’000, betonte sie.

Auch Juan Carlos sprach von engen Beziehungen. Der America’s Cup, der Ende Juni in Valencia stattfindet, habe es den beiden Ländern erlaubt, zusammen einen mitreissenden Wettkampf zu organisieren, sagte der passionierte Segler. «Sie leihen uns das Meer, das wir nicht haben», fügte Calmy-Rey hinzu.

Juan-Carlos: Kindheit in Lausanne

Eskortiert durch Sicherheitskräfte wurde die Bundespräsidentin anschliessend in einer Limousine in den Königspalast chauffiert, was den Madrider Verkehr vorübergehend lahmlegte. Im Palast gaben der König, die Königin und der Prinz zu ihren Ehren ein Mittagessen.

Vor dem Essen unterstrich der König seine persönliche Bindung zur Schweiz. Die Königsfamilie hatte unter der Franco-Diktatur viele Jahre im Exil gelebt. Der König selbst verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Lausanne.

Er war sehr berührt, als ihm Calmy-Rey als Geschenk ein Foto überreichte, das ihn auf dem Velo am Ufer des Genfersees zeigt.

«Mezquita»-Besuch und Minarettverbot

Am Abend fuhr die Schweizer Aussenministerin mit ihrem Amtskollegen Miguel Angel Moratinos im Zug nach Córdoba. Neben einem Arbeitstreffen mit Moratinos war ein Besuch der berühmten Moschee-Kathedrale «Mezquita» angesagt.

Die Moschee-Kathedrale Mezquita in Córdoba ist für Calmy-Rey ein Symbol der Koexistenz der Zivilisationen und Religionen. Das friedliche Zusammenleben der Kulturen sei möglich, sagte sie bei ihrem Besuch in Andalusien.

Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Initiative für ein Minarettverbot in der Schweiz verfassungswidrig sei.

Noch einmal nach Spanien

Mit ihrem Amtskollegen verabschiedete die Schweizer Aussenministerin in Córdoba eine Erklärung. Darin unterstreichen die beiden die Notwendigkeit, ihren Dialog über internationale Themen zu intensivieren.

Nach ihrer Rückkehr nach Madrid wird Calmy-Rey am Dienstag von Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero empfangen. Am Abend reist sie in die Schweiz zurück.

Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey wird am 22. und 23. Juni noch einmal nach Spanien reisen und in Valencia dem Start der Schlussregatte des America’s Cup beiwohnen, an der das Schweizer Boot Alinghi seinen Titel verteidigen wird.

swissinfo und Agenturen

Die spanische Wirtschaft gehört zu den wachstumskräftigsten in Europa. Das Wirtschaftswachstum betrug 2005 3,4% (2004: 3,1%).

Die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Spanien haben sich innert 10 Jahren praktisch verdoppelt:

2006 importierte die Schweiz Güter im Wert von gut 4 Mrd. Franken und exportierte für knapp 7 Mrd. Franken.

Die Anzahl der in der Schweiz wohnhaften Spaniern ist zwischen 1990 und 2000 von 116’000 auf 83’000 zurückgegangen.

Gemäss der Auslandschweizer-Organisation ASO leben in Spanien 22’680 Schweizerinnen und Schweizer.

Die Auslandschweizer-Gemeinde in Spanien ist die fünftgrösste in Europa (nach Frankreich, Deutschland, Italien und Grossbritannien).

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