Neue Saison, neuer Modus, alte Meister
Schienbeinschoner anschnallen, Nockenschuhe zuschnüren, Leibchen überziehen: Die neue Schweizer Fussball-Saison beginnt. Mit einem völlig neuen Meisterschafts-Modus, samt Namen.
Alt bleibt nur das Duell der grossen Favoriten FC Basel und Grasshoppers.
Mitte Juli, trockene Hitze, Sommerferien, Sonnenbaden, Grillieren, Baden in der Piscine, im See oder im Fluss – und Elitefussball. Am Mittwochabend, Punkt 19.30 Uhr, wird die neue Fussball-Meisterschaft angepfiffen. Die zehn Königs-Mannschaften treten wieder auf dem grünen Rasen an.
Beginn der Nationalliga A? Nein, Beginn der Super League, wie es neuerdings heisst. Die Nationalligen A und B gibt es nicht mehr. Die neue Swiss Football League (SFL) besteht aus der Super League (ex-NLA) und der Challenge League (ex-NLB).
Reduktion auf zehn Teams
Neu ist auch der Modus. In der Super League wurden der Trennstrich unter dem 8. Platz, die Punkteteilung nach der Qualifikation sowie die Final- und Abstiegsrunde abgeschafft. Die Spitzenliga wurde auf zehn Teams reduziert. Der Meisterschaftsbetrieb dauert 36 Spieltage, die 10 Teams treffen viermal aufeinander, je zweimal in Heim- und Auswärtsspielen.
Meister wird die Mannschaft auf Platz 1, absteigen muss das Team auf dem letzten 10. Rang, das durch den Sieger der Challenge League ersetzt wird. Diese Challenge League spielt sich in einem revolutionären Modus ab. «Eine Weltneuheit für eine Meisterschaft», sagt SFL-Präsident Jean-François Kurz gegenüber swissinfo.
UEFA-Cup als Modell
In der unteren Liga treffen 16 Mannschaften in 30 Spielen aufeinander, mit aufeinanderfolgendem Hin- und Rückspiel. Für einen Sieg gibt es drei Punkte, für ein Unentschieden einen. Das Team, welches das Doppelspiel gewinnt, erhält nach dem Modell des UEFA-Cups zwei zusätzliche Punkte.
Mittlerweile hat sich die Lage der Challenge League etwas kompliziert, weil ein unabhängiges Schiedsgericht den Entscheid der Rekurskommission der SFL aufgehoben hat, dem FC Sion die Lizenz für die Challenge League zu verweigern. Jetzt liegt der Entscheid wieder bei der Rekursinstanz.
Nun müssen die Clubs über die Aufstockung der Challenge League abstimmen. Der Start in der zweithöchsten Klasse erfolgt am Freitag – sicher ohne Sion, das als erstes Team in den ersten zwei Runden spielfrei wäre. Vorsorglicherweise wird nun ein neuer Spielplan mit 17 Clubs erstellt.
Produkt besser verkaufen
Wieso alle diese Neuerungen? Zum einen, um die oberste Liga klar von den anderen Ligen abzutrennen, die der Förderung von Jungtalenten dienen. Zum anderen, und das ist der Hauptgrund, um das Produkt Schweizer Fussball besser auf dem Markt zu positionieren. «Wie alle anderen Ligen sind wir immer auf der Suche nach neuen finanziellen Einkünften, die an die Clubs verteilt werden», sagt Jean-François Kurz.
«Dank des neuen Konzeptes konnten wir mit dem Ostschweizer Energiekonzern Axpo einen Sponsoren-Vertrag für die Super League abschliessen. Die Höhe des Betrages kann ich nicht bekannt geben, aber es handelt sich um eine hohe, bisher noch nie erreichte Summe.»
Bei der englischsprachigen Umbenennung der Nationalliga haben viele Leute die Nase gerümpft. Die Kritik weist der SFL-Präsident zurück. «Welche Sprache hätten wir denn verwenden sollen? Wenn wir einen deutschen Namen genommen hätten, wären Klagen von Seiten der Romandie und des Tessins gekommen, und umgekehrt.»
Bringt die Super League auch bessere Qualität?
Zur Zeit ist die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft auf Erfolgskurs. Der letztjährige Schweizermeister, der FC Basel, erzielte in der Champions League hervorragende Resultate. Und der amtierende Meister, die Zürcher Grasshoppers, könnten Basel in dieser Saison nachahmen. Hinter den beiden Giganten ist aber wenig «super».
Wie ist das nur schon mit der Qualität des Produkts Super League? «Nun, wir machen, was wir können», sagt Jean-François Kurz gegenüber swissinfo. «Jedenfalls verfügen wir mit der Super und der Challenge League über zwei Meisterschaften, die aus betriebswirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht gesund sind.»
Das ist nicht wenig, wenn man sich an die Relegierung am grünen Tisch des FC Sion erinnert oder an die schmerzlichen Konkurse von Lugano und Lausanne vor ein paar Monaten. Heute sind die Gesamtschulden der 26 Clubs der Super und Challenge League tiefer als beispielsweise jene eines einzelnen spanischen Spitzenclubs.
«Wir verfügen über präzise Regelungen, und dieses Jahr haben wir sie buchstabengetreu angewendet. Auch im Zusammenhang mit der Lizengewährung an die verschiedenen Clubs», fügt Kurz bei.
Die ewige Herausforderung
Super oder nicht, auf der Substanz-Ebene wird sich wenig ändern. Höchstwahrscheinlich werden die beiden «Grossen», GC und Basel, den Gewinn des Meistertitels und damit den Zugang zur lukrativen Champions League wieder unter sich ausfechten.
«Das wird sicher so sein», sagt GC-Sprecher Eugen Desiderato gegenüber swissinfo. «Wir werden wie immer versuchen, an der Spitze zu sein und den Meistertitel zu verteidigen. Und wahrscheinlich wird der FC Basel auch diese Saison wieder bis zum Ende unser Hauptgegner sein.»
Grasshoppers oder Basel, Basel oder Grasshoppers. Wenn nicht doch noch einer der «Kleinen» den beiden «Grossen» überraschenderweise ein Bein stellt…
swissinfo, Marzio Pescia
(Übersetzung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)
16. Juli, 19.30: Anpfiff der Super League
Teilnehmer: 10 Clubs (Grasshoppers, Basel, Zürich, Neuchâtel Xamax, Servette, Wil, St. Gallen, Young Boys, Thun, Aarau)
18. Juli, 19.30: Anpfiff der Challenge League
Teilnehmer: 16 Clubs (Bellinzona, Bulle, Baden, Vaduz, Chiasso, Chaux-de-Fonds, Concordia, Wohlen, Delémont, Yverdon, Kriens, Winterthur, Meyrin, Malcantone Agno, Schaffhausen, Luzern. Noch offen: Sion)
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