Rote Karte für Zwangsprostitution
Zehn Frauenorganisation starten unter dem Motto "Wir zeigen Zivilcourage" ein nationales Projekt zum Kampf gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel.
In mehreren Veranstaltungen soll über das Thema informiert werden – auch mit Blick auf die Euro 2008.
Gerade zu Grossanlässen wie den Fussball- Europa-Meisterschaften Euro 2008 würden Tausende von Frauen aus dem Ausland zur Prostitution gezwungen, erklärten Vertreterinnen der Organisationen zur Eröffnung der Kampagne am Donnerstag in Bern.
Diese steht unter dem «Matronat» eines rund 40-köpfigen Komitees mit den Bundesrätinnen Micheline Calmy-Rey und Doris Leuthard sowie Nationalrats-Präsidentin Christine Egerszegi an der Spitze.
«Zwangsprostitution ist ein Verbrechen, ein Offizialdelikt», unterstrich Renata Böhi-Reck vom Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen (SGF). «Wir machen Zwangsprostitution zum öffentlichen Thema.»
Zivilcourage der Freier gefordert
Freier machten sich strafbar, wenn sie Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nähmen. Sie sollten Zivilcourage beweisen: Wenn sie Anzeichen von Zwangsprostitution feststellten, sollten sie dies der Polizei melden.
Zwangsprostiutierte, viele davon minderjährig, werden meist aus Osteuropa, Afrika und Lateinamerika unter falschen Versprechungen nach Westeruopa gelockt. Hier müssten sie sich prostituieren, unter menschenverachtenden Bedingungen leben und hätten kaum eine Möglichkeit, sich aus ihrer Lage zu befreien, erklärte Käthi Böhm, frühere Präsidentin des Verbandes christkatholischer Frauen.
Die Frauendachverbände, die das Projekt tragen und die nach eigenen Angaben über eine Million Frauen in der Schweiz vertreten, wollen bis zum 25. November an verschiedenen Orten der Schweiz Informationsanlässe abhalten.
Geplant sind Diskussionsveranstaltungen, eine Ausstellung zum Thema «Ohne Glanz und Glamour», und die Vorführung des Films «Lilja 4-ever».
Präsenz während der Euro 2008
Ausserdem wollen Kirchen, Frauen- und Menschenrechtsorganisationen vor und während der Euro 2008 in der Schweiz und in Österreich eine Kampagne gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution führen, wie die sozialdemokratische Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold in einer schriftlichen Stellungnahme darlegte.
Man wolle die Öffentlichkeit auf die damit verbundenen Menschenrechts-Verletzungen hinweisen.
Zu den Trägerorganisationen gehören neben dem SGF die katholischen, evangelischen, christkatholischen und jüdischen Frauenorganistionen SKF, EFS, VCF und BSJF, die alliance F, die Verbände für Frauenrechte (svf), der Akademikerinnen (SVA) und der Bäuerinnen und Landfrauen (SBLV) sowie die Business & Professional Women.
swissinfo und Agenturen
Ab sofort dürfen Sexarbeiterinnen aus den neuen EU-Mitgliedstaaten nicht mehr als selbstständig Erwerbende in Erotikclubs im Kanton Zürich arbeiten. Damit dürfen sie nicht mehr wie bis anhin 90 Tage im Jahr in der Schweiz arbeiten.
Die neue Weisung kommt vom Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA), das Schweizerinnen und Frauen aus den alten EU- und EFTA-Staaten auf diese Weise schützen will.
Die Folgen sind noch nicht absehbar. Sowohl die Zürcher Polizei wie auch Betreiber von Salons wurden nicht vorab informiert. Betroffen sind Frauen aus dem Baltikum, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien und der Slowakei.
Die Projektorganisation Öffentliche Hand UEFA EURO 2008 (POÖH) hat entschieden, eine Kampagne gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution im Rahmen der EURO 2008 finanziell zu unterstützen. Der Entscheid basiert auf einer eingehenden Analyse des Geschehens an der Fussball-WM 2006.
Ziel der Kampagne ist es, im Rahmen der EURO 2008 eine breite Öffentlichkeit über die Thematik Frauenhandel und Zwangsprostitution zu informieren. Insbesondere sollen Männer für die Missstände sensibilisiert und gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution gewonnen werden.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch