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Rotes Kreuz nennt Lage in Irak prekär

Zwei von drei Irakern haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Keystone

Fünf Jahre nach Beginn des Irakkrieges geht es der Bevölkerung keineswegs besser als vorher. Im Gegenteil: Über vier Millionen Iraker sind zu Flüchtlingen geworden.

Auf diese prekäre Situation machen das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und Amnesty International aufmerksam. Besonders schlimm sei die fehlende medizinische Versorgung.

Im Irak herrscht nach Ansicht des IKRK eine desolate humanitäre Lage: Massaker durch verschiedene bewaffnete Gruppierungen, Folter und Misshandlung durch irakische Regierungstruppen sowie die fortgesetzte Inhaftierung Tausender Verdächtiger durch amerikanische und irakische Streitkräfte hätten verheerende Folgen. Dies erklärte die Menschenrechts-Organisation Amnesty International (AI) am Montag in London.

Vier Millionen Flüchtlinge

In ihrem Bericht «Gemetzel und Hoffnungslosigkeit» verweist die Menschenrechts-Organisation darauf, dass der Krieg mehr als vier Millionen Iraker zu Flüchtlingen gemacht habe, die zumeist unter elenden Bedingungen lebten.

Während Millionen von Dollar für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben worden seien, hätten heute zwei von drei Irakern keinen Zugang zu sauberem Wasser. Fast jeder Dritte sei auf Lebensmittel-Nothilfen angewiesen.

Katastrophal ist den Amnesty-Angaben zufolge auch die Situation in der Justiz. Prozesse seien «regelmässig unfair», «Beweise» oft unter Folter zustande gekommen. Hunderte Menschen seien so zum Tode verurteilt worden. Dies sei Anlass zu grosser Sorge für die Zukunft.

Keine medizinische Grundversorgung

Millionen haben zudem laut einem am Montag veröffentlichten Bericht des IKRK kaum Zugang zu sanitären Einrichtungen oder zur Gesundheitsfürsorge. Den Spitälern fehle es an qualifiziertem Personal und Medikamenten für die Grundversorgung.

Angesichts der Lage im Land sei es ausserordentlich schwierig, verlässliche statistische Daten zu bekommen, berichtete das IKRK weiter. Derzeit gebe es etwa 65 private und 172 öffentliche Spitäler.

Viele Mediziner haben das Land verlassen

Die Gebäude seien zum Teil in einem erbärmlichen Zustand. Seit 2003 sollen zudem mehr als 2200 Ärzte und Schwestern getötet und mehr als 250 entführt worden sein. Von den 1990 registrierten 34’000 Ärzten hätten mindestens 20’000 das Land verlassen.

In öffentlichen Kliniken gibt es dem Rot-Kreuz-Bericht zufolge nur 30’000 Betten, gebraucht werden 80’000. Die Behandlung in Privatkliniken können sich die meisten Iraker nicht leisten: Ärztliche Beratung kostet dort umgerechnet zwischen 2,30 und 7 Franken – der Tagesverdienst eines Irakers liegt bei rund 5 Franken.

swissinfo und Agenturen

Seit Kriegesbeginn sind mehr als zwei Millionen Iraker ins Ausland geflohen, die meisten von ihnen nach Jordanien und Syrien.

Gemäss einer Umfrage der deutschen ARD und vier amerikanischen und britischen Fernseh-Sendern befassen sich heute immer noch rund vier Millionen Iraker mit dem Gedanken, auszuwandern. Dies, obwohl sich die Sicherheitslage verbessert hat. 18% der Iraker haben laut der Studie konkrete Emigrationspläne.

Viele Iraker beurteilen die Sicherheitslage heute wesentlich positiver als noch vor einem Jahr. Sie werten das als Verdienst der irakischen Sicherheitskräfte und der lokalen Bürgerwehren, nicht als Erfolg der amerikanischen Truppen.

Der hohe Auswanderungswille ist laut Umfrage auch darauf zurückzuführen, dass viele Iraker die Massnahmen verurteilen, die zur Verbesserung der Sicherheit führten, nämlich die Vertreibung von Sunniten, Schiiten und Kurden aus ethnisch und religiös gemischten Quartieren und Regionen.

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